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Calamity - Martha Jane Cannarys Kindheit

Entdeckt beim „Schlingel‟: Die Wildwest-Heldin Martha Jane Cannary galoppiert voran in eine neue Epoche.

Ein Siedler*innentreck im „Wilden Westen‟ zieht voller Hoffnung Richtung Oregon, um sich hier niederzulassen, unter ihnen Martha Jane, die sich selbst „Calamity“ (Unglück) nennt. Die Zwölfjährige ist im Jahr 1863 mit ihrem Vater und den beiden jüngeren Geschwistern im Planwagen mit von der Partie. Voller Zuversicht auf ein besseres Leben fiebern alle der Ankunft im Westen Amerikas entgegen. Martha Janes Welt ist zu dieser Zeit klar geordnet: Sie muss ihre Mutter bei den Geschwistern ersetzten, ihrem Vater dienen und klaglos alle Tätigkeiten erledigen, die Frauen damals widerspruchslos ausüben mussten. Es ist aber keinesfalls die Absicht der burschikosen Jugendlichen, sich dem unterzuordnen. Als ihr Vater sich verletzt, sieht Martha ihre Chance gekommen, die Führung der Familie zu übernehmen und endlich ihren Planwagen lenken zu dürfen, aber das ist in dieser streng patriarchal geordneten Welt nicht vorgesehen.

Martha Jane Cannary (1856 bis 1903), die dem Regisseur Rémi Chayé als Vorbild für seine Geschichte diente, war als Wildwest-Heldin fast so berühmt wie Jessy James oder Buffallo Bill. Chayé beschreibt eine Ikone der Frauenemanzipation, die sich schon als Heranwachsende nicht in die ihr zugedachte Rolle der wehrlosen Frau einordnen ließ. Sie lernt heimlich Lasso werfen und reiten und verrichtet all die körperlich schweren Männerarbeiten, wobei sie zunehmend misstrauisch von ihren Freundinnen beäugt und mit großer Verachtung von den Erwachsenen getadelt wird. Als sie schließlich den Petticoat gegen praktische Hosen eintauscht und sich die Haare abschneidet, ist der Skandal perfekt und die Geduld der anderen ausgereizt. Martha wird unter fadenscheinigen Gründen, sie habe die anderen bestohlen, eingesperrt.

Der Film versucht eine Annäherung an eine Western-Heldin, über die es nicht viele historische Belege gibt. Aber das ist auch nicht so wichtig. Wie schon in seinem Erstlingsfilm „Der lange Weg nach Norden“ (2015) geht es Chayé darum, ein starkes Mädchen in den Fokus zu nehmen, das intuitiv weiß, dass es nicht richtig ist, Frauen ungerecht zu behandeln und Männern die ganze Macht zu überlassen. Mary beweist, dass sie „ihren Mann“ stehen kann. Nachdem sie vom Treck der Siedler*innen weggelaufen ist, gerät sie immer wieder in knifflige Situationen, in denen sie Mut und Cleverness beweisen muss.

Die Menschen die sie trifft, sind nie ganz eindeutig in Gut oder Böse zu sortieren, sondern tragen beide Seiten in sich. So wie Leutnant Samson, der ihr als einziger Tipps gibt, wie sie die Pferde lenken kann, oder ihr eine Landkarte schenkt und erklärt. Aber er ist auch ein Schlitzohr und Blender, der dafür verantwortlich ist, dass sie überhaupt in Schwierigkeiten gerät und als Diebin verdächtigt wird.

Chayé benutzt einen sehr charakteristischen Animationsstil, der in pastellfarbenen Bildern schwelgt und mit beinahe impressionistischem Interieur eine bezaubernde Wildwest-Kulisse entwirft. Dann wieder zeichnet die Sonne grobe dunkle Schatten auf die Gesichter. Mit der sparsam eingesetzten Musik der uruguayischen Komponistin Florencia Di Concilio, die sich dem Thema andient und ihre Musik nicht über den Film ausschüttet, lässt man sich mitnehmen auf diesen Ritt durch die Prärie. Chayé beschreibt mit Martha einen Charakter, der zeigt, dass es sich lohnt, unbeirrt seinen Weg zu gehen und auf sein Gefühl zu hören, denn Martha hatte keine Vorbilder für ihr emanzipatorisches Verhalten. Erst im Laufe ihrer Reise trifft sie auf Madame Moustache, eine Goldminen-Eignerin, die es ebenfalls tatsächlich gegeben hat. Beide Frauen stehen für eine feministische Gleichstellung, die auch heute noch nicht zufriedenstellend vollzogen ist. Den jungen Zuschauer*innen kann Martha, deren Werdegang in eine spannende Geschichte verpackt ist und an deren Ende doch so etwas wie die Einsicht der Siedler*innen-Community steht, als Vorbild dienen.

Katrin Hoffmann

© Internationales Filmfestival „Schlingel‟
8+
Animation

Calamity, une enfance de Martha Jane Cannary - Frankreich 2020, Regie: Remi Chayé, Festivalstart: 17.10.2020, FSK: keine FSK-Prüfung, Empfehlung: ab 8 Jahren, Laufzeit: 82 Min. Buch: Rémi Chayé, Sandra Tosello, Fabrice de Costil. Musik: Florencia Di Concillio. Schnitt: Benjamin Massoubre. Produktion: Maybe Movies, Noerlum Studios. Verleih: offen.

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