Mulan (2020)
Eine selbstbewusste Teenagerin widersetzt sich starren Rollenkonventionen. Thematisch ist das wichtig, wird hier aber nur routiniert erzählt.
Die Corona-Pandemie hat vieles verändert – auch den Kinomarkt, der durch die Schließung der Filmtheater schwer erschüttert wurde. Selbst nach der Wiedereröffnung der Lichtspielhäuser sahen sich wegen der anhaltend unsicheren Lage zahlreiche Hollywood-Studios gezwungen, ihre für 2020 angekündigten Blockbuster ins neue Jahr zu schieben oder aber gleich in den VoD-Bereich zu verfrachten. So erblickte etwa das Coming-of-Age-Spektakel „Mulan“, ein Realfilmremake des gleichnamigen Zeichentrickstreifens von Tony Bancroft und Barry Cook aus dem Jahr 1998, in vielen Ländern nicht auf der großen Leinwand das Licht der Welt, sondern im Streaming-Portal Disney+.
Die ebenso ausladenden wie eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen des von Niki Caro („Whale Rider“, 2002) inszenierten Films verlangen eigentlich nach einer Auswertung im Kino, weil sie nur dort in ihrer ganzen Wucht zur Geltung kommen. Überhaupt besticht die Neuinterpretation durch ihre Optik, ihre aufwendige Ausstattung und ihr prächtiges Kostümbild. Dem Auge wird hier fraglos allerhand geboten.
Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt hingegen die Art und Weise, wie die Macher*innen ihre auf einer chinesischen Volksballade basierende Geschichte rund um die Titelheldin Mulan aufziehen. Eine Teenagerin, die sich den Heiratskonventionen ihrer Gesellschaft widersetzt und sich, als Mann verkleidet, zu einer Kämpferin ausbilden lässt, um das Kaiserreich gegen einen finsteren Kriegstreiber und dessen Verbündete, die Hexe Xianniang, zu verteidigen. Zu erzählen, wie eine junge Frau starre patriarchale Regeln durchbricht, ist wichtig und erfrischend. Der Film formuliert sein emanzipatorisches Ansinnen aber ständig überdeutlich aus und kippt wiederholt zu sehr ins Thesenhafte. Zudem verläuft die Reise der Hauptfigur nach allzu routiniertem Muster und lässt nur selten Raum für ambivalente oder ehrlich ergreifende Momente. Potenzial verschenkt wird zum Beispiel in den Begegnungen zwischen Mulan und Xianniang, die auf ihre geteilte Erfahrung als Außenseiterinnen hinweist.
Christopher Diekhaus
Mulan (2020) - USA 2020, Regie: Niki Caro, Homevideostart: 04.09.2020, FSK: ab 12, Empfehlung: ab 14 Jahren, Laufzeit: 115 Min. Buch: Amanda Silver, Elizabeth Martin, Lauren Hynek, Rick Jaffa. Kamera: Mandy Walker. Musik: Harry Gregson-Williams. Schnitt: David Coulson. Produktion: Chris Bender, Jason Reed, Jake Weiner. Anbieter: Disney+. Darsteller*innen: Yifei Liu (Mulan), Tzi Ma (Zhou), Jason Scott Lee (Böri Khan), Gong Li (Xianniang), Jet Li (Kaiser) u. a.
Altersempfehlung 14-18 Jahre
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