Girls Girls Girls
Unverkrampfter Coming-of-Age Film über drei Freundinnen auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben.
Bin ich liebens- und begehrenswert? Bin ich gut genug? Werde ich erfolgreich sein? So ernst und existenziell die Fragen junger Frauen oft sind, so viel leichter lassen sie sich schultern, wenn man sie mit Menschen teilt, denen man vertraut. Der besten Freundin zum Beispiel.
Mimmi und Rönkkö sind beste Freundinnen. Wenn sie sich zum Ausgehen fertigmachen, teilen sie nicht nur Schminke und Outfits, sondern auch ihre Erfahrungen in Sachen Sex. „Erinnerst du dich, wie du das erste Mal Dry Humping gemacht hast? Und dich fragtest: Davon reden alle? Und dann übst du es und plötzlich funktioniert's.“ Bei Mimmi funktioniert es definitiv. Sie ist locker, extrovertiert. Allein mit ihr ist auch Rönkkö nicht auf den Mund gefallen. Doch in Gesellschaft anderer verkrampft sie. Flirten und Sex gelingen ihr nicht so, wie Rönkkö denkt, dass es sein sollte. Sie schafft es nicht, sich zu verlieben. Und auch nicht, einen Orgasmus zu bekommen. Dagegen funkt es zwischen Mimmi und der Eiskunstläuferin Emma. Die hadert damit, dass ihr wichtigster Sprung, der dreifache Lutz, nicht mehr gelingt und ihre Teilnahme an der Europameisterschaft in Gefahr ist. Hat sie da überhaupt den Kopf frei für eine Beziehung? Oder fällt es ihr generell schwer, sich auf andere Menschen einzulassen? Für Mimmi, deren Impulsivität manchmal in Wut umschlägt, ist das schwer auszuhalten. Sie hadert eh schon damit, dass ihre Mutter einen neuen Mann und ein weiteres Kind bekommen hat und Mimmi selbst sich als nicht mehr gebraucht in ihrer Familie fühlt.
In „Girls Girls Girls“ erzählen die finnische Regisseurin Alli Haapasalo und die Autorinnen Ilona Ahti und Daniela Hakkulinen locker aneinandergeknüpft Episoden aus dem Leben der drei Jugendlichen Mimmi, Rönkkö und Emma, die meist an einem Freitagabend spielen. Ihre Probleme drehen sich um zentrale Themen des Erwachsenwerdens: Liebe und Sex, Familie, berufliche Ziele und Lebensträume. Das ist keine neue und spektakuläre Geschichte, doch sehr besonders darin, wie nah man den Dreien in ihren Sorgen und Unsicherheiten, aber auch in Momenten der Leichtigkeit und des Höhenflugs kommt. Dass „Girls Girls Girls“ im 4:3-Format gefilmt ist, lässt einen besonders dicht an die jungen Frauen heranrücken. Wunderbar gelingt es dem Film, seine drei Protagonistinnen ernst zu nehmen und zugleich unverkrampft und mit trockenem Humor von Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens zu erzählen. Besonders die Smoothiebar einer Shopping Mall, in der Mimmi und Rönkkö arbeiten, sorgt nicht nur durch die eigenwilligen Namen der Getränke wie „It takes two to mango“ für schräge Wortspiele und absurde Momente. Dass hier weibliche Filmemacherinnen junge Frauen auf Augenhöhe zeigen und Queerness ganz selbstverständlich Teil der Geschichte ist, macht den Film umso wahrhaftiger und wird insbesondere Fans der Serie „Druck“ begeistern.
Kirsten Loose
Übrigens: „Girls Girls Girls“ und andere tolle Filme sind Teil des Themendossiers „Gender & Lieben“. Werfen Sie doch mal einen Blick rein.
Tytöt tytöt tytöt - Finnland 2022, Regie: Alli Haapasalo, Kinostart: 23.02.2023, FSK: ab 12, Empfehlung: ab 14 Jahren, Laufzeit: 100 Min. Buch: Ilona Ahti, Daniela Hakulinen. Kamera: Jarmo Kiuru. Schnitt: Samu Heikkilä. Produktion: Citizen Jane Productions. Verleih: Salzgeber. Darsteller*innen: Aamu Milonoff (Mimmi), Eleonoora Kauhanen (Rönkkö), Linnea Leino (Emma), Mikko Kauppila (Jarmo), Amos Brotherus (Sipi), Bruno Baer (Kalle) u. a.
Altersempfehlung 14-18 Jahre
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