Elise und das vergessene Weihnachtsfest
Im Kino: Weihnachten – war da was? Ein Mädchen aus einem vergesslichen Dorf macht sich auf die Spurensuche.
Ein vergessenes Weihnachtsfest? Wie kann man sich an etwas so Besonderes, oft voller Vorfreude Erwartetes wie Weihnachten nicht erinnern? Geht das überhaupt? Die Antwort dieses winterlichen Familienfilms, der ebenso wie der 2016 veröffentlichte „Plötzlich Santa“ von Terje Rangnes auf einer Erzählung des Schriftstellers Alf Prøysen basiert, lautet: ja. Und der Grund ist eigentlich ganz einfach: Die kleine Elise lebt nämlich im norwegischen Hinterland in einem Dorf, dessen Bewohner*innen unheimlich vergesslich sind. Selbst die alltäglichsten Dinge entfallen ihnen immer wieder.
Aus dieser originellen und schrägen Grundidee ziehen die Macher*innen rund um Debütregisseurin Andrea Eckerbom eine Reihe witziger Begebenheiten und Slapstick-Einlagen, die ein Gefühl dafür vermitteln, wie kurios es in dem Örtchen zugeht. Der Laden von Elises Vater etwa macht keine Umsätze, weil seine Kund*innen nicht mehr wissen, was sie kaufen wollten. Schulkinder vergessen, dass sie lernen müssen. Und selbst der Nachname der Hauptfigur ist niemandem mehr bekannt. Dass die Einheimischen auch das Weihnachtsfest verdrängt haben, muss also nicht verwundern. Am 24. Dezember wacht Elise dennoch mit einer seltsamen Ahnung auf: Irgendetwas scheint an diesem Tag in der Luft zu liegen.
Die vom Drehbuch erfrischend neugierig und aufgeweckt gezeichnete Protagonistin will ihrer Vermutung auf den Grund gehen und landet dank eines auf dem Dachboden entdeckten Holzkalenders bei einem Tischler namens Snekker Andersen. Der Handwerker kann helfen und führt das Mädchen zu einem alten Baum, in dem der Weihnachtsmann residiert. Wer „Plötzlich Santa“ kennt, trifft auf zwei vertraute Gesichter, die dieses Mal allerdings nur Nebenrollen spielen. Im Zentrum der Handlung steht eindeutig Elise, deren Wissensdurst regelrecht ansteckend ist. Miriam Kolstad Strand füllt ihre erste große Rolle mit einer bemerkenswerten Natürlichkeit aus und macht es dem Publikum mit ihrem lebhaften Auftritt äußerst leicht, ihrer Figur die Daumen zu drücken.
Auch sonst verströmt der Film einen angenehmen Charme. Bereits der animierte, wie ein Bilderbuch gestaltete und von einem Erzähler kommentierte Einstieg setzt ein sympathisch-amüsantes Zeichen. Während in ganz Norwegen die Festtagsvorbereitungen losgehen, ist von dem Trubel in Elises abgeschiedenem Dorf nichts zu spüren. Beim Anblick der kleinen Ansammlung von Häusern, die inmitten einer malerischen Winterlandschaft liegt, breitet sich schnell eine wohlige Stimmung aus. Das anschließende Abenteuer der entschlossen nachbohrenden Heldin ist sicherlich nicht allzu wendungsreich und vielschichtig, hat jedoch einige magische, ehrlich berührende Momente zu bieten. Positiv ins Auge sticht auch, dass „Elise und das vergessene Weihnachtsfest“ den Konsumrausch der Feiertage komplett außen vor lässt und sich stattdessen auf die zwischenmenschliche Ebene konzentriert. Das, worauf es nach Elises erfolgreichen Recherchen wirklich ankommt, sind das gesellige Beisammensein und die angeregten Gespräche.
Vorwerfen kann man der Regisseurin und dem aus John Kåre Raake, Harald Rosenløw Eeg und Lars Gudmestad bestehenden Drehbuchtrio lediglich, dass ihr kurzweiliges Weihnachtsmärchen schon nach etwas mehr als einer Stunde zu seinem Ende kommt. Wie gerne hätte man der liebenswerten Protagonistin und ihren leicht schrulligen Mitmenschen noch ein wenig länger zugeschaut!
Christopher Diekhaus
Snekker Andersen og den vesle bygda som glømte at det var jul - Norwegen 2019, Regie: Andrea Eckerbom, Kinostart: 11.11.2021, FSK: ab 0, Empfehlung: ab 6 Jahren, Laufzeit: 70 Min. Buch: John Kåre Raake, Harald Rosenløw Eeg, Lars Gudmestad, nach einer Kurzgeschichte von Alf Prøysen. Kamera: Nico Poulsson. Musik: Stein Johan Grieg Halvorsen, Eyvind Andreas Skeie. Schnitt: Elise Solberg. Produktion: Therese Bøhn, Catrin Gundersen, Martin Sundland. Verleih: capelight pictures. Darsteller*innen: Miriam Kolstad Strand (Elise), Trond Espen Seim (Snekker Andersen), Anders Baasmo Christiansen (Weihnachtsmann), Christian Skolmen (Elises Vater), Aleksander Ottesen-Kaalstad (Børre) u. a.
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