Die Schule der magischen Tiere
Im Kino: Die erste Verfilmung der beliebten Kinderbuch-Bestseller.
Über Post von der magischen Zoohandlung würde sich vermutlich jedes Kind freuen, das die erfolgreiche Buchreihe von Margit Auer kennt und weiß, was es mit dieser auf sich hat. Die Zoohandlung gehört nämlich Mortimer Morrison, der um die ganze Welt reist, um sprechende Tiere zu finden, die gerne Freundschaft mit einem Menschen schließen möchten. Klar, eine Einladung nach Hogwarts, der Harry-Potter-Schule für Hexerei und Zauberei, wäre womöglich noch besser, aber als Benni eine Postkarte mit neongrünen Buchstaben im elterlichen Briefkasten findet, ist seine Begeisterung kaum weniger groß. Denn er liest: „Die magische Zoohandlung teilt mit: Das Auswahlverfahren läuft. Du gehörst zu den ersten beiden Kindern, die ein magisches Tier bekommen. Halte dich bereit!“
Das andere Kind, das eine ähnliche Botschaft bekommt, ist Ida, die Neue in der anfangs ziemlich normalen 3. Klasse auf der Wintersteinschule. Das temperamentvolle Mädchen ist mit seiner Mutter in die idyllische Kleinstadt gezogen und musste dafür seine alten Freund*innen zurücklassen. Noch während Ida zum ersten Mal den Friseurladen betritt, den ihre Mutter übernimmt, kommt ihr Benni in die Quere, dessen ungeschickte Skateboard-Fahrt mit einem Crash endet – wie schon so oft, wofür er in der Schule immer wieder verspottet wird. Die Neue und der Außenseiter haben also ihre Probleme, und die kennt offensichtlich niemand besser als die freundliche Miss Cornfield. Auch sie ist neu an der Schule, wird ihre Klassenlehrerin und stellt gleich in der ersten Stunde die „spannenden magischen Dinge des Lebens“ vor: Abenteuer und Freundschaft! Und tatsächlich: Nach anfänglicher Skepsis wird die Klasse schon bald zu einer magischen Gemeinschaft.
Bislang hat Margit Auer zwölf Romane (und einige Spin-off-Auskoppelungen) über die tierischste Schule der Welt geschrieben. Dabei wechseln in jedem Band die jungen Hauptfiguren, weil immer andere Kinder jeweils ein sprechendes Tier als allerbeste*n Freund*in bekommen und dadurch lernen, ihre Probleme und Sorgen zu meistern. Wie im ersten Roman der Serie machen Ida und Benni auch im Kinofilm den Anfang: Mortimer taucht in der Klasse auf und erweist sich als Miss Cornfields Bruder. Benni hat er die gemütliche Schildkröte Henrietta mitgebracht, und Ida bekommt den aufgeweckten, neugierigen Fuchs Rabbat. Damit wird für Ida und Benni fast alles anders und auf jeden Fall aufregender, freilich nicht weniger kompliziert: Die beiden Sitznachbar*innen in der Klasse müssen sich erst zusammenraufen, Vertrauen zueinander aufbauen und Verantwortung übernehmen. Was nicht gerade leichter wird, als sich Ida in den supercoolen Mitschüler Jo verliebt und sich Benni – ganz zu Recht – zurückgesetzt fühlt. Zudem gilt es, einen Kriminalfall lösen: Ein mysteriöser Unbekannter versetzt die Schule in Aufruhr, stiehlt nicht nur Dinge, sondern macht sich auch über die geliebte Kohlrabi-Zucht von Schuldirektor Siegmann her.
Dass man so lange auf den ersten Kinofilm warten musste, könnte an den wichtigen Trickeffekten liegen, mit denen die magischen Tiere glaubhaft zum Eigenleben erweckt werden. Das gelingt jetzt recht ordentlich und sorgt für einige optische Highlights. Ansonsten geht der Film eher auf Nummer sicher: Keine Leseratte soll enttäuscht werden, nahezu alles muss so sein wie im Buch. Der Film verzichtet auf eine eigenständigere Erzählweise, damit aber auch darauf, sowohl den Kindern als auch den Erwachsenen tiefere Konturen zu verleihen. Vor allem Direktor Siegmann und Hausmeister Wondraschek müssen für manch flachen Witz herhalten, den sie allerdings souverän mit ihrer Spielfreude ausgleichen. Manchmal nerven die Anleihen bei „Harry Potter“ sogar ein wenig, etwa wenn die riesige Schulbücherei genauso gut in Hogwarts stehen könnte oder die Musik etlichen Anspielungen sucht. Immerhin aber macht der Kinofilm aus der vertrauten Handlung ein putzmunteres Musical mit ausgelassenem Tanz, eingängigen Songs und sogar einer ordentlichen Prise Gefühl, etwa wenn Ida und Benni zeitgleich und doch nicht zusammen ihre Sehnsucht nach gleichgesinnten Freund*innen besingen.
Horst Peter Koll
Die Schule der magischen Tiere - Deutschland, Österreich 2020, Regie: Gregor Schnitzler, Kinostart: 14.10.2021, FSK: ab 0, Empfehlung: ab 8 Jahren, Laufzeit: 93 Min. Buch: Viola Maria Schmidt, John Chambers, Arne Nolting, nach dem gleichnamigen Kinderroman von Margit Auer. Kamera: Wolfgang Aichholzer. Musik: Dominik Giesriegl, Konstantin Scherer, Yanek Stärk, Robin Haefs, Vincent Stein, Ali Zuckowski, Robin Kallenberger, Florian Riedl. Schnitt: Zaz Montana. Produktion: Kordes & Kordes Film Süd/Clever Prod./Leonine Studios/Tele München/Wega-Filmprod. Verleih: Leonine. Darsteller*innen: Emilia Maier (Ida), Leonard Conrady (Benni), Loris Sichrovsky (Jo), Nadja Uhl (Mary Cornfield), Milan Peschel (Mortimer Morrison), Justus von Dohnányi (Schuldirektor Siegmann), Heiko Pinkowski (Hausmeister Wondraschek) u. a.
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