Bitter Gold
Im Kino: Carola vertritt notgedrungen ihren verletzten Vater in seiner Kupfermine – und muss sich in einer rabiaten Männergemeinschaft behaupten.
Carola träumt von einem anderen Leben. Die 16-Jährige möchte ans Meer ziehen und endlich eine Schule besuchen. Doch noch ist sie an das armselige Bergwerk gefesselt, das ihr alleinerziehender Vater Pacifico in den Bergen der Atacama-Wüste in Chile mit einer gefälschten Lizenz betreibt. Dort kocht sie für die Tagelöhner ihres Vaters, die in den alten Stollen Kupfererz abbauen. Heimlich suchen Vater und Tochter in den Nächten in einer weiteren stillgelegten Mine nach Goldkörnern, die helfen könnten, Carolas Traum wahr zu machen.
Als der alkoholsüchtige Tagelöhner Humberto ihnen folgt und sie mit einer Schusswaffe bedroht, kommt es zu einem Handgemenge. Pacifico wird ins Bein geschossen und tötet den Angreifer. Vater und Tochter lassen die Leiche im Stollen zurück und verschließen diesen. Weil der verletzte Pacifico seine Mitarbeiter mit dem Geländewagen nicht abholen kann, übernimmt die Tochter seinen Platz. Doch die Männer akzeptieren das Mädchen nicht als Ersatzchefin und arbeiten nur widerwillig. Zum Glück legt der älteste Arbeiter Juan Maria, Carolas Patenonkel, ein gutes Wort für sie ein. Als der verletzte Pacifico auch nach Tagen nicht zur Mine kommt, bricht der Widerstand erneut auf. Zudem entzündet sich seine unversorgte Schusswunde und Humbertos Verwandte suchen nach dem Verschwundenen.
Der chilenische Regisseur Juan Francisco Olea bettet die spannende Geschichte einer Teenagerin, die viel zu früh erwachsen werden muss und in der Not über sich hinauswächst, in Panorama-Einstellungen der imposanten Wüsten- und Berglandschaften ein, die karg und abweisend erscheinen. Menschen wirken vor den scheinbar endlosen Ketten aus Sandhügeln und Berghängen der Atacama klein und unbedeutend. In dieser kargen Einöde können sich nur wenige Bewohner behaupten, die für geringen Lohn und unter gefährlichen Bedingungen schuften, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und die sich mit dem Gesetz des Stärkeren arrangieren können.
Behaupten muss sich auch Carola. Und zwar gegen eine überwiegend frauenfeindliche Männerriege, die geprägt ist von den traditionellen patriarchalischen Strukturen im proletarischen Bergarbeitermilieu. Aber die kluge Teenagerin trotzt allen Vorbehalten: Sie wickelt für den Vater die Geldgeschäfte ab, macht die Buchhaltung und eignet sich schnell die Grundlagen des Bergbaus an. Von ihrem Vater lernt sie, wie man die Erze unterscheidet: „Kupfer hat einen scharfen Nachgeschmack. Wenn es Gold ist, schmeckt es immer etwas bitter.“ Tatsächlich findet sie recht schnell eine lukrative Kupferader.
Als das willensstarke Mädchen notgedrungen ihren Vater als Chef ersetzen muss, untergräbt es geschmeidig, aber zielgerichtet die herkömmlichen Geschlechterrollen und lernt schnell, sich in der feindseligen Männerwelt Respekt zu verschaffen und sich gegen den Machismo durchzusetzen. Dabei schreckt sie auch nicht vor unangenehmen oder gefährlichen Einsätzen zurück, etwa wenn sie anstelle des handlungsunfähigen Pacifico die Leiche verschwinden lässt. Vater und Tochter bilden hier ein symbiotisches Gespann, das die Hoffnung auf einen Ausbruch aus der Armut eint. Pacifico unterstützt erst zögernd, dann energisch die allmähliche Emanzipation Carolas, die in einer radikalen Selbstbefreiung mündet. Jungschauspielerin Katalina Sánchez besticht eindrucksvoll mit ihrer Darstellung eines Mädchens, das viel zu früh erwachsen werden muss und dabei über sich hinauswächst.
Der zweite Langfilm Oleas kommt als eigenwillige Kombination aus Sozialdrama, Coming-of-Age-Film und Neo-Western daher, die zudem Elemente des Film Noir einbaut. Die Kamera von Sergio Armstrong gestaltet immer wieder ein reizvolles Wechselspiel von Licht und Schatten, etwa wenn wir die Arbeiter in den stockdunklen Stollen nur durch ihre Stirnlampen sehen können, während die Sonne die staubigen Steinmassen draußen in der sengenden Mittagshitze grell beleuchtet.
Harte Kontraste auf der Tonebene verstärken die Unbarmherzigkeit der Szenerie. Mal schafft das geschickte Sounddesign gerade durch Momente der Stille Spannung, mal setzt die Musik von Sofía Scheps markante Akzente, etwa wenn sie dramatische Szenen mit dissonanten Klängen unterlegt. So entsteht ein atmosphärisch dichter Film, der visuell wie akustisch die Härte von Carolas Lebensrealität spiegelt – und zugleich die Kraft einer jungen Frau sichtbar macht, die sich gegen alle Widerstände behauptet.
Reinhard Kleber
Oro Amaro - Chile, Deutschland, Mexiko, Uruguay 2024, Regie: Juan Francisco Olea, Kinostart: 21.08.2025, FSK: ab 12, Empfehlung: ab 14 Jahren, Laufzeit: 87 Min., Buch: Francisco Hervé, Moisés Sepúlveda, María Luisa Furche, Augustin Toscano, Nicolás Wellmann, Kamera: Sergio Armstrong, Musik: Sofía Scheps, Schnitt: Sebastián Brahm, Produktion: Juntos/La Santé, Verleih: jip film & verleih, Besetzung: Katalina Sánchez (Carola), Francisco Melo (Francisco), Humberto (Michael Silva), Matías Catalán (Gaspar), Daniel Antivilo (Juan Maria), u. a.
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