Bescheidene Helden: Ponoc Short Films Theatre
Eine Anime-Kurzfilmkompilation: Drei Fingerübungen, die auch als Showreel für das noch junge Studio Ponoc zu verstehen sind.
Die Ankündigung des Studio Ghibli, sich erst einmal aus dem Filmgeschäft zurückzuziehen, hat die Anime-Landschaft im Jahr 2014 verändert. Wer sollte das Erbe des Zeichentrick-Flaggschiffs antreten, das maßgeblich dazu beigetragen hat, die japanische Erzähl- und Animationskultur weltweit populär zu machen? Mittlerweile haben sich mehrere Stränge vielversprechender Stränge herauskristallisiert. Zu den jüngeren Neugründungen zählen etwa das Studio Chizu, hinter dem der Regisseur Mamoru Hosoda steht, sowie das Studio Ponoc, das 2017 mit dem von Hiromasa Yonebayashi inszenierten „Mary und die Blume der Hexen‟ sein Debüt vorlegte. Anstelle eines weiteren Langfilms ist nun auf Netflix die neueste Studio-Ponoc-Produktion abrufbar, eine Kurzfilmkompilation mit Beiträgen von Hiromasu Yonebayashi, Yoshiyuki Momose und Akihiko Yamashita.
In „Kanini & Kanino‟ erzählt Hiromasu Yonebayashi („Arrietty – Die wundersame Welt der Borger‟, 2010; „Erinnerungen an Marnie‟, 2014) von zwei Geschwistern, die Unterwasser leben und auf der Suche nach der hochschwangeren Mutter von ihrem Zuhause fortgetrieben werden. Eine Abenteuergeschichte in einer Fantasiesprache, die sich ganz auf die Erschaffung von Atmosphäre konzentriert und durch ihr Sounddesign eine immersive Wirkung entfaltet. Was das Figurendesign angeht, erinnert der Film sehr an die Filme von Hayao Miyazaki. Durch den Zeichenstil ästhetisch luftiger wirkt
„Life Ain't Gonna Lose‟ von Yoshiyuki Momose, vormals Animation Director bei Ghibli-Mitgründer Isao Takahata. Ganz im Alltag verwurzelt ist die Geschichte eines neunjährigen Jungen, der hochallergisch auf Eier reagiert und lernen muss, mit er ständigen Sorge seiner Mutter und seiner Einschränkung umzugehen. Ebenfalls Wurzeln beim Studio Ghibli hat Akihiko Yamashita, der mit „Invisible‟ nun sein Regiedebüt gibt. In diesem steht ein Mann im Mittelpunkt, der unsichtbar ist – oder sich zumindest so fühlt – und von niemandem wahrgenommen wird.
So sorgfältig die drei Kurzfilme animiert sind, so sehr wird doch auch deutlich, wie wenig sie verbindet. Auch das Helden-Thema, das der Titel nahelegt, will nicht so recht passen und wirkt eher nachträglich hinzugefügt. Insofern entsteht aus diesen drei Filmen keine größere Einheit. Zweifellos aber sind sie ein Showreel für das Studio Ponoc, mit dem dieses unterschiedliche Ansätze vorstellen kann. Alles scheint möglich, von einer fantastischen Kindergeschichte über einen Slice-of-Life-Film bis hin zum experimentellen Drama. Und tatsächlich sieht es so aus, als ob gerade die wagemutigste Herangehensweise auch die vielversprechendste ist. „Invisible‟ sticht heraus aus diesen drei Filmen, weil er so rätselhaft ist, aber über die fantastische Ausgangssituation doch auch ein universelles menschliches Drama in der Geschichte zu spüren ist. Um den Wunsch, gesehen und wahrgenommen werden geht es darin. Damit greift er ein zentrales Thema vieler Kinder- und Jugendfilme auf. Und vielleicht spricht er damit auch stellvertretend für das Studio Ponoc: Seht her, hier sind wir. Wir könnten in die Fußstapfen von Studio Ghibli treten.
Stefan Stiletto
Modest Heroes - Japan 2019, Regie: Hiromasu Yonebayashi, Yoshiyuki Momose, Akihiko Yamashita, Homevideostart: 22.05.2020, FSK: keine FSK-Prüfung, Empfehlung: ab 13 Jahren, Laufzeit: 54 Min. Buch: Hiromasu Yonebayashi („Kanini & Kanino‟), Yoshiyuki Momose („Life Ain’t Gonna Loose‟), Akihiko Yamashita („Invisible‟). Musik: Takatsugu Muramatsu („Kanini & Kanino‟), Masanori Shimada („Life Ain’t Gonna Loose‟), Yasutaka Nakata („Invisible‟). Produktion: Yoshiaki Nishimura. Anbieter: Netflix
Altersempfehlung 10-13 Jahre
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