Bad Boy (Staffel 1)
Auf Netflix: Vom Musterschüler zum Häftling – und schließlich als Comedian auf großen Bühnen. Wie Deans große Klappe ihm das Leben rettete.
Als die Polizei eines Nachts mit Durchsuchungsbefehl vor der Tür steht, ist Dean fassungslos: Seine Mutter hat ihn tatsächlich verpfiffen! „Sie ist eine verrückte Lügnerin“, ruft er aufgebracht, während die Beamten seine Sachen durchsuchen – überzeugt davon, dass sich die Sache schnell erledigen wird. Doch es kommt anders. Dean hat Glück, dass er in der Gruppenzelle auf Ankheisi trifft, der ihm erklärt, wie die Dinge im Knast so laufen. Worauf er achten muss, um nicht zum Spielball der anderen Insassen zu werden. Der ihm verspricht, auf ihn aufzupassen. Denn alleine wäre der 13-Jährige Dean ein gefundes Fressen. Aber mit einem Freund an der Seite wirkt alles schon ein bisschen leichter.
Doch dieses Gefühl hält nicht lange an. Im Knast wird Ankheisi vor seinen Augen erstochen. Und Dean gerät zwischen die Fronten, weil er der Einzige ist, der die Täter verraten könnte. Spätestens jetzt ist klar: Deans Leben wird nie wieder das gleiche sein. Und dass „Bad Boy“ alles andere als eine leichtfüßige Serie ist – auch wenn unser vermeintlicher Held in den meisten Fällen einen Spruch parat hat und die meiste Zeit versucht, die harte Knastrealität mit Humor zu überspielen.
Schon in den ersten Minuten verrät uns die Serie, dass Dean später als Comedian ganze Säle füllen wird, mit der zynischen Verarbeitung seiner Jugendzeit. Doch bis dahin muss er noch einiges durchstehen: zum Beispiel, sich zwischen „Verrätersein und Freikommen“ – mit dem Risiko sich und seine Familie in Gefahr zu bringen – oder „Mund halten und die Zeit absitzen“ entscheiden. Aber auch die gemeinsame Zellenzeit mit Zoro: jenem Jungen, der von allen abgeschottet wird, weil er super gefährlich sein soll. Der aber überraschenderweise zu seinem besten Freund wird.
In Rückblenden erfahren wir mehr über Deans Vergangenheit und einen vermeintlichen Freund, mit dem „die schiefe Bahn“ angefangen hat – und der ein kleines Comeback feiern wird. Und dann ist da noch die Prophezeiung der Gefängnisdirektorin: Wer einmal hier ist, kommt fast immer wieder.
Basierend auf einer wahren Geschichte gibt „Bad Boy“ tiefe Einblicke in die ebenso faszinierende wie schockierende Welt einer Jugendstrafanstalt. Und ein bisschen auch in den Kopf eines neurodivergenten Jungen, der zumindest auch aus Langeweile und Unterforderung kriminell wird – und erst sehr spät realisiert, welche Konsequenzen dieser Lebenswandel mit sich bringt.
Hauptdarsteller Guy Manster verkörpert den jungen Dean mit einem so beeindruckenden Charisma, sodass wir ihn gerne für den herzensguten Jungen halten wollen, der einfach nur durch einen dummen Zufall in dieser Misere gelandet ist. Aber das ist nur ein Teil der Geschichte. Der Dean, der seine Oma über alles liebt und seinen jüngeren Bruder um jeden Preis beschützen würde. Während ein anderer Teil in ihm sich nur allzu gern von schlechten Ideen mitreißen lässt. Am Ende ist es meist ein charmanter Witz, der ihm den Hintern rettet.
Trotz seiner Schlagfertigkeit ist Dean oft hilflos, und nicht in der Lage, das sich und anderen gegenüber einzugestehen. Umso berührender, deshalb mitanzusehen, wie er ausgerechnet in der vermeintlich trostlosen Gefängnisumgebung plötzlich Menschen um sich hat, die Rat und Halt geben und sich für ihn einsetzen: zum Beispiel die Direktorin, die eine überraschend gute Balance zwischen Mitgefühl und schützendem Zynismus gefunden hat. Oder die Gefängnispädagogin, die Dean dazu animiert, sein Talent auf der Bühne zu nutzen. Vor allem die tiefe Freundschaft zu Zoro wird zum schützenden Hafen in unsicheren Gewässern. Und selbst einige von jenen Mitinsassen, die ihn anfangs noch tot sehen wollen, haben ihn irgendwann ins Herz geschlossen.
Viele der prägenden Erfahrungen seines Lebens macht Dean im Gefängnis. Hier findet er zum ersten Mal ein Zuhause. Hier beginnt er, Verantwortung zu übernehmen – für sich, für andere, für seine Geschichte. Und genau das hilft dem „Bad Boy“ mit großer Klappe schließlich ein junger Mann mit großer Klappe zu werden, der vor allem auch seine Wunden mit Witz und Würde verarbeitet.
Marius Hanke
ילד רע (Transkr. Yeled Ra) - Israel 2024, Serien-Idee: Ron Leshem, Regie: Hagar Ben-Asher, Homevideostart: 02.05.2025, FSK: ab 16, Empfehlung: ab 16 Jahren, Laufzeit: 8 Episoden à 33 bis 41 Min., Buch: Hagar Ben-Asher, Kamera: Saar Mizrahi, Schnitt: Nili Feller, Musik: Ishai Adar, Produktion: Osnat Nishri / Endemol Shine Israel, Verleih: Netflix, Besetzung: Guy Menaster (Dean, jung), Daniel Chen (Dean, erwachsen), Havtamo Farda (Zoro), Neta Plotnik (Deans Mutter), Ben Sultan (Sunny) u. a.
Altersempfehlung 14-18 Jahre
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» Wednesday (Staffel 2, Teil 1 & 2)
» Yurt
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» Mit der Faust in die Welt schlagen
» Baby
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» Blitz
» Tandem – In welcher Sprache träumst du?
» Samia
» A Good Girl's Guide To Murder
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