All Day and a Night
Ein junger Mann hat einen Doppelmord begangen. Das Kriminaldrama versucht zu ergründen, welchen Einfluss sein Umfeld hatte.
Während die Kinos wegen der Corona-Krise derzeit geschlossen sind, stellt Netflix Woche für Woche neue eigenproduzierte Filme und Serien zum Abruf bereit. Seit Anfang Mai gehört auch das raue Krimidrama „All Day and a Night“ von Joe Robert Cole, seines Zeichens Koautor des Marvel-Abenteuers „Black Panther“ (Ryan Coogler, 2018), zum Portfolio des Mediengiganten. Protagonist ist ein junger Mann namens Jahkor Abraham Lincoln, der gleich zu Beginn kaltblütig zwei Menschen tötet und für seine Tat zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wird. Im Knast trifft er nicht nur auf seinen Vater JD, sondern denkt auch darüber nach, warum er dort gelandet ist.
„All Day and a Night“ wechselt ständig zwischen den Zeitebenen, springt wiederholt 13 Jahre zurück und schildert neben dem Alltag in der Haftanstalt Ereignisse, die sich einige Monate vor Jahkors Doppelmord zugetragen haben. Das vom Regisseur verfasste Drehbuch zeichnet das triste Bild eines afroamerikanischen Ghettos in der kalifornischen Großstadt Oakland, das die Hauptfigur schon als Kind mit einem Teufelskreis aus Gewalt und Kriminalität konfrontiert. Jahkor hasst das von seinem Vater geschürte Klima der Angst, verabscheut dessen Rücksichtslosigkeit, träumt von einer Karriere als Rapper, tritt letztlich aber doch in die Fußstapfen JDs. Kann man, wenn man in einer feindlichen, von toxischen Männlichkeitsvorstellungen geprägten Atmosphäre aufwächst, seinem Leben eine andere Richtung geben? Oder sind die Einflüsse so stark, dass man zwangsläufig mitgerissen wird? Wenn Jakhor schon in den ersten Minuten in seinem Voice-over-Monolog sein Leben vor der Verurteilung als Gefängnis ohne Mauern bezeichnet, kommt ein grimmiger Blick zum Ausdruck, den auch die zarten Hoffnungsschimmer gegen Ende nicht übertünchen können. Gerade weil „All Day and a Night“ spannende Existenzfragen und soziale Probleme umkreist, ist es schade, dass die Geschichte insgesamt etwas unstrukturiert erscheint, einige Klischees zu Tage treten und die regelmäßig eingestreuten Gedankengänge Jahkors manchmal doch arg schlicht ausfallen.
Christopher Diekhaus
All Day and a Night - USA 2020, Regie: Joe Robert Cole, Homevideostart: 01.05.2020, FSK: keine FSK-Prüfung, Empfehlung: ab 16 Jahren, Laufzeit: 121 Min. Buch: Joe Robert Cole. Kamera: Jessica Lee Gagné. Musik: Michael Abels. Schnitt: Mako Kamitsuna. Produktion: Nina Jacobson, Jared Ian Goldman, Brad Simpson. Anbieter: Netflix. Darsteller*innen: Ashton Sanders (Jahkor Abraham Lincoln), Jeffrey Wright (James Daniel „JD“ Lincoln), Isaiah John (TQ), Shakira Ja’nai Paye (Shantaye), Jalyn Hall (Jahkor als Kind) u. a.
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