Kinder- und Jugendfilmfestivals, neu gedacht
Liebe Leser*innen des Kinder- und Jugendfilmportals,
die Krise als Chance – diese beschönigende Sichtweise ist manchmal ziemlich arrogant. Denn schließlich ist die Krise zunächst einmal eine Belastung und eine Zumutung, die mit erheblichen Einschnitten verbunden ist. Erst in einem zweiten Schritt kann sie auch eine Chance sein, weil sie eben radikal aus dem üblichen Trott reißt und zum Umdenken zwingt. Dieser Herausforderung, neue Wege einzuschlagen, mussten (und müssen) sich auch die Kinder- und Jugendfilmfestivals in diesem Jahr stellen. Nun ist mit dem „Goldenen Spatz‟ am 20. September das erste Herbstfestival an den Start gegangen, am 24. September folgt bereits „Lucas‟, am 10. Oktober dann der „Schlingel‟. Aber wie sehen Festivals zu Corona-Zeiten eigentlich aus?
Barbara Felsmann hat sich mit den Organisator*innen unterhalten und erzählt in ihrem Artikel „Die große Ungewissheit‟ unter anderem über den Spagat zwischen Online und Offline, Juryarbeit via Videokonferenz und die Versuche, ein wenig Festivalatmosphäre ins Netz zu tragen. Zudem wirft sie auch einen Blick zurück auf DOK.education, das filmpädagogische Angebot des DOK.fest München, das schon im Frühjahr ein bemerkenswertes digitales Alternativprogramm für Schüler*innen geboten hat.
Der Tenor beider Recherchen ist dabei klar: Das Kino und das Festivalerlebnis vor Ort sind nicht zu ersetzen. Aber die Öffnungen, die nun erprobt werden, können vielleicht dazu beitragen, die großartigen Filme, von denen Fachbesucher*innen schwärmen, auch einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Es wird sich zeigen, inwieweit die besonderen Umstände der Planung, der Organisation und der Durchführung von Festivals in diesem Jahr auch ein Innovationsmotor sind.
Wer unterdessen im regulären Kinoprogramm noch auf der Suche nach Entdeckungen der letztjährigen Festivalsaison ist, wird mit „Binti‟ und „Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess‟ fündig – und wer die „Berlinale‟ nicht besucht hat, kann „Kokon‟ ebenfalls im Kino nachholen oder „Mignonnes‟ bei Netflix.
Und Christian Exner lädt Sie in seiner Glosse ein, einmal einen etwas anderen Blick auf alte Burgen und knarzende Segelschiffe zu werfen. „Da war ich schon‟ haben wir die Reihe genannt, die sich – wie gewohnt mit viel Sprachwitz – mit Schauplatzstereotypen im Kinderfilm beschäftigt und damit die Rollenmuster-Rubrik „Den kenn’ ich doch‟ erweitert.
Nun wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen – und insbesondere den Organisationsteams der laufenden und kommenden Festivals viel Erfolg und tolle Veranstaltungen,
Stefan Stiletto und Christian Exner