Christopher Robin
Christopher Robin ist erwachsen geworden. Und damit verliert der Film leider auch sein Kinderpublikum aus den Augen.
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Disney unser Bild von Märchenfiguren sowie von Charakteren der Kinderliteratur nachhaltig geprägt hat. Ob Prinzessinnen, Meerjungfrauen oder Dschungelbewohner*innen: Jedem kommt wohl eine Disney-Zeichnung dazu in den Sinn. Gleiches gilt für Winnie Puuh, wenn er in seinem roten Pullover gutmütig-gemütlich durch den Hundertmorgenwald stapft.
Umso interessanter ist es, dass mit „Christopher Robin“ der erste Puuh-Realfilm mit CGI-Elementen ins Kino kommt. Die Geschichte ist schnell erzählt: Christopher Robin hat den Hundertmorgenwald hinter sich gelassen und ist zum Mann geworden. Ein stressiger Job und zu wenig Zeit für Familie und Spaß bestimmen seinen Alltag. Doch ein treuherziger Bär von geringem Verstand hilft ihm dabei, die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu erkennen. Visuell ist der Film absolut gelungen. Die Animation von Winnie, Ferkel, Tigger und den anderen Tieren überzeugt auf ganzer Linie, während eine herbstliche Farbgebung die melancholische Stimmung gut unterstreicht.
Vor allem die anfängliche Entwicklung von Christopher Robin zum erwachsenen Mann ist erzählerisch gut gelöst und ein wahrer Hingucker. Doch während es vielen Disney-Produktionen gelingt, alle Zuschauer*innen gleichermaßen anzusprechen, zeigt „Christopher Robin“ hier seine Schwächen. Erwachsenenthemen wie Ehe- und Karriereprobleme oder eine vernachlässigte Tochter, die es dem Vater dennoch recht machen will, werden oberflächlich angerissen, während Kinder mit einer Prise Slapstick und einer Portion Action bei Laune gehalten werden. Der versuchte Spagat zwischen unterschiedlichen Zielgruppen mündet in eine äußerst konstruierte und aus Erwachsenenperspektive enttäuschende Auflösung. Dass der Film dennoch sehenswert ist, liegt zum großen Teil an den Bewohner*innen des Hundertmorgenwalds, die mit ihrer liebevollen Naivität das Herz zu erwärmen wissen und die ein oder andere Lebensweisheit mit auf den Weg geben.
Harald Hinterkeuser
Christopher Robin - USA 2018, Regie: Marc Forster, Kinostart: 16.08.2018, FSK: ab 0, Empfehlung: ab 9 Jahren, Buch: Alex Ross Perry, Tom McCarthy, Allison Schroeder, nach den Figuren von Disney’s „Winnie Puuh“ sowie dem Roman „Pu der Bär“ von Alan Alexander Milne. Kamera: Matthias Koenigswieser. Musik: Geoff Zanelli, Jon Brion. Schnitt: Matt Chessé. Produktion: Brigham Taylor, Kristin Burr. Darsteller*innen: Ewan McGregor (Christopher Robin), Hayley Atwell (Evelyn Robin), Bronte Carmichael as Madeline Robin, Mark Gatiss (Giles Winslow), Oliver Ford Davies (Old Man Winslow) u. a.
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