Drei Schritte zu dir
Zwei an Mukoviszidose erkrankte Jugendliche verlieben sich. Die Auseinandersetzung mit dem drohenden Tod muss aber oft dem Kitsch weichen.
Carpe diem. Nichts kann diesem Appell glaubwürdiger Gehör verschaffen als ein junges Paar, dem trotz aller romantischer Liebesbande keine Zukunft beschieden ist. Stella lebt derzeit im Krankenhaus und bereitet sich auf eine Lungentransplantation vor. Die 17-Jährige muss mit Sauerstoff versorgt werden – ihr steckt ein unschöner Schlauch in der Nase – da sie an Mukoviszidose leidet, einer seltenen Stoffwechselerkrankung, durch die der Körper zähen Schleim zumeist in Lunge und Bauchspeicheldrüse absondert, was Husten und Atemnot auslöst. Doch die lebenshungrige junge Frau lässt sich von ihrem Schicksal nicht zermürben. Tapfer steht sie, unterstützt von ihrem besten Freund, dem schwulen Poe, die anstrengende und zeitraubende Behandlung durch, postet gut gelaunt Videos auf YouTube, in denen sie freimütig über sich und ihre Krankheit schnattert. Wie anders hingegen geht ihr Mitpatient Will mit dieser Krankheit um. Durch diese ist seine Lunge von einem schwer kontrollierbaren Bakterium befallen, was die Aussicht auf eine Transplantation trübt. So glaubt Will nicht mehr so recht an einen Behandlungserfolg. Als begnadeter Zeichner artikuliert er seine skeptische Haltung in seinen Cartoons. Er erregt damit Stellas heftigen Zorn: Wenn ihm alles egal sei, solle er seinen Bettenplatz für einen optimistischer Gestimmten freigeben. Ihre resolute, aufrechte Art kommt bei Will gut an, und sie bandeln miteinander an. Freilich dürfen sich die beiden dabei niemals zu nahe kommen, sie halten jenen Abstand von „five feet“ des amerikanischen Originaltitels ein, da aufgrund der Gefahr einer bakteriellen Ansteckung Stellas Transplantation gefährdet wäre. Ihre Liebe macht das junge Paar erfinderisch.
Justin Baldoni und sein Drehbuchteam wissen in ihrem Liebesmelodrama nicht sehr viel Neues zu erzählen, so erinnert manches der Story an Josh Boones Literaturverfilmung „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ (2014). Obgleich im amerikanischen Originaltitel die Fernsehserie „Six feet under“ anklingt, drückt sich „Five feet apart“ davor, sich auf das Ende des Lebens wirklich einzulassen. Das ist auch Brian Tylers Filmmusik geschuldet; sie trägt noch über jede Schwere hinweg. Um dem Tod ins Auge zu sehen, dem Leben noch bis zum bitteren Ende ein befriedigendes Maß an Produktivität abzugewinnen, vertraut der Film auf erprobte Muster, auf froh gestimmte, geistreiche und sensible Charaktere, die von den beiden Hauptdarstellern glaubhaft verkörpert werden. Sie wissen sich zwecks ästhetischem Mehrwert für den Film immer auch künstlerisch auszudrücken, Wills Cartoons stammen von Caesar Meadows.
Während sich der Film anfangs noch bemüht zu zeigen, wie die todbringende Krankheit in Stellas Leben eingreift, etwa wenn sie eine Unmenge Pillen schlucken muss, um Schleim abzuhusten, lässt er mehr und mehr diesen bedrückenden Krankenhausalltag hinter sich. Er lässt sich von der Sehnsucht der jungen Menschen erfassen, sieht sein Potenzial in den gefühlvollen und zauberhaften Momenten ihrer Begegnung, die schließlich in unwirklichen, kitschigen Szenen gipfeln. Da gibt es einen Einbruch ins Eis und einen Abschied mit einer ästhetischen Lichtinstallation. Da changiert dann das Krankenhaus zwischen Wohnheim und Luxushotel. So wird Wills Geburtstag in der Kantine mit Hummer und Sekt ausgerichtet. Oder das junge Liebespaar verabredet sich zu einem Stelldichein am Pool. Warum diese Krankheit „ein Gefängnis“ sein soll, vermittelt sich in diesen Szenen nicht. Allerdings kreiert der Film dadurch auch stellenweise eindringliche Bilder. Sie widerstehen der allgegenwärtigen Fixiertheit auf junge, sich leidenschaftlich begehrende Körper. Wenn sich Stella und Will am Pool einander zeigen, ihre von der Behandlung entstellten Körpern entblößen, vermittelt sich ihre Verwundbarkeit spürbar.
Heidi Strobel
Five Feet Apart - USA 2019, Regie: Justin Baldoni, Kinostart: 20.06.2019, FSK: ab 6, Empfehlung: ab 14 Jahren, Laufzeit: 116 Min. Buch: Mikki Daughtry, Tobias Iaconis. Kamera: Frank G. Demarco. Musik: Brian Tyler. Schnitt: Angela M. Catanzaro. Produktion: Justin Baldoni, Cathy Schulman. Darsteller*innen: Haley Lu Richardson (Stella), Cole Sprouse (Will), Moises Arias (Poe), Kimberly Hebert Gregory (Barb), Parminder Nagra (Dr. Noor Hamid) u. a.
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