Sechzehn Stunden Ewigkeit
Auf Amazon: Zwei Jugendliche hängen in einer Zeitschleife fest. Und das ist nicht so spaßig, wie es zunächst klingt.
Jeden Tag das gleiche. Aufstehen, von der Schwester angemuffelt werden, der Vater mit seinem Tablet am Frühstückstisch. Jeden Tag im gleichen Moment die Tasse fangen, die beinahe vom Tisch fällt, sich den To-Go-Kaffee schnappen, den jemand auf seinem Auto abgestellt hat, Menschen ausweichen, die immer denselben Weg gehen. Es ist offensichtlich: Hier weiß jemand ganz genau, wann was passieren wird und wie er sich dies zunutze machen kann. Mark ist ein Zeitprofi. Allerdings eher unfreiwillig. Denn seit kurzem durchlebt er ein und denselben Tag immer und immer wieder.
Vielleicht gibt es kaum ein Jahr, in dem ein Film wie „Sechzehn Stunden Ewigkeit‟ sein Publikum besser finden könnte. Das Gefühl, in einer Zeitschleife festzustecken, in der sich kaum etwas verändert und viele Tage zu einem Brei verschwimmen – es klingt nach Corona-Alltag. Bei seinem besten Kumpel kann sich der 17-jährigen Teenager zwar ein wenig den Frust von der Seele reden – aber um Mitternacht geht der Spuk von neuem los. Doch dann trifft Mark auf die gleichaltrige Margaret, die sein Schicksal teilt: Von nun an werden sie zu Verbündeten. Es bleibt ihnen schließlich auch nichts anderes übrig, sind sie doch die einzigen, die ihre seltsame Situation teilen.
Nicht von ungefähr erinnert die Handlung in ihren Grundzügen an den Komödienklassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier‟ (Harold Ramis, 1993). Doch durch die Verschiebung der Perspektive auf zwei Jugendliche schlägt „Sechzehn Stunden Ewigkeit‟ dann doch einen anderen Tonfall an. Erst albern Mark und Margaret vor allem herum und genießen es, den Menschen in ihrer Umgebung immer einen Schritt voraus zu sein oder sich gewissen Freiheiten zu nehmen – was kümmert es schon, wenn es kein Morgen gibt? Dann beginnen sie, bewusst nach den schönen kleinen Momenten Ausschau zu halten und die Magie im Alltag zu entdecken, von Kindern, die sich über das Licht in ihrem Baumhaus freuen bis hin zu Blättern, die in schönen Formationen im Wasser treiben. Und Mark verliebt sich in Margaret, die ihn jedoch immer wieder abweist und jeden Tag zur gleichen Zeit sitzen lässt.
Nach einem etwa holprigen Anfang, nach ein paar zwar herzerwärmenden, aber doch ziemlich klischeehaften Szenen folgt dann doch noch eine Überraschung – und der in Haupt- wie Nebenrollen sympathisch besetzte Film wird zunehmend sogar besser. Vor allem, als klar wird, dass es nicht nur darum geht, wie Mark lernt, mehr auf seine Mitmenschen zu achten. Inmitten der Zeitschleifen-Love-Story findet der Film nach der Kurzgeschichte „The Map of Tiny Perfect Things‟ von Lev Grossman, der auch das Drehbuch schrieb, schließlich noch eine andere Ebene. Und er wird, was man ihm am Anfang nicht zugetraut hätte: berührend.
Stefan Stiletto
The Map of Tiny Perfect Things - USA 2020, Regie: Ian Samuels, Homevideostart: 12.02.2021, FSK: keine FSK-Prüfung, Empfehlung: ab 14 Jahren, Laufzeit: 99 Min. Buch: Lev Grossman, nach seiner Kurzgeschichte „The Map of Tiny Perfect Things‟. Musik: Tom Bromley. Schnitt: Andrea Bottigliero. Produktion: Ashley Fox, Akiva Goldsman, Gregory Lessans, Aaron Ryder. Anbieter: Amazon. Darsteller*innen: Kathryn Newton (Margaret), Kyle Allen (Mark), Jermaine Harris (Henry), Josh Hamilton (Daniel), Anna Mikami (Phoebe) u. a.
Altersempfehlung 14-18 Jahre
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