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One in a Million

Dokumentarfilm über eine Sport-Influencerin aus den USA und ihren Fan aus Deutschland.

Der Countdown für Whitney läuft. Der Zählerstand auf ihrem Mobiltelefon zeigt 999.988 Abonnent*innen. Wir sind in ihrem Wohnzimmer und warten gemeinsam darauf, dass der Counter die 1 Millionen erreicht. Über zwei Jahre hinweg begleitet die Kamera im Dokumentarfilm One in a Million  die amerikanische Influencerin, Songwriterin und Sportlerin Whitney Bjerken und ihren Fan Yara Storp aus Deutschland. Verbunden sind die beiden nicht nur durch ihre mobilen Endgeräte, sondern auch durch ihre Leidenschaft fürs Turnen. Idol und Fan: Zwei Seiten einer Medaille. Whitney, die zwischen Sport, Musik und Social Media versucht, sich selbst zu finden und die schüchterne Yara, welche eben genau eine jener 1 Million von Whitneys Fans ist, und die sie durch Faninhalte ihrer eigenen Instagram Seite strahlen lässt. Der Film dokumentiert, wie die Mädchen zu sich selbst finden, Lieben lernen und herausfinden, was sie vom Leben möchten. 
 
Regisseurin Joya Thome erzeugt in ihrem Werk eine intime Atmosphäre, indem sie Yara und Whitney viel Raum und Zeit gibt, selbst über ihre Erfahrungen und Gefühle als Teenagerinnen zu sprechen. Die Kamera ist ihnen dabei wie eine Freundin ganz nah oder schaut ihnen direkt über die Schulter. Dieser sehr persönliche Blickwinkel des Films lädt dazu ein, über sich und die eigenen Erfahrungen zu reflektieren, Parallelen zu finden und sich mit den Mädchen zu identifizieren.  
 
So wird Whitney nicht nur einfach auf ihrem Weg zur Musikerin, Sportlerin oder Influencerin begleitet. Wir sehen ein junges Mädchen auf dem Weg zu einer jungen Frau, die früh gelernt hat, ihre Gefühle hinter einem Lachen vor der Kamera oder auf der Turnmatte zu verstecken. Der Film macht dies auf eine bewegende und leicht melancholische Weise deutlich, indem Whitney im Hintergrund oft selbst über Themen wie die Angst vor Ablehnung, dem Verschwinden, sich selbst zu sein oder Einsamkeit singt. In der Musik lernt sie im Verlauf, ihre auch manchmal dunklen, Gefühle auszudrücken, welche sie häufig zu verbergen versucht. Der Film lässt die Zuschauenden nur bedingt das Auf und Ab im Leben des Influencer*innen - Daseins hinter der Kamera sehen, schafft es jedoch trotzdem, mit einigen glamourösen Stereotypen über Influencer*innen und deren Arbeit zu brechen. 

Yara teilt in ihren Interviews häufig Gefühle und Ängste in Bezug auf Liebesbeziehungen und ihre Sexualität. Im Verlauf der Dreharbeiten lernt sie über sich selbst, dass sie lesbisch ist. Sie spricht über Selbstakzeptanz, ihr inneres Coming Out, das bei ihren Freundinnen und Eltern. Yara ist glücklich und erleichtert, sich nicht mehr vor ihren Bezugspersonen und sich selbst verstecken zu müssen. Der Film bricht dadurch mit dem Bild eines problem- und konfliktbehafteten Coming Outs, wie es in Spielfilmen und Serien häufig dargestellt wird. Die Auswirkungen dieser Entdeckung auf Yaras Leben werden zum Teil von ihr und zum Teil im Subtext von Szenen mit ihren Freundinnen erzählt. Die Erfahrung mit der ersten Liebe außerhalb der heteronormativen Realität ist anders und stellt homosexuelle Jugendliche vor besondere Herausforderungen und Sorgen, denen sich heterosexuelle Jugendliche nicht bewusst sind oder stellen müssen. Das Aufdecken dieser Unterschiede wird im Film zwar nicht spezifisch thematisiert, lädt die Zuschauenden aber trotzdem, durch einen intimen Einblick in Yaras noch neue Lebenswelt, zum Mitfühlen ein. 

Auch im Leben von Whitney ändert sich etwas. Sportlich zurückgeworfen durch eine Verletzung, richtet sie ihre Interessen mehr auf Musik und Songwriting ausAuch darin ist sie gut. Wenn da nur nicht ihr Vater wäre, der auch diese Facette von Whitneys Talenten via Social Media promoten will. Wir erleben vor laufender Kamera, wie Whitneys Unbehagen wächst und sie zu ihrem Vater Distanz aufbaut.

So unterschiedlich Whitney und Yara zu Beginn des Dokumentarfilms auch scheinen, so macht Regisseurin Joya Thome ohne pubertäre Klischees zu bedienen deutlich, wie viel Bewegung in den jungen Lebensjahren von Teenagerinnen steckt. Er bringt das Aufwachsen junger Mädchen mit all den Herausforderungen schönen Momenten näher, wodurch sie Themen wie die erste Liebe entzaubert und ihnen die stereotype Leichtigkeit nimmt. Sie haben schließlich ihre ganz eigenen Wünsche und Unsicherheiten, mit denen sie umzugehen lernen, während sich die Ansprüche an sie und ihre Rolle in der Welt verändern. 

Lena Morgenstern


Übrigens: „One in a Million“ und andere tolle Filme sind Teil des Themendossiers „Gender & Lieben“. Werfen Sie doch mal einen Blick rein.

© UCM.ONE
12+
Dokumentarfilm

One in a Million - Deutschland 2022, Regie: Joya Thome, Festivalstart: 28.06.2022, Kinostart: 20.04.2023, FSK: ab 12, Empfehlung: ab 12 Jahren, Laufzeit: 84 Min. Buch: Joya Thome, Lydia Richter, Philipp Wunderlich. Kamera: Lydia Richter. Schnitt: Jamin Benazzuoz. Sound: Philipp Wunderlich. Sound-Design: Felix Roggel. Musik: Hundreds – Philipp Milner. Produktion: Flare Film, NDR. Verleih: UCM.ONE. Mitwirkende: Whitney Bjerken, Yara Storp u. a.

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