Kritiken > Filmkritik
Kritiken > Altersempfehlung 14-18 Jahre > Children Of The Sea

Children Of The Sea

Unterwasserabenteuer fürs Heimkino: Der Anime verheddert sich zwar inhaltlich, beeindruckt aber durch seine grandiosen experimentellen Sequenzen.

Es gibt Animes, die versteht man einfach nicht. Man könnte sogar behaupten, dass sich ein ganzes Paket an Animes schnüren ließe, die sich alle in ihren eigenen Universen bewegen und sich überhaupt nicht bemühen, ihre Geschichten nachvollziehbar zu erzählen – angeführt von prominenten Vertretern wie „Ghost in the Shell‟ (Mamoru Oshii, 1995) oder „The Place Promised in Our Early Days‟ (Makoto Shinkai, 2004). Das vielleicht Bemerkenswerteste daran ist aber, dass all diese Filme trotz ihrer konfusen Erzählweise nicht scheitern, sondern dass es ihnen gelingt, gegen ihre verworrenen Geschichten zu arbeiten und Momente zu schaffen, die berühren und faszinieren und auf eine ganz eigene Art erzählen. Auch „Children of the Sea‟ ist so ein Anime.

Die Handlung setzt dabei im Alltag einer Teenagerin ein. Nachdem Ruka bei einem Handballspiel von einer Mitspielerin gefoult wird, revanchiert sie sich mit einer ebenso unfairen Geste und übertreibt es damit. Die Mitspielerin muss ins Krankenhaus – und Ruka fliegt aus der Mannschaft. Gelangweilt streift sie durch das Aquarium, in dem ihr Vater als Meeresbiologe arbeitet, und trifft dort auf den wundersamen Umi, einen Jungen, der wie ein Fisch durch das Wasser gleitet und kein normaler Mensch ist. Gemeinsam mit seinem Bruder Sora wurde er von Dugongs aufgezogen, den Sehkühen. Ruka ist fasziniert von der Welt, die sich ihr plötzlich durch Umi eröffnet. Schon seit ihrer Kindheit fühlt sie sich zum Meer hingezogen. Und nun erzählen ihr Umi und Sora unglaubliche Geschichten: von einem Meterorit, der ins Meer stürzen wird, und von einer großen Versammlung von Meereslebewesen, die bald stattfinden wird.

Bei Umi – und ein wenig auch bei dem eher abweisenden Sora – fühlt Ruka sich plötzlich verstanden, mehr noch als bei ihren Eltern oder anderen Gleichaltrigen. Zuhause hatte sie oft das Gefühl, nicht gehört zu werden. Nun steht sie in diesem einen besonderen Sommer auf einmal im Mittelpunkt unerklärlicher Ereignisse und begibt sich ohne Rückhalt von Erwachsenen in eine unbekannte neue Welt. Es stecken vielen Themen klassischer Coming-of-Age-Filme in diesem Anime, die immer wieder Brücken zur Figur von Ruka bauen. Aber zugleich verliert sich die Geschichte in dem Strom philosophisch hingehauchter Sätze über den Ursprung des Lebens oder Erinnerungen, die sich schwer einordnen lassen. Gerne würde man da manchmal mahnend eine Zeile aus dem Text des Abspannlied zitieren: „Die wichtigsten Dinge kann man nicht in Worte fassen.‟

Wettgemacht allerdings wird dies durch den stimmungsvollen Score, für den Joe Hisaishi, bekannt durch seine Arbeit für viele Ghibli-Filme, verantwortlich zeichnet, sowie durch die großartigen Bilder. „Children of the Sea‟ stammt aus dem Studio 4°C, das sich in der Vergangenheit durch vergleichsweise raue, aber stets bildgewaltige und nicht selten experimentelle und ungewöhnliche Animes wie „Mind Game‟ (Masaaki Yuasa, 2004), „Tekkonkinkreet‟ (Michael Arias, 2006) oder die beiden Kurzfilmkompilationen „Genius Party‟ (2007) und „Genius Party Beyond‟ (2007) einen Namen gemacht hat. Auch Ayumu Watanabe setzt auf eine Mischung traditioneller und moderner Animationstechniken – wobei sich die CG-Effekte stimmig in die handgezeichneten Elemente des Films einfügen, ohne den zweidimensionalen, flächigen Look zu stören.

Der Höhepunkt des Films aber ist eine fast fünfzehnminütige, psychedelisch anmutende Sequenz, die mit einer berauschenden Freude einen Fluss der Bewegungen und Transformationen zeigt und ein wenig an Terrence Malicks wagemutige Urzeit-Rückblende aus „Tree of Life‟ (2011) erinnert. Es ist schade, dass diese Bilder nun nur im Heimkino auf zumeist viel zu kleinen Bildschirmen zu sehen sind und die große Leinwand der ausgiebigen Festivaltournee vorbehalten war. Aber auch so lohnt sich die Entdeckung. „Children Of The Sea‟ schlägt einen ganz eigenen Weg ein und führt eindrucksvoll vor, wie vielfältig, lebendig und kreativ die japanische Animationsszene ist.

Stefan Stiletto

© Polyband
15+
Animation

Kaijû no kodomo - Japan 2019, Regie: Ayumu Watanabe, Homevideostart: 27.03.2020, FSK: ab 6, Empfehlung: ab 15 Jahren, Laufzeit: 111 Min. Buch: Hanasaki Kino, nach dem Comic „Kaijû no kodomo‟ von Daisuke Igarashi. Musik: Joe Hisaishi. Produktion: Eiko Tanaka. Anbieter: Polyband.

Children Of The Sea - Children Of The Sea - Children Of The Sea - Children Of The Sea - Children Of The Sea - Children Of The Sea -

Altersempfehlung 14-18 Jahre

» Der schöne Sommer

» Samia

» Tiger

» Nicht eine mehr

» Gasoline Rainbow

» Dead Boy Detectives

» Boy

» Our Eternal Summer

» Berlin Bytch Love

» Mein Sommer mit Irène

» Ellbogen

» Norwegian Dream

» Maboroshi

» Animalia

» How To Have Sex

» Die Sirene

» Reservation Dogs – Season 3

» Dead Girls Dancing

» Elaha

» Bottoms

» Forever

» Tori & Lokita

» Sorcery

» Sex Education – Staffel 4

» L‘amour du monde – Sehnsucht nach der Welt

» Water Lilies

» Boyz

» Fanfic

» Suzume

» The Ordinaries

» Sara Mardini – Gegen den Strom

» Sonne und Beton

» We Will Not Fade Away

» Girls Girls Girls

» Wann wird es endlich wieder so wie es nie war

» Die Fabelmans

» Reservation Dogs – Season 2

» Kalle Kosmonaut

» Goodbye, Don Glees!

» Sonne

» Wednesday

» Die Schwimmerinnen

» Beautiful Beings

» High School

» The Sleeping Beast

» Märzengrund

» Sing a Bit of Harmony

» Stranger Things 4

» North Hollywood

» Belle

» Nico

» 1 Meter 20

» Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann

» Kind Hearts

» Soul of a Beast

» Platzspitzbaby – Meine Mutter, ihre Drogen und ich

» Lingui – Heilige Bande

» Reservation Dogs

» Dear Future Children

» Happiness

» Everbody’s Talking About Jamie

» Sex Education – Staffel 3

» Je suis Karl

» Ein nasser Hund

» Räuberhände

» CODA

» Freda

» Lola und das Meer

» Sommer 85

» Frühling in Paris

» Sweet Tooth

» Shadow Game

» Things We Dare Not Do

» Invincible

» Fighter

» Ninjababy

» Une colonie

» We are who we are

» Moxie. Zeit, zurückzuschlagen

» Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (2021)

» Jugend

» Port Authority

» Stichtag

» Sechzehn Stunden Ewigkeit

» Eighth Grade

» Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht

» Wildherz – Auf der Reise zu mir selbst

» Und morgen die ganze Welt

» Lovecut

» Grand Army

» Zombi Child

» Mein etwas anderer Florida Sommer

» Milla Meets Moses

» Niemals Selten Manchmal Immer

» Futur Drei

» Nackte Tiere

» Mulan (2020)

» Yalda

» Normal People

» Gretel & Hänsel

» All die verdammt perfekten Tage

» Sunburned

» Weathering With You – Das Mädchen, das die Sonne berührte

» I’m no longer here

» Home Before Dark

» Monos – Zwischen Himmel und Hölle

» Away – Vom Finden des Glücks

» Sommerkrieg

» Acasă, My Home

» Scheme Birds

» All Day and a Night

» Children Of The Sea

» Giant Little Ones

» I Am Not Okay With This

» Sweet Thing

» Jumbo

» Notre-Dame du Nil

» Little Women

» Crescendo

» Auerhaus

» Ich habe meinen Körper verloren

» Liz und der blaue Vogel

» Nevrland

» Zwischen uns die Mauer

» Harajuku

» Systemsprenger

» Ein leichtes Mädchen

» Paranza: Der Clan der Kinder

» Don’t Give a Fox

» Stranger Things 3

» Drei Schritte zu dir

» Orangentage

» Roads

» The Sun is also a Star

» mid90s

» The Hate U Give

» Stupid Young Heart

» Der verlorene Sohn

» Rekonstruktion Utøya

» Club der roten Bänder – Wie alles begann

» Raus

» Verlorene

» Yuli

» Mary Shelley

» Mellow Mud

» Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot

» Fünf Dinge, die ich nicht verstehe

» Schwimmen

» Blue My Mind

» Girl

» Schmeißt die Schlampe in den Fluss

» Winterfliegen

» Ava

» Der wilde Planet

» I Kill Giants

» Genesis

» Letztendlich sind wir dem Universum egal

» 303

» Love, Simon

» Your Name

» Mustang

» Bande de Filles

» Persepolis

» Fucking Åmål