Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten
Funktioniert die Wissenssendung aus dem KiKA auch im Kino? Durchaus! Eine charmante Doku zur richtigen Zeit.
Wie erklärt man Kindern die Welt? Tobias Krell macht es seit 2013 in seiner stets gut recherchierten Wissenssendung „Checker Tobi“ im KiKA kurzweilig vor. Nun kommt der Dokumentarfilm dazu ins Kino.
Die Transformation des Fernsehformats solcher Serien klappt nicht immer. Der Versuch, die Serie „Willi will’s wissen“ mit „Willi und die Wunder dieser Welt“ (Arne Sinnwell, 2008) ins Kino zu übertragen, war leider gescheitert. Weil hinter dem „Checker Tobi“-Film ebenfalls die Produktionsfirma megaherz steht, war die Skepsis deshalb anfänglich groß, hat sich aber schon nach den ersten Filmszenen in Wohlgefallen aufgelöst.
Tobi dreht zunächst auf einem Piratenschiff eine Spielfilmszene, die ihn in seiner Traumrolle als Schiffskapitän zeigt, der gegen Piraten kämpft. Bei einer Abkühlung im Meer findet er dabei eine Flaschenpost mit einem sonderbaren Rätsel. Er soll vier Aufgaben lösen, um dem Geheimnis unseres Planeten auf den Grund zu gehen. Das weckt natürlich Tobis Neugier und gleich der erste Teil klingt richtig schwierig: Blicke ins Herz der Erde. Aber Tobi wäre nicht der Checker, wenn er sich nicht begeistert auf die Suche begeben würde, indem er mit der Vulkanforscherin Ulla zur Insel Tanna im Pazifik fliegt.
Schon diese erste Reise bietet spektakuläre Bilder, in denen Tobi mit Ulla am Kraterrand des Yasur steht, einem der weltweit aktivsten Vulkane, und in dessen brodelndes Magma hinabblickt. Die beiden stehen mitten im Vulkanregen und wir begreifen sofort die Verehrung und auch die Angst, die die Einwohner*innen Tannas dieser Naturgewalt gegenüber verspüren. Der Film gibt uns die Zeit zum Staunen, ganz so wie Tobi staunt und sich von Ulla das Mysterium der Vulkane erklären lässt. Aus solcher Glut entstand unsere Erde, das ist die erste Erkenntnis auf dem Weg zur Lösung des Rätsels.
Die nächsten Aufgaben bringen Tobi nach Tasmanien, Grönland und schließlich in ein Armenviertel von Mumbai. Es gilt im Meer den achtbeinigen Bären zu finden und im ewigen Eis die Bibliothek der Menschheit zu entdecken. Wir nähern uns sozusagen über sehr einsame, unwirtliche Orte wie dem Vulkan, dem Ozean und der unbesiedelten Nordpolgegend dem größten Slum der Welt, wo auf zwei Quadratkilometern eine Millionen Menschen leben – von der Einsamkeit zur quirligen indischen Megastadt.
Die Kamera schwebt dabei immer wieder in die Höhe, um uns einen Überblick aus der Vogelperspektive zu verschaffen, taucht aber auch ganz nah dem Seedrachen hinterher, oder lässt uns durchs Mikroskop am Lebendigwerden des achtbeinigen Bärtierchens teilhaben. Allein schon seinetwegen lohnt sich der Film, denn diese Supertiere sind die größten Überlebenskünstler der Welt und sehen so süß aus, dass sie nicht nur die Kinder begeistern werden. Tobi ist hingerissen von den kleinen Wunderwesen, seine Freude, als er eines davon wiederbelebt, steht ihm ins Gesicht geschrieben.
Checker Tobi ist authentisch und sympathisch, er lässt sich tatsächlich mitreißen, stellt interessierte Fragen und seine Aufregung über die Rätsellösungen nimmt man ihm als wahre Begeisterung ab. Mittels Animation wird das ein oder andere Phänomen detailreich erklärt und so nochmals aus einer anderen Perspektive vertieft. Da fliegt das Bärtierchen mit der Raumsonde durchs All, oder eine aufgeschnittene Erdkugel zeigt uns deren inneren glutheißen Kern. Der ganze Rhythmus des Films ist in bestem Sinne unaufgeregt und kommt ohne schnelle Schnitte aus. Tobi ist aus dem Off als Kommentator seiner Reisen immer ein hilfreicher Begleiter und den Zuschauer*innen ganz nah, während er sich und uns Zeit zur Beobachtung lässt.
Einige inszenierte Szenen, wenn er beispielsweise sein Tagebuch verliert oder im Urwald aufs Klo muss, dienen im Format der Dokufiktion ganz selbstverständlich als Auflockerung und sorgen für ein wenig Spannung oder Witz, um den Blick anschließend wieder auf das Wesentliche richten zu können. Als Erkenntnis nehmen wir mit, dass der Mensch von außen betrachtet winzig ist, die Natur aber groß und allumfassend. Niemand kann den ökologischen Zusammenhängen entkommen, denn über die Meere und die Atmosphäre sind alle Kontinente miteinander verbunden. Die Verantwortung für die Ressourcen unserer Umwelt wird nicht mit dem Holzhammer vorgetragen, aber sie schwingt immer mit, egal ob wir vom Vulkan ins Innere der Erde blicken oder in tiefen Eisschichten im Gedächtnis der Welt lesen. Ein Film der zur richtigen Zeit den Kindern ganz aktuell unseren Planeten erklärt.
Katrin Hoffmann
Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten - Deutschland 2019, Regie: Martin Tischner, Kinostart: 31.01.2019, FSK: ab 0, Empfehlung: ab 7 Jahren, Buch: Martin Tischner. Kamera: Johannes Obermaier. Musik: Sonja Glass. Schnitt: Florian Kohlert. Produktion: Fidelis Mager, Oliver Gernstl, Franz X. Gernstl. Mitwirkende: Tobias Krell (Checker Tobi), Esra Bonkowski (Stimme Rätsel), Ulla Lohmann (Vulkanforscherin), Uli Kunz (Forschungstaucher), Daniela Jansen (Eisforscherin), Devaki Patil (Indien-Spezialistin) u. a.
Altersempfehlung 6-9 Jahre
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