Editorial | | von Stefan Stiletto
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Dezember 2025
„Die Goonies“ feiern Geburtstag. Und haben ihre Spuren maßgeblich in der Serie „Stranger Things“ hinterlassen, die nun in die finale Staffel geht. Die neue Serienadaption von „Ronja Räubertochter“ unterdessen bleibt dem Originalstoff treu und findet doch jenseits von Retro-Chic einen ganz eigenen Zugang. Und kleine Umarmungen offenbaren ganz Großes – in dem Dokumentarfilm „Zirkuskind“.
Jahresenden sind ja immer ein guter Anlass für Rückblicke. Wie wäre es mit etwas Musik dazu? Nein, nicht Wham! Wir würden eher „Running Up That Hill“ empfehlen, die Begleithymne zur vierten Staffel von „Stranger Things“. Auf unsere Kritik zur fünften und letzten Staffel der fulminanten Coming-of-Age-Horror-Mystery-80er-Nostalgie-Serie müssen Sie zwar noch bis ins kommende Jahr warten, weil wir dafür erst noch alles bis zum bitteren Ende gesehen haben wollen. Aber auf jeden Fall eignet sich die Musik von Kate Bush auch als Soundtrack, um nochmal die bisherigen Kritiken (zu Staffel 3 oder zu Staffel 4) oder den Hintergrundtext von Philipp Bühler über die Attraktivität des Retro-Settings aus unserem Archiv zu lesen.
… ins Jahr 1985
Veröffentlicht wurde „Running Up That Hill“ übrigens 1985 – und genau dahin kehren wir in unserem ersten neuen Text zurück. Und zwar mit Geburtstagstorte. Denn „Die Goonies“, eine maßgebliche Inspiration auch für „Stranger Things“, feiert just in diesen Tagen seinen 40. Jahrestag. Am 19.12.1985 kam der Jugendfilm von Richard Donner in (West-)Deutschland in die Kinos, etwa ein halbes Jahr nach seinem US-Start. Frank Münschke hat das Jubiläum zum Anlass genommen, sich den Film noch einmal kritisch anzusehen. Puh, ja, manches würde man heute aus guten Gründen nicht mehr so machen. Dafür wird mit Abstand betrachtet umso deutlicher, was den Film so besonders gemacht und welche Spuren er in der Filmgeschichte hinterlassen hat. Ein großer Abenteuerfilm für ältere Kinder/junge Jugendliche – das war neu! (Und wenn wir ehrlich sind: In dem Bereich gibt es derzeit auch nicht gerade viel.)
… in den Wald
Groß und abenteuerlich ist auch die Serien-Adaption von „Ronja Räubertochter“ angelegt. Die erste Staffel ist zwar schon seit Dezember 2024 in der ARD-Mediathek, die zweite seit April 2025, aber die Serie ist einfach so gut, dass wir darüber gerne nochmal reden würden. Im Gegensatz zur Erstverfilmung von Tage Danielsson, die 1985 auf der Berlinale lief – wohlgemerkt: im Wettbewerb, nicht in der Sektion für Kinder – belässt es die Prestige-Serie nicht bei dem Kernkonflikt zwischen Vater und Tochter, sondern schmückt diesen stimmungsvoll aus und nimmt sich dabei viel Zeit zum Beobachten. Verena Schmöller betrachtet die Serie unter diesem Gesichtspunkt und zeigt auf, wie dadurch Konflikte in anderem Licht erscheinen und die Handlung zugleich geerdet wird.
… in meine Arme
Nicht um Vater und Tochter, sondern um Ur-Opa und Enkel geht es unterdessen in „Zirkuskind“. Und Horst Peter Koll hat darin ein paar außergewöhnliche „magische Momente“ entdeckt. Sie sind im Grunde klein, aber doch sehr groß und sehr schön: die Szenen, in denen der Ur-Opa seinen Enkel in den Arm nimmt. Einfach so. Da steckt etwas drin, was sich nicht in Worte fassen lässt, eine kurze, nicht-kalkulierte, sondern grundehrliche Wahrhaftigkeit, die diesen Kinder-Dokumentarfilm so besonders macht.
… in die Zukunft
Ob sich an diese schönen Momente oder überhaupt an Filme aus dem Jahr 2025 in den kommenden 40 Jahren noch jemand so elegisch erinnern wird wie wir gerade an die Filme der 1980er? Wir schmeißen mal schnell den Fluxkompensator an – denn „Zurück in die Zukunft“ ist schließlich auch vor ein paar Monaten in den 40er-Club eingetreten (und überhaupt noch immer ein schöner und vor allem witziger Jugendfilm über die Suche nach Vorbildern) und überprüfen das. Keine Sorge, wir sind gleich wieder da. Und was die Straßen zum Starten unseres DeLorean angeht: Wo wir hingehen … Ach, Sie wissen schon …
