Yakari – Der Kinofilm
In seinem ersten Kinofilm erlebt der achtjährige Junge ein großes Abenteuer – und lernt viel über Respekt vor der Natur.
Der achtjährige Yakari und das wilde Pony „Kleiner Donner“ begeben sich zusammen auf eine gefährliche Reise durch die hohen Berge und werden beste Freunde: Zugegeben, das ist kein sonderlich origineller Plot und auch Yakari als Held ist alles andere als taufrisch. Dennoch ist der erste „Yakari“-Kinofilm gelungen und besonders für Vorschulkinder geeignet, aber auch für die ganze Familie sehenswert. Denn im Gegensatz zu anderen Animationsfilmen, die auf Spannung, Tempo und Action setzen, kennen die Filmemacher*innen von „Yakari“ ihre Zielgruppe ganz genau und überfordern ihre Zuschauer*innen nicht.
Die Stationen-Dramaturgie von Yakaris Reise eignet sich hervorragend, um spannende Szenen immer wieder mit humorvollen Episoden oder Musik-Sequenzen zu unterbrechen. Das verschafft den jungen Zuschauer*innen genug Zeit zum Durchatmen, bevor es wieder spannend wird. Denn es gibt durchaus rasante Sequenzen im Film, die auf der großen Leinwand für manche Kinder schwer auszuhalten sind – etwa wenn Yakari in den Fluss fällt und mitgerissen wird. Er stürzt sogar einen Wasserfall hinab und es ist erlösend, wenn Yakari endlich vom Biberdamm gestoppt wird und zwar weit weg von zu Hause, aber gesund erwacht. Yakari lernt den witzigen Bieber Lindenbaum und seine Familie kennen. Die eben noch verspürte Angst um Yakari wird durch ein befreiendes Lachen vertrieben. Obwohl Yakari weit weg von seinen Stamm und seinen Eltern ist, keine Ahnung hat, wie er jemals wieder nach Hause finden soll und obendrein noch befürchten muss, dass sein Stamm wegen der großen Winde weiterzieht, begreift er seine Lage nicht als aussichtslos. Denn Yakari, der die Sprache der Tiere spricht, ist in der größten Wildnis nie allein. Das Pony „Kleiner Donner“ ist Yakari flussabwärts gefolgt und wird ihn auf der gefährlichen Reise über die Berge begleiten.
Bereits 1969 erschienen die ersten „Yakari“-Comics von André Jobin (Job) und Claude de Ribaupierre (Derib) in der französischsprachigen Schweiz und wurden 1983 fürs französische Fernsehen entdeckt. Ab 2005 wurde die damals entstandene Animationsserie neu aufgelegt. Mit inzwischen fünf Staffeln und 156 Episoden gibt es heute vermutlich kaum ein Kind, dass die Figur und die Serie nicht kennt. So werden den Fans der Serie sicherlich einige Handlungselemente des episodisch angelegten Kinofilms bekannt vorkommen. Aber den Filmemacher*innen gelingt es dennoch, eine neue, kinoreife Geschichte bildstark zu erzählen. Die Hintergründe sind komplex, holen mit vielen Details die Weiten der Prärie auf die Leinwand und nehmen das Publikum mit auf Yakaris Reise durch eine unberührte, wunderschöne Welt.
Yakari hat damit den Sprung vom Serien- zum Leinwandhelden geschafft. Das liegt aber auch an Yakaris Charakter, der berührt und durch seinen mutigen Einsatz für seine Überzeugungen beeindruckt. Wenn zum Beispiel Yakari und „Kleiner Donner“ die Wildpferde eines anderen Stammes aus ihrer qualvollen Gefangenschaft befreien, ist das eine mutige Heldentat. Aber dabei belässt es der Film nicht. „Kleiner Donner“ konfrontiert seinen Freund Yakari damit, dass sein Stamm der Sioux doch ebenfalls Wildpferde fängt. Yakari erwidert, dass sie das aber immer mit Respekt vor den Pferden und den Tieren niemals weh tun würden. Eigentlich ein Wunder, dass erst jetzt bemerkt wurde, wie gut sich Yakari zum Kinder-Kinoheld taugt: Er ist ehrlich, naturverbunden, setzt sich für Schwächere ein, kämpft für Gerechtigkeit, ist fröhlich, selbstbewusst, nimmt die größten Herausforderungen an und vertraut immer darauf, das alles gut wird. Damit vereint er vieles, was Kinder mögen. Schließlich kann er auch noch super ohne Sattel reiten und kennt keine Angst. Aber Yakari ist eben auch ein Kind, dem Werte wie Freundschaft, Zusammenhalt und Respekt vor Mensch und Natur wichtig sind. Das macht ihn sympathisch und erreicht Kinder wie Erwachsene, damals wie heute.
Anja Flade-Kruse
Yakari – La Grande Aventure - Frankreich, Deutschland, Belgien 2020, Regie: Xavier Giacometti, Toby Genkel, Kinostart: 29.10.2020, FSK: ab 0, Empfehlung: ab 5 Jahren, Laufzeit: 82 Min. Regie: Toby Genkel, Xavier Giacometti. Buch: Xavier Giacometti, David Freedman nach der gleichnamigen Comic-Reihe von André Jobin (Job) und Claude de Ribaupierre (Derib). Musik: Guillaume Poyet. Schnitt: Marcel Molle. Produktion: Dargaud Media, Wunderwerk, Belvision, France 3 Cinéma, Bac Films Production, Gao Shan Pictures, WDR, Dupuis Audiovisuel. Verleih: Leonine. Synchronsprecher*innen: Mia Diekow (Yakari), Patrick Bach (Kleiner Dachs), Hans Sigl (Großer Adler), Diana Amft (Lindenbaum) u. a.
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