Ein Weihnachtsfest für Teddy
Im Kino: Eine Achtjährige hätte gerne einen Teddybären vom Weihnachtsmarkt, aber der hat in diesem Weihnachtsfilm eigene Pläne.
Im Meer der in der kalten Jahreszeit traditionell in die Kinos schwappenden Weihnachtsfilme konnte sich 2021 ein kleines, mit 70 Minuten Laufzeit recht kompaktes, dafür aber sehr charmantes norwegisches Feiertagsabenteuer behaupten. Andrea Eckerboms „Elise und das vergessene Weihnachtsfest“ punktet mit einer aufgeweckten Protagonistin, einer herrlich absurden Grundidee – ein Dorf, in dem sich die Menschen nichts merken können – und einer kurzweilig-warmherzigen Geschichte. Fast genau ein Jahr später erreicht mit „Ein Weihnachtsfest für Teddy“ ein weiterer besinnlicher Familienstreifen die großen Leinwände, der, ebenso wie der oben erwähnte Film, auf einer Erzählung des Schriftstellers Alf Prøysen basiert. Auf dem Regiestuhl saß auch dieses Mal Eckerbom, und für das Drehbuch waren mit Lars Gudmestad und Harald Rosenløw Eeg zwei der drei Autoren von „Elise und das vergessene Weihnachtsfest“ verantwortlich.
Im Mittelpunkt von „Ein Weihnachtsfest für Teddy“ steht ein achtjähriges Mädchen namens Mariann, das – so erfahren wir gleich zu Beginn – oft Dinge wahrnimmt, die andere Menschen nicht sehen können. Im konkreten Fall: Ein Eichhörnchen im Weihnachtsbaum. Marianns Eltern haben für ihre Beobachtungen nur wenig übrig und tun sie als blühende Fantasie ab. Ähnlich wie in Elises Abenteuer entfaltet sich schon nach wenigen Minuten vor unseren Augen ein heimeliges, skurril-überspitztes familiäres Umfeld, das unverkennbar skandinavisch geprägt ist.
Die richtige Handlung setzt ein, als Mariann am Tag vor Heiligabend noch rasch etwas auf dem Weihnachtsmarkt besorgen soll und dabei in einer Losbude einen lebendigen Teddybären entdeckt. Erinnerungen an die „Toy Story“-Reihe (John Lasseter und andere, seit 1995) werden wach, wenn die Spielzeuggewinne, unbemerkt von den Menschen, über ihren größten Wunsch reden: endlich ihren Platz im Regal zu verlassen. Mariann hat sich das kuschelige Kerlchen ausgeguckt und dürfte ihn nach einer erfolgreichen Runde am Glücksrad eigentlich mit nach Hause nehmen. Doch der Bär hat andere Ansprüche, will nicht zu einem kleinen Mädchen und manipuliert daher das Spiel, sodass die Achtjährige leer ausgeht. Nur wenig später kommt er zu einem Mann mit Geld, merkt aber schnell, dass sein Traum von weiten Reisen unerfüllt bleibt. Während der Teddy in einem dunklen Schuppen landet, handelt sich Mariann auf der Suche nach ihm Ärger ein.
Der Film entführt uns zwar in eine leuchtend bunte Welt mit einigen lustigen Details und einem ordentlich animierten Bären, der langsam begreift, dass er seine hohen Anforderungen überdenken muss. Auf erzählerischer Ebene kommt „Ein Weihnachtsfest für Teddy“ allerdings nicht an die Magie heran, die „Elise und das vergessene Weihnachtsfest“ versprüht. Die Kernbotschaften – echte Freundschaften sind wichtig, Fantasie ist eine tolle Gabe, auch kleine Dinge können glücklich machen – sind natürlich schön und gut, werden aber etwas oberflächlich vermittelt. Die Konsequenz: Wirklich berühren kann das weihnachtliche Märchen nur stellenweise. Aus dem Rahmen fällt im Übrigen die aufgekratzte, unter Kuschelentzug leidende Plüschigeldame Bolla, die der Bär im Schuppen kennenlernt. Ihre wilden Tanz- und Gesangseinlagen scheinen aus einem völlig anderen Film zu stammen – und sind auch deshalb überflüssig.
Christopher Diekhaus
Teddybjørnens jul - Norwegen 2002, Regie: Andrea Eckerbom, Kinostart: 17.11.2022, FSK: ab 0, Empfehlung: ab 6 Jahren, Laufzeit: 78 Min. Buch: Lars Gudmestad, Harald Rosenløw Eeg, nach einer Vorlage von Alf Prøysen. Kamera: Kjell Vassdal. Musik: Stein Johan Grieg Halvorsen, Eyvind Andreas Skeie. Schnitt: Elise Solberg. Produktion: Thea Benedikte Kevin Karlsen, Therese Bøhn und Catrin Gundersen. Verleih: Capelight. Darsteller*innen: Marte Klerck-Nilssen (Mariann), Mariann Hole (Mutter) Jan Gunnar Røise (Vater), Beni Weber (deutsche Stimme Teddy), Kai Remlov (Großvater) u. a.
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