Your Name
Neues vom Anime-Meister der Melancholie: Makoto Shinkai hat einen wunderschönen Liebes-Katastrophen-Körpertausch-Film gedreht.
Wie schrecklich langweilig das Leben auf dem Land doch ist! In der kleinen japanischen Küstenstadt Itomori ist nichts los. Und für Mitsuha ist klar: Im nächsten Leben will sie in Tokio leben. Als gutausehender Junge. So wie in den Träumen, die sie in letzter Zeit häufig hat. Doch irgendetwas stimmt nicht mit Mitsuha. Plötzlich finden ihre Freunde sie seltsam, sie kann sich an Dinge, die sie getan haben soll nicht mehr erinnern. Und dann tauchen auch noch handschriftliche Botschaften auf ihrem Arm auf: Wer bist du? Ähnlich verwirrt ist auch Taki aus Tokio. Während er in seinen Träumen in die Haut eines Mädchens schlüpft, scheint bisweilen jemand anderes die Kontrolle über seinen Körper zu übernehmen.
Als Körpertausch- Komödie beginnt „Your Name“ und macht sich einen großen Spaß daraus zu erzählen, wie es sich nicht nur anfühlt, plötzlich ein Junge beziehungsweise ein Mädchen zu sein, sondern auch, wie sich ein anderes Leben manipulieren lässt. Im Körper von Taki sorgt Mitsuha dafür, dass Taki endlich zu einem Date kommt. Und Taki wiederum kümmert sich darum, dass Mitsuha endlich beliebter wird. Doch Makoto Shinkai („The Place Promised In Our Early Days“, „5 Centimeters Per Second“), neben Mamoru Hosoda zur Zeit einer der großen Stars unter den Anime-Regisseuren, belässt es zum Glück nicht bei einer solch eher belanglosen Geschichte. Zum einen lässt er spürbar werden, wie nahe sich Taki und Mitsuha kommen, wie vertraut sie werden, obwohl sie sich nie gesehen haben, und legt somit den Grundstein für eine unmögliche Liebesgeschichte. Und zum anderen schlägt er bald neue Wege ein. Denn nachdem Mitsuha Taki von einem bevorstehenden Kometenabsturz erzählt hat, wacht Taki nicht mehr in Mitsuhas Körper auf. Beunruhigt macht er sich auf die Suche nach dem Mädchen, mit dem er so viel geteilt hat, und stellt fest, dass Mitsuha bei dem Einschlag eines Kometen in Itomori ums Leben gekommen ist – vor drei Jahren.
Ganz nah bei den Figuren bleibt Shinkai in seinem fantastischen, wunderschönen Liebes-Katastrophen-Körpertausch-Film und erzählt dabei vor allem von seinem Lieblingsthema: der Sehnsucht und der unerfüllten Liebe. Von Beginn an vermissen Mitsuha und Taki etwas, ohne genau sagen zu können, was es ist. Und Shinkai ist ein Meister darin, atmosphärische Stimmungsbilder für diese Gefühl zu finden. Diesen ordnet er die ganze äußerliche Dramatik unter, die sich plötzlich ergibt, als Taki nach der bitteren Erkenntnis von Mitsuhas Tod einen Entschluss fasst: Er will noch einmal die Körper tauschen und sie vor der Katastrophe retten.
Hin und her springt der Film zwischen den Körpern und den Identitäten, den Geschlechtern und den Zeiten. Aber er verheddert sich nie zwischen all diesen Sprüngen und ist vielleicht die schönste Anime-Liebesgeschichte der letzten Zeit, die ebenso fantastisch wie alltäglich-nachvollziehbar ist.
Stefan Stiletto
Kimi no Na wa - Japan 2016, Regie: Makoto Shinkai, Homevideostart: 18.05.2018, FSK: ab 6, Empfehlung: ab 14 Jahren, Laufzeit: 107 Min., Buch: Makoto Shinkai, Kamera: Makoto Shinkai, Schnitt: Makoto Shinkai, Musik: Radwimps, Produktion: CoMix Wave, Verleih: Universum
Altersempfehlung 14-18 Jahre
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