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Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik

Bären und Mäuse können Freunde sein! Die Fortsetzung führt in ein anderes Land und erzählt über Selbstbestimmung und Anerkennung.

Zehn Jahre sind vergangen, seitdem der Animationsfilm „Ernest & Célestine“ (2013) von Stéphane Aubier, Vincent Patar und Benjamin Renner Publikum und Kritiker*innen begeistert hat. Ein Film, frei erzählt nach alten Bilderbüchern, der deren andeutende Ästhetik und wohlfühlwarme Farbgestaltung teils imitiert hat, aber doch auch durch seine sanfte Linienführung ganz frisch und luftig wirkte. Der es verstand, von schwierigen Themen wie Vorurteilen, Feindbildern und Ausgrenzung so zu erzählen, dass schon ein sehr junges Publikum etwas damit anfangen konnte. Und der das Label „warmherzig“ mal wirklich tragen durfte, weil er so einfühlsam und in klaren Bildern von der Entstehung einer Freundschaft erzählte. Nach einer mittlerweile 52 Episoden umfassenden Fernsehserie, die den Kosmos um den brummigen, herzensguten Bären Ernest und die gewitzte, aber auch schutzbedürftige Maus Célestine um zahlreiche Figuren erweitert hat, geht nun ein zweiter Kinofilm an den Start. Dieser führt, wie es sich für ein Abenteuer gehört, das für die große Leinwand gedreht wurde, sogleich hinaus in die weite Welt.

Scharabsaka, das Heimatland von Ernest, ist das Ziel der Reise des Bären und der Maus, weil nur dort Ernests kaputte Geige repariert werden kann. Doch in Scharabska sieht es ganz anders aus, als Célestine sich das immer vorgestellt hat. Von der Musik, die nach Ernest dort immerzu in der Luft liegen soll, ist nichts zu hören. Dafür säumen Verbotsschilder den Weg. Alles ist geregelt, vieles verboten. Etwa Instrumente, auf denen mehrere Noten gespielt werden können. Nur das C ist erlaubt. Und das macht auch ein ambitioniertes Klavierkonzert, nunja, recht eintönig.

Bald erfährt Célestine, dass genau dieses Musikverbot auch mit Ernest zu tun hat. Ernests Vater, der den obersten Richterposten im Land besetzt, hat es vor Jahren erlassen. Aus Enttäuschung, weil Ernest nicht wie alle männlichen Vorfahren in seiner Familie Richter, sondern Straßenmusiker werden wollte. Nun stellt der Vater ihn nochmal vor eine Wahl. Sollte er seine Entscheidung revidieren, könnte er das Gesetz als Richter selbst wieder aufheben. Doch Ernest will nicht. Er sympathisiert mit dem maskierten Rebellen namens Mifasol, der den musikalischen Widerstand anführt und ganz oben auf der Gesuchtenliste steht.

Célestine tritt ein wenig in den Hintergrund in dieser Geschichte, die sich vielmehr auf Ernest und dessen Familie konzentriert. Und doch wäre Ernest ohne Célestine verloren, weil sie ihm immer wieder Mut macht, seinen eigenen zu Weg zu gehen. Das ist auch das Kernthema dieses Films, der schwierige Eltern-Kind-Beziehungen beleuchtet und ein Plädoyer dafür ist, Kindern Raum zur Entfaltung zu lassen und ihre Wünsche anzuerkennen.

Wieder gelingt es den Filmemachern – dieses Mal haben Julien Chheng und Jean-Christophe Roger die Regie übernommen –, diese Themen schon für jüngere Kinder ab sechs Jahren verständlich und anschaulich zu machen. Die Dialoge sind einfach gehalten, die Konflikte werden auf klar nachvollziehbare Situationen heruntergebrochen. Wie Ernest von seinem Vater geradezu erpresst wird, wirkt empörend. Umso schöner ist es zu sehen, wenn er sich traut, ihm letztlich die Stirn zu bieten. Andererseits sind die Figuren auch nicht so klar in „Gute“ und „Böse“ unterteilt, wie es zunächst den Anschein macht. Gleich mehrere halten geheim, was sie wirklich tief im Inneren fühlen – weil sie fürchten, sonst von anderen abgelehnt zu werden.

Auch der anarchische Witz von Aubier, Patar und Renner – Aubier und Patar sind auch die Köpfe hinter der herrlich absurden Serie „Panique au village“ – hat es in die Fortsetzung geschafft. „Es ist, wie es ist, und so bleibt es“ (wörtlich übersetzt eigentlich: „Es ist so und nicht anders.“) lautet das Motto von Scharabska, das auch Ernest verinnerlicht hat. Célestine ist es, die das nicht so einfach hinnehmen will. So wird sie doch zur treibenden Kraft für die Veränderung, die das Land letztlich erfassen wird.

Vor allem aber ist „Ernest & Célestine: Die Reise nach Scharabska“ ein großer Spaß. Spannungsmomente werden durch Slapstick abgefedert und es gibt ein paar aberwitzig schöne Verfolgungsjagden. Bisweilen traut sich der Film sogar, Figuren in Noten zu verwandeln. Oder Bewegungen und Handlungen werden musikalisch inszeniert, so dass Bild und Musik zu einem ganz eigenen Rhythmus finden.

Ein wenig bunter wirkt die Fortsetzung, Blau und Grün ergänzen die matte Farbpalette des ersten Teils. Und auch die Hintergründe sind bildfüllender und konkreter geworden. Weil aber auch hier die Konturen nicht starr sind, bleibt der fließende Charakter erhalten, der schon „Ernest und Célestine“ ausgezeichnet hat, und durch den an Aquarelle erinnernden Stil hebt sich der Film insgesamt auf sehr angenehme Art von vielen konventionellen gegenwärtigen Animationsfilmen ab.

Im Gedächtnis aber bleibt insbesondere, wie feinfühlig die Beziehung zwischen Ernest und Célestine gezeichnet wird. Im Gegensatz zu den Büchern von Gabrielle Vincent steht Ernest hier nicht so deutlich stellvertretend für einen Erwachsenen und Célestine nicht für ein Kind. Hier begegnen sich die beiden mehr auf Augenhöhe. Und immer wieder findet der Film ungemein schöne, ganz zärtliche Bilder, um die innige Verbundenheit von Ernest und Célestine zu zeigen. Wenn diese Zeichentrickfiguren sich in die Arme nehmen, dann geht dem Publikum das Herz auf.

Stefan Stiletto

© Studiocanal
6+
Animation

Ernest et Célestine: Le voyage en Charabie - Frankreich, Luxemburg 2022, Regie: Julien Chheng, Jean-Christophe Roger, Kinostart: 03.08.2023, FSK: ab 0, Empfehlung: ab 6 Jahren, Laufzeit: 80 Min. Buch: Guillaume Mautalent, Sébastien Oursel, nach den Figuren aus den Bilderbüchern von Gabrielle Vincent. Musik: Vincent Courtois. Schnitt: Nazim Meslem. Produzenten: Damien Brunner, Didier Brunner, Stéphan Roelants. Produktion: Folivari, Mélusine Productions, Studiocanal. Verleih: Studiocanal

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