Meine Freundin Conni – Geheimnis um Kater Mau
Das Kinoabenteuer der beliebten Kinderbuchheldin ist eine heiter-unterhaltsame Hymne auf die Freundschaft.
Conni ist überglücklich: „Hurra, meine erste Reise ohne Papa und Mama!“, jauchzt sie und sucht viel mehr als ihre Siebensachen zusammen, die sie mit zur Jugendherberge in einer alten Ritterburg nehmen will. Nur mit Mühe können die Eltern ihren Elan bremsen, immerhin sind es nur drei Tage, die Conni mit ihren Freunden*innen aus der Kita verreisen wird. Eines aber war Conni nicht bewusst: Ihr kleiner Schmusekater Mau muss zuhause bleiben. Da helfen keine Überredungskünste und keine Tricks, Conni und Mau müssen sich schweren Herzens trennen. Dass der kleine Kater durch eine Verkettung von Zufällen dann doch im Gepäckraum des Reisebusses landet und die drei Ferientage in ein ereignisreiches Abenteuer voller Geheimnisse und Entscheidungen verwandelt, das kann die anfangs so wehmütige Conni nicht einmal ahnen.
Endlich kommt Conni Klawitter in der Form ins Kino, wie sie unzählige Kinder kennen und lieben: gezeichnet als das aufgeweckte, blonde Mädchen im rot-weiß-geringelten Pullover, berühmt aus den Bilderbuchgeschichten von Liane Schneider. Bisher kannte man sie nur als reale Kinogestalt, die Emma Schweiger zweimal spielte, und zwar als zwölfjährige Heldin in der Schulabenteuer-Serie „Conni & Co“ (2016 und 2017). Der neue Animationsfilm aber geht dahin zurück, wo 1992 die unglaubliche Erfolgsgeschichte der Kinderbuchreihe anfing: Conni ist noch ein Vorschulkind, lebt mit Mutter, Vater und jüngerem Bruder ein vertraut-traditionelles Familienleben und geht begeistert in den Kindergarten. Stilgerecht übernimmt der Film die prall-bunten, überwiegend flächig angelegten und aufs Notwendigste reduzierten Zeichnungen der „Conni“-Bücher und erschafft eine idyllische Bewegtwelt voller Freundlichkeit und Friedfertigkeit. Gleich zu Beginn wird man gleichsam schwebend aus der Natur in die Stadt geführt, in der das schmucke Einfamilienhaus der Klawitters steht, quasi als Zentrum ihres bürgerlich-alternativen Lebensentwurfs. Hier tummeln sich Tier und Mensch einträchtig und gefahrlos auf der Straße, auf den roten Dachschindeln der Häuser glitzern dekorativ die Solarzellenflächen, und auch in der Jugendherberge ist das Essen „öko“: Wie selbstverständlich, ja begeistert machen sich die kleinen Feriengäste über Tofu-Würstchen und Rote-Bete-Brokkoli-Salat her.
Das alles entfaltet sich als harmonische Idylle unter ständig blauem Himmel, eine betont schlicht, ja fast schon naiv erdachte Welt, die aber eines ermöglicht: Sie flößt den Kindern ein tiefes Vertrauen ein und gibt ihnen die grundlegende Sicherheit, schadlos ihre eigenen Entdeckungen und Erfahrungen machen zu können. Diesen Spiel- und Freiraum testet besonders Conni immer wieder aus, selbstbewusst, mutig und neugierig, zugleich vorbildlich, verantwortungsbewusst und lernbereit. Auch die ereignisreichen Tage auf der Burg werden so zu viel mehr als nur zu einer spannenden Detektivgeschichte, bei der Conni und ihre Freunde*innen einem mysteriösen Dieb auf die Schliche kommen. Natürlich hängt das alles mit Mau zusammen, der vor der Herbergsmutter Frau Weingärtner versteckt werden muss, weil Haustiere nicht erlaubt sind. Frau Weingärtners Sohn Luca hat einen putzigen kleinen Waschbären namens Oskar, der bald verdächtigt wird, glitzernde Gegenstände zu stehlen, wobei Oskars Freundschaft mit Mau zu ständig neuen Verwicklungen und Beschuldigungen führt. So muss Conni beherzt die wahren Zusammenhänge preisgeben, stößt aber bei den Erwachsenen auf Unglauben, sodass sie und ihre Freunde*innen eigenhändig die Spur des Täters aufnehmen. Die führt hoch auf die Zinne der Burg, wo eine Elster ihr Nest aufgeschlagen hat.
Daraus ergeben sich viele lustige, einige moderat spannende und am Ende auch ein klein wenig gefährliche Verwicklungen, „gewürzt“ mit mancher Gespenstergeschichte um den angeblich spukenden Burgherrn, den Raubritter Kuno. Dem ängstlichen Kita-Praktikanten Lennart stehen da oft die Haare zu Berge, und als sich in einer turbulenten Nachtaktion die Wege nahezu aller Beteiligten in den Gängen und Kammern der Burg kreuzen und man sich in Rüstungen und alten Kostümen versteckt, da kreischt er wie eine Alarmsirene. Hinter alldem steckt freilich ein tieferer Sinn: Im ausgelassenen Spiel mit der mitunter Purzelbäume schlagenden Fantasie lernen die Kinder, mit Ängsten umzugehen und sie zu überwinden. Auch erfahren sie, wie Fantasie und Wirklichkeit zu unterscheiden sind, und gerade Conni stellt sich immer wieder vorbildlich ihren kleinen Verfehlungen, ergreift verantwortungsvoll Partei für Luca, als ihm Unrecht geschieht, und bringt alles wieder in Ordnung, was sich an Verwirrungen angehäuft hat. Das ist im Kern recht didaktisch, aber die heiter-unterhaltsame Hymne auf die Freundschaft verbirgt ihr Anliegen geschickt und elegant hinter der Abenteuerfantasie. Conni ist damit gut im animierten Kinofilm angekommen, mit vielen Fortsetzungen ist zu rechnen.
Horst Peter Koll
Meine Freundin Conni – Geheimnis um Kater Mau - Deutschland, Irland 2020, Regie: Ansgar Niebuhr, Kinostart: 02.07.2020, FSK: ab 0, Empfehlung: ab 5 Jahren, Nana Andrea Meyer, Jens Urban, John Gatehouse, Martin Duffy, Ansgar Niebuhr, nach der Kinderbuchreihe von Liane Schneider. Musik: Rori Coleman. Produktion: Henning Windelband. Verleih: Wild Bunch
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