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"Furthest From" (c) Kyung Sok Kim, Kurzfilmtage Oberhausen

Festivals | | von Horst Peter Koll

Leben lohnt sich. Trotz allem

Das Kinder- und Jugendfilmprogramm der 66. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2020

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Das Leben annehmen, mit all seinen Höhen und Tiefen – dieses Leitthema zog sich durch die Beträge des Kinder- und Jugendfilmprogramms der 66. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, deren Vielfalt von der atmosphärischen Sommerfantasie bis zum ernsten Drama reichte und in deren Mittelpunkt auffallend oft Mädchen standen. Dass das Festival in diesem Jahr online stattfand, kann auch als Chance verstanden werden. So ist es näher an der Medienwelt der jungen Zielgruppe.

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Editorial | | von Stefan Stiletto

Kinder- und Jugendfilme im Netz

Mai 2020

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In den letzten Wochen war immer die Rede davon, dass wir „in besonderen Zeiten‟ leben. Und wenn man etwas Positives darüber sagen kann, dann ganz sicher, dass die außergewöhnlichen Umstände keineswegs zu einem Stillstand an Kreativität und Engagement geführt haben. Im Gegenteil: In Windeseile haben etwa Filmfestivals wie das Internationale Trickfilmfestival Stuttgart, das DOK.fest München oder die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen ihre Programme zu Online-Angeboten umgestaltet – und es dabei keineswegs dabei belassen, nur die Filme zu streamen. So findet etwa das Schulprogramm des DOK.fest zum ersten Mal virtuell statt und enthält trotzdem ein medienpädagogisches Begleitvideo und beim Trickfilmfestival gab es eine mehrteilige Trickfilmschule für die jungen Zuschauer*innen zuhause. So sehr bei diesen Online-Festivals auch das „Kinofeeling‟ fehlt, so sehr rückt doch ein anderer Aspekt ins Auge: Wird so nicht vielleicht sogar ein größeres Publikum erreicht? Können solche ergänzenden Angebote in Zukunft vielleicht eine Chance sein, den räumlich begrenzten Festivalort zu öffnen und neue Vertriebswege für tolle Kinder- und Jugendfilme zu schaffen? Oder sollten diese Aktionen eher eine Ausnahme bleiben, weil sie den Vertrieb – im Gegenteil – sogar schwächen könnten? Zu unseren Festivalentdeckungen aus dem Online-Programm des DOK.fest München jedenfalls zählen die Beiträge "Copper Notes of a Dream", „Scheme Birds‟, „Sommerkrieg‟ oder „Acasa, My Home‟ – und Sie müssen nicht in München sein, um sie (noch bis zum 24. Mai) sehen zu können.

Aber auch die öffentlich-rechtlichen Sender haben in den letzten Wochen auf die Krise reagiert. Die Mediatheken sind prall gefüllt mit einer Vielzahl an kostenfrei abrufbaren hochwertigen Spielfilmen für Kinder – vor allem dem KiKA gebührt hier Lob, macht er doch, zum Teil über lange Zeiträume, jüngere Festivalhits wie „Binti‟, „Sune vs. Sune‟ oder „Ich bin William‟ zugänglich, denen sowohl eine Kino- als auch eine Heimkinoauswertung bislang verwehrt geblieben ist.

Eine hochwertige Auswahl an Kinder- und Jugendfilmen bietet auch das Streaming-Portal Filmfriend an, das für Nutzer*innen teilnehmender Bibliotheken verfügbar ist. Reinhard Kleber stellt es vor. Wer physische Medien bevorzugt, findet derweil gute Unterhaltung mit dem bildgewaltigen Anime „Children of the Sea‟ sowie dem preisgekrönten Jugenddrama „Giant Little Ones‟, die beide als Heimkino-Premieren erschienen sind.

In der nächsten Zeit werden wir verstärkt auch das Programm von Streaming-Diensten durchforsten, die zum Teil mit ambitionierten und sehenswerten Eigenproduktionen eigene Duftmarken im Film- und Serienangebot für Kinder und Jugendliche setzen. Die von Detlev Buck (mit)inszenierte Serie „Bibi & Tina‟ (Amazon Prime) zählt leider nicht zu den Highlights, die Netflix-Produktionen „Der Brief für den König‟ und „I Am Not Okay With This‟ hingegen sind sehr sehenswert. Wer sich in diesem Zusammenhang schon gefragt hat, weshalb Jugendliche in Serien der jüngsten Zeit so oft Superkräfte oder magische Fähigkeiten besitzen, findet ein paar Analyseansätze in dem Hintergrundtext von Christopher Diekhaus.

Aber keine Sorge, liebe Kinder- und Jugendfilmverleiher*innen: Wir driften nicht in die Online-Welt ab, sondern freuen uns auf die hoffentlich baldige Wiederöffnung der Kinos, auf „Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess‟, auf „Madison‟ und „Into the Beat‟ (die nächsten beiden Filme der Initiative „Der besondere Kinderfilm‟), auf „Mina und die Traumzauberer‟, auf „Sunburned‟ und „Kokon‟.

 

"Antboy" auf filmfriend.de

Hintergrund | | von Reinhard Kleber

Ein Filmfreund für die Bibliotheken

Das Video-on-Demand-Portal "Filmfriend"

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Die Plattform filmfriend.de ist das erste Video-on-Demand-Portal für Bibliotheken, durch das diese ihr Filmangebot zeitgemäß erweitern können. Ein Schwerpunkt: Das sorgfältig kuratierte Kinder- und Jugendfilmprogramm, in dem sich neben populären Erfolgsfilmen auch Geheimtipps finden. Aber auch „live‟ vor Ort will filmfriend.de in Zukunft Filmkultur in Bibliotheken bringen.

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"I Am Not Okay With This" (c) Netflix

Hintergrund | | von Christopher Diekhaus

Teenager*innen mit Superkräften

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Schon lange gibt es Geschichten, in denen die Entwicklung von Superkräften mit dem Jugendalter zusammenfällt. In der Pubertät kommen die übernatürlichen Gaben plötzlich zum Vorschein, erweisen sich als Reaktion auf Unterdrückung und Missbrauch, befördern Identitätskrisen oder führen die jungen Protagonist*innen gar an die Grenze zum Kontrollverlust. Überblick über ein Erzählmuster, das derzeit wieder besonders oft anzutreffen ist.

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Editorial | | von Stefan Stiletto

Und jetzt?

März 2020

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Im Februar waren wir noch optimistisch. „Gute Zeiten für den Kinderfilm?‟ lautete die Überschrift unseres Editorials. Zwar mit einem Fragezeichen versehen – aber dennoch mit Vorfreude auf die vielen tollen Kinderfilme blickend, die bald im Kino starten würden. Das ist jetzt vorbei. „Zu weit weg‟, die eindrucksvolle und vielschichtige Geschichte über den Verlust des Zuhauses, hat es besonders hart erwischt. Wenige Tage nach dem Start wurden sämtliche Kinos aufgrund der Corona-Krise geschlossen. Der grandiose „Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess‟ wurde erstmal vorsichtig auf Juni verschoben. Der Goldene Spatz wird in diesem Jahr nicht im Frühjahr stattfinden. Und das Trickfilmfestival Stuttgart, bei dem es für ein junges Publikum immer einiges zu entdecken gibt, ist abgesagt.

Was das Blockbuster-Kino vielleicht noch halbwegs abfedern kann, ist für die kleinen Verleiher ebenso wie für die engagierten Kinos und die Festivals, die Kinder- und Jugendfilme auch abseits der einschlägigen Großproduktionen spielen, eine Katastrophe. Die Gewinner der Krise werden die Streaming-Anbieter sein, im Moment der direkte Draht in die isolierten Wohnzimmer. Und ja, so schön das Kino ist, so spannend ist auch deren Angebot (normalerweise ergänzend zum Kino), wenn man sich von der schieren Masse und Unübersichtlichkeit nicht erschlagen lässt.

Weil Kinder und Jugendliche derzeit vermutlich mehr fernsehen werden als sonst, möchten wir zunächst allgemein auf die kostenfreien Online-Angebote des KiKA hinweisen. Nicht selten sind dort einige Fernsehpremieren von Kinderfilmfestivalerfolgen zu finden, die es in Deutschland weder ins reguläre Kino noch auf DVD oder Blu-ray geschafft haben (und die unter normalen Umständen, auch das muss selbstkritisch gesagt werden, von der Berichterstattung kläglich vernachlässigt werden). Für Jugendliche lohnt sich unterdessen immer wieder ein Blick in die Mediathek von Arte, wo es in schöner Regelmäßigkeit auch etwa schroffere Coming-of-Age-Geschichten, auch hier meist Festivalfilme, zu sehen gibt. Das kommerzielle Netflix wartet unterdessen vor allem mit einigen interessanten Serien-Eigenproduktionen für Kinder und Jugendliche auf und auch das neue Disney+ hat bereits erste exklusive Inhalte präsentiert. Ausgewählte Filme und Serien der Mediatheken und Streaming-Dienste werden wir in der nächsten Zeit ausführlich hier im Kinder- und Jugendfilmportal vorstellen. „Der Brief für den König‟ macht den Anfang und richtet sich an Zuschauer*innen ab 12 Jahren, Jugendliche ab 16 Jahren finden mit „I am not okay with this‟ eine schräge Comic-Adaption. Darüber hinaus möchten wir auch auf Filmfriend.de hinweisen, das Nutzer*innen teilnehmender Bibliotheken kostenfrei Zugriff auf handverlesene Kinderfilme bietet.

 

"H is for Happiness" (c) David Dare Parker

Magische Momente | | von Katrin Hoffmann

Der große Auftritt

Eine hinreißende Bühnenperformance lässt den Film „H is for Happiness“ unvergesslich werden

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In dem großen Finale der ebenso bonbonbunten wie tiefgründigen australischen Literaturverfilmung „H is for Happiness‟ kommt alles zusammen: Tränen vor Rührung und vor Lachen, die Selbsterkenntnis zweier Figuren – und die Musik von Dolly Parton und Kenny Rogers.

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"Mamá, mamá, mamá" (c) Rebeca Rossato Siqueira/Rita Cine & Bomba Cine

Festivals | | von Katrin Hoffmann

Allein in einer komplizierten Welt

Kinder haben es nur selten leicht im Programm von Generation Kplus bei der "Berlinale" 2020

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Die Väter sind weg, die Mütter überfordert, die Welt ist unübersichtlich: Im diesjährigen Programm von Generation Kplus müssen Kinder ihren Weg alleine finden – und haben dabei glücklicherweise oft auch trotz vieler Widrigkeiten Erfolg.

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"La déesse des mouches à feu" (c) Laurent Guérin

Festivals | | von Holger Twele

Schaffen sie das?

Widerständige Jugendliche im Programm von Generation 14plus bei der "Berlinale" 2020

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Probleme zu stemmen und daran zu wachsen, darum ging es teils außergewöhnlich heftig in den Jugendfilmen des 14plus-Programms der diesjährigen Berlinale Generation. Auffallend viele Filme erzählten dabei über junge Frauen oder stammten aus den Händen von Filmemacherinnen.

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Editorial | | von Stefan Stiletto

Gute Zeiten für den Kinderfilm?

Januar 2020

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Wer einen Blick auf das aktuelle Angebot an Kinderfilmen im Kino wirft, reibt sich die Augen. Und nein, Grund dafür sind nicht die mittlerweile üblichen Januar-Trittbrettfahrer, die mit zu Kinoversionen aufgeblasenen, qualitativ unterirdischen TV-Specials wie „Thomas und seine Freunde‟ Eltern mit jüngeren Kindern ins Kino locken wollen. Staunen lässt hingegen ein großes Highlight wie „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl‟, Caroline Links Adaptation des Judith-Kerr-Romans, der schon für ein junges Publikum geeignet ist, weil er aus Kindersicht spürbar macht, was Flucht und Vertreibung bedeutet. Caroline Link beweist erneut ihr ausgeprägtes Gespür für herausragende Kinderdarsteller*innen und ihre Sensibilität für die Perspektive von Kindern. Katrin Hoffmann hat den Start des Films zum Anlass genommen, um sich intensiver mit den Familienbildern im Werk von Caroline Link zu beschäftigen.

Darüber hinaus kommen in nächster Zeit ein paar äußerst bemerkenswerte Kinderfilmfestival-Hits des vergangenen Jahres regulär ins Kino. Den Anfang macht Ende Januar „Romys Salon‟, eine Geschichte über ein zehnjähriges Mädchen, das seine an Demenz erkrankte Großmutter neu kennenlernt und sich dabei auch selbst neu in der Welt verortet. Eine stimmige Erzählung, ganz nah an den Figuren, klug und mit einem guten Sinn für Bildsprache von Mischa Kamp inszeniert. Kirsten Taylor widmet sich der Figurenentwicklung in einem eigenen kurzen Text, der deutlich macht, wie komplex und vielschichtig der Film angelegt ist.

Und damit wirft das Kinofrühjahr nur seine ersten starken Schatten voraus: Vormerken sollten Sie sich schon jetzt „Zu weit weg‟ und „Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess‟, zwei ebenso mitreißende wie tiefsinnige Festivalerfolge, die der farbfilm Verleih im März und April ins Kino bringt. Einen Blick in das Geschäft von Filmverleiher*innen, die sich in Deutschland in der jüngeren Zeit um ein besonderes Kinderfilmangebot im Kino verdient gemacht haben und auf dieses Marktsegment setzen, hat Reinhard Kleber in seinem Hintergrundartikel geworfen und dafür mit den Geschäftsführern des farbfilm Verleihs, von eksystent Distribution und Little Dream Pictures gesprochen.

 

"Romys Salon" (c) farbfilm

Junge Held*innen | | von Kirsten Taylor

Wer bin ich? Und wer bist du?

Die Titelheldin in „Romys Salon‟ (Mischa Kamp, 2019)

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Die zehnjährige Romy zieht schon mit ihren ersten Sätzen in den Bann. Ist sie nur altklug? Keineswegs! Romy nimmt uns mit auf eine Reise, im Laufe derer sie in dem vielschichtigen Kinderfilm „Romys Salon‟ von Mischa Kamp nicht nur sich selbst, sondern auch ihre an Demenz erkrankte Oma aus einer anderen Perspektive sieht. Ein Blick darauf, wie eine große Entwicklung glaubwürdig erzählt wird und wie ein Kind erkennt, dass auch andere Menschen eigenständige Personen mit eigenen Geschichten sind.

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