Oslo-Stories: Träume
Zählt, was war, oder wie es sich angefühlt hat? Ein Film, der sich kompromisslos dem Begehren seiner jugendlichen Protagonistin verschreibt.
Johanne ist verliebt. Zum ersten Mal so richtig. Sie spürt Sehnsucht, Verlangen – ihre Gedanken kreisen fast obsessiv um ihre Liebe, bestimmen ihren Alltag. Das einzige Problem: das Objekt ihrer Wünsche ist die neue Französisch-Lehrerin Johanna. Der Altersunterschied, das Machtgefälle, alles daran ist problematisch. Das weiß auch Johanne. Doch beirren lässt sie sich davon nicht. Behutsam baut sie eine Verbindung zu Johanna auf, sucht ihre Nähe, sichert sich schließlich ihre Freundschaft über das gemeinsame Hobby Stricken. Bei einem ihrer Besuche bei Johanna zu Hause ist plötzlich eine andere Frau da. Johanne fühlt sich vorgeführt und entflieht der Situation. Ihren Herzschmerz verarbeitet sie zu einem Buch, das sie ihrer Mutter und Großmutter, letztere ist selbst Autorin, zu lesen gibt. Manche Schilderungen geben vor allem ihrer Mutter zu denken, da nicht klar ist, wie intim die Beziehung zwischen ihrer Tochter und deren Lehrerin wirklich war. Alles nur Johannes Wunschdenken? Oder ist tatsächlich etwas passiert? Wurden Grenzen überschritten, und wenn ja, von wem?
„Träume“ hält sich lange Zeit in diesem unklaren Zwischenraum auf. Der Perspektive seiner jugendlichen Protagonistin verpflichtet, hütet sich der Film so lange wie möglich vor einer klaren Aussage und Einordnung. Für Johanne ist es nämlich nicht wichtig, wie die Außenwelt ihre Beziehung zu Johanna beurteilen würde. Für sie zählt nur der Moment, die Nähe zu Johanna und die Hoffnung, dass diese ihre Gefühle vielleicht erwidert. Das entstandene Buch trägt also nicht zur Klärung der Verhältnisse bei, sondern sorgt für viele Diskussionen zwischen Mutter und Großmutter. Diese stehen sinnbildlich für verschiedene Generationen von Feministinnen – geprägt von unterschiedlichen Zeiten und Haltungen gegenüber weiblichem (queeren) Begehren und der Lust an Grenzüberschreitung. Abgesehen von dieser Auseinandersetzung wird der ganze Film durch Johannes Voice-over-Erzählung gerahmt, was ihn fest in ihrer Perspektive verankert und der Figur den Raum lässt, sich unabhängig vom Gewicht dieser Historie(n) zu entwickeln und zu entdecken.
Die Bildsprache in „Träume“ ist fein komponiert, macht in Farben und Gestaltung die Wärme erfahrbar, die Johanna für Johanne ausstrahlt. In Traumsequenzen werden zudem visuelle Metaphern genutzt, um den Konflikten und Sehnsüchten der Hauptfigur Ausdruck zu verleihen. Johanne ist verliebt. Und allem, was in ihrem Kopf abgeht, wird hier mit derselben Ernsthaftigkeit begegnet. Ein sanfter Film, der sich nicht davor scheut, Stoff für Diskussionen um weibliche Lust, Selbstbestimmung und Grenzüberschreitung zu liefern. Einer von noch zu wenigen.
Len Klapdor
Drømmer (International: Dreams) - Norwegen, Schweden 2024, Regie: Dag Johan Haugerud, Kinostart: 08.05.2025, FSK: ab 6, Empfehlung: ab 16 Jahren, Laufzeit: 110 Min., Buch: Dag Johan Haugerud, Kamera: Cecilie Semec, Musik: Anna Berg, Schnitt: Jens Christian Fodstad, Produktion: Yngve Sæther, Hege Hauff Hvattum, Verleih: Xenix, Besetzung: Ella Øverbye (Johanne), Selome Emnetu (Johanna), Ane Dahl Torp (Kristin), Anne Marit Jacobsen (Karin), Ingrid Giæver (Frøydis) u. a.



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