Moxie. Zeit, zurückzuschlagen
Auf Netflix: Schülerinnen wehren sich gegen den Sexismus in ihrem Umfeld.
Seit einigen Jahren wird endlich verstärkt über Sexismus und missbräuchliche Strukturen diskutiert. Im Alltag sind derartige Phänomene aber leider noch immer weit verbreitet. Ausgehend von dieser bitteren Erkenntnis wirft die Romanverfilmung „Moxie. Zeit, zurückzuschlagen“ einen Blick auf die toxische Atmosphäre in einer fiktiven US-amerikanischen Highschool und versucht, die versteckten und weniger versteckten Ausprägungen von Diskriminierung und Erniedrigung zu beschreiben.
Hauptfigur ist die zurückhaltende Vivian, die sich manchmal regelrecht unsichtbar fühlt. Eine 16-Jährige auf der Suche nach ihrem Platz, mit einer ähnlich unauffälligen besten Freundin und keinerlei Ambitionen, gegen irgendetwas zu rebellieren. Vivian läuft mit, will nicht aus dem Rahmen fallen und gibt ihrer neuen Mitschülerin Lucy, die von Sportskanone Mitchell Wilson belästigt wird, anfangs einen mutlosen Tipp: Einfach wegducken und den Bully ignorieren, dann würde er sich rasch ein anderes Opfer suchen.
Dass aus der angepassten Vivian nur wenig später eine leidenschaftliche Revoluzzerin wird, die den Umgang mit Frauen im schulischen Miteinander anprangert, kann der Film leider nicht ganz glaubhaft vermitteln. Ein aufrührerischer Song und der Blick in einen alten Koffer ihrer einst gegen das Patriarchat kämpfenden Mutter Lisa sollen ausreichen, um ein komplett neues Problembewusstsein zu entwickeln. Ihr Sinneswandel vollzieht sich definitiv zu schnell.
Für Aufsehen sorgt Vivian in ihrer Highschool fortan mit einem eigenhändig zusammengebastelten Magazin namens „Moxie“ – wobei sie sich trotz ihres plötzlich entdeckten Eifers nicht als Verfasserin zu erkennen gibt. Da das Pamphlet und seine Forderungen nach mehr Gleichberechtigung schon bald Anklang finden, steht die Frage nach dem Kopf hinter der neuen Bewegung aber immer häufiger im Raum.
„Moxie. Zeit, zurückzuschlagen“ möchte vor allem das jugendliche Zielpublikum dafür sensibilisieren, dass übergriffige Verhaltensweisen und diskriminierende Gepflogenheiten im Schultrott allgegenwärtig sind. Ein Klaps auf den Po, Listen, auf denen das Aussehen der Mädchen in beleidigender Form bewertet wird, und Kleidungsregeln, die nur für bestimmte Teenagerinnen gelten sollen – der Film nennt zahlreiche Beispiele und nimmt auch das Verhalten der Lehrpersonen kritisch unter die Lupe. Anstatt Hilfe zu leisten, bügelt etwa die Direktorin Lucys Belästigungsbericht aus Angst vor zu viel Wirbel und zu viel Arbeit ab. Ein Schlag ins Gesicht, der so manchem Missbrauchs- oder Mobbingopfer aus dem wahren Leben schmerzhaft vertraut sein dürfte.
Zweifellos ist es erfreulich, dass die von Amy Poehler inszenierte Romanadaption Sexismus und Ungleichbehandlung sichtbar macht und weibliches Empowerment ins Zentrum stellt. Die Art und Weise, wie die Netflix-Produktion ihre Botschaften transportiert, lässt sich allerdings nur so beschreiben: aufdringlich und überdeutlich. In fast jeder Szene spürt man den erhobenen Zeigefinger. Alle paar Minuten werden wir im Dialog daran erinnert, um was es geht. Und zuweilen wirkt das Ganze wie ein großer Schlagwortfilm, bei dem am Ende ein tieftraumatisches Ereignis wie eine Vergewaltigung zu einem bloßen Plot-Element ohne Nachhall verkommt. So relevant die Themen auch sein mögen – der ständig kreisende Holzhammer schwächt den Gesamteindruck spürbar ab.
Christopher Diekhaus
Moxie - USA 2021, Regie: Amy Poehler, Homevideostart: 03.03.2021, FSK: keine FSK-Prüfung, Empfehlung: ab 14 Jahren, Laufzeit: 111 Min. Buch: Tamara Chestna und Dylan Meyer nach dem gleichnamigen Roman von Jennifer Mathieu. Kamera: Tom Magill. Musik: Mac McCaughan. Schnitt: Julie Monroe. Produktion: Amy Poehler, Kim Lessing, Morgan Sackett. Anbieter: Netflix. Darsteller*innen: Hadley Robinson (Vivian), Lauren Tsai (Claudia), Alycia Pascual-Peña (Lucy), Patrick Schwarzenegger (Mitchell Wilson), Amy Poehler (Lisa) u. a.
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