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Jackie & Oopjen - Kunstdetektivinnen

In der KiKA-Mediathek: Ein Kunstkrimi, der eine Brücke zwischen dem 17. Jahrhundert und der Moderne schlägt.

Codewort „Schnauzer“. Diesen zufällig festgelegten Begriff wählen Mutter Mouna und Tochter Jackie, sollte eine von beiden einmal in Not geraten. Dann, und nur dann, wird die andere sofort zur Hilfe eilen. Man weiß jedoch nicht genau, wer von beiden die andere mehr braucht. Jackie schmeißt mit ihren zwölf Jahren den Haushalt, holt ihre jüngere Schwester Piek von der Schule ab und ist auch sonst vollkommen selbstständig. Das musste sie schon früh lernen, denn ihre Mutter arbeitet als Kuratorin im Rijksmuseum Amsterdam und gerade jetzt bereitet sie eine große Ausstellung vor: „Marten und Oopjen“ von Rembrandt soll in ein paar Tagen eröffnet werden. Die beiden Porträts wurden 2016 tatsächlich vom Louvre und dem Rijksmuseum gemeinsam angekauft und sollen abwechselnd in Amsterdam und Paris gezeigt werden. Soweit der historisch reale Hintergrund.

Als Jackie durchs Museum eilt, um ihre Mutter zu treffen – sie kennt die Räumlichkeiten wie ihre Westentasche und wird von den Angestellten freundlich gegrüßt – glaubt Oopjen aus dem Gemälde heraus in Jackie ihre kleine Schwester Aeltje zu erkennen. Oopjen wird lebendig, steigt aus ihrem Bild und beginnt, Jackie zu folgen. Nach dem ersten Schreck ist diese bereit, Oopjen bei der Suche nach ihrer Schwester zu helfen. Auch die kleine Aeltje ist porträtiert worden, allerdings von einem unbekannten Maler. Aber das Gemälde muss ja auch irgendwo existieren, oder? Oopjens verlassener leerer Rahmen ist für das Museum eine Katastrophe und treibt vor allem Jackies Mutter in die Verzweiflung. Sie kann schließlich nicht ahnen, dass Jackie Oopjen mit nach Hause genommen hat und in ihrem Zimmer versteckt.

Barock trifft auf Moderne. Das löst einige sehr lustige Situationen aus und erzählt gleichzeitig von der Lebensweise des 17. Jahrhunderts, ohne belehrend zu sein. Die Menschen tranken damals lieber Bier als Wasser, weil das Wasser verschmutzt war und krank machte. So greift auch Oopjen gern beherzt zur Bierdose. Natürlich gab es auch noch keine Toiletten, sondern man setzte sich auf Nachttöpfe. Also benutzt Oopjen die große Blumenvase im Flur statt das Klo, woraufhin die weißen Lilien die Köpfe sinken lassen.

Wenn Jackie mit Oopjen durch die Stadt zieht, um das Gemälde der Schwester zu finden, bleibt dies natürlich nicht unbemerkt, denn Oopjen sieht mit ihrem edlen traditionellen schwarzen Outfit einfach ungewöhnlich aus. Die beiden finden heraus, dass Aeltjes Porträt in zwei Tagen versteigert werden soll und wollen mit einer Fotoaktion, bei der Passant*innen sich mit Oopjen fotografieren lassen können, das nötige Geld für den Ankauf zusammen bringen. Sie fallen dabei einem verbrecherischen Mutter-Sohn-Duo auf, die Oopjen entführen wollen. Aber die beiden haben nicht mit der kriminalistischen Finesse von Jackie, Oopjen und deren jüngeren Schwestern gerechnet, die schließlich mit dem Codewort „Schnauzer“ Mutter Mouna auf den Plan rufen.

Wesentlich im Zentrum der Detektivinnen-Geschichte steht die Freundschaft von Jackie und Oopjen. Denn Jackie hatte bis dahin keine Freundin, war sie doch viel zu sehr mit den erwachsenen Aufgaben beschäftigt, die ihre Mutter ganz selbstverständlich von ihr eingefordert hat. Jetzt aber hat sie eine BFFI, eine „beste Freundin für immer“, mit der sie das erste Mal richtig Spaß hat, als sie zusammen durch die Amsterdamer Straßen eilen, gemeinsam auf ihrem Fahrrad herumkurven, Eis essen und Street Dance üben. Dass Oopjen heimlich in Jackies Zimmer wohnt, erhöht die Spannung und endlich hat Jackie einmal ein Geheimnis vor ihrer Mutter, die jetzt nicht mehr ungefragt in ihr Zimmer kommen darf.

Nebenbei bemerkt ist „Jackie & Oopjen“ ein subtil erzählter feministischer Film. Alle positiven Figuren sind weiblich besetzt und einen Vater von Jackie und Piek gibt es auch nicht, denn die beiden stammen aus dem Reagenzglas. Nicht einmal hier benötigte die Mutter einen Mann, die kleine Familie kommt sehr gut ohne das männliche Geschlecht aus. Es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn wir hier von einem Frauenbild sprechen, dass sich im Wandel der Zeit darstellt. Oopjen und ihre Schwester waren noch die reichen Kaufmannskinder, die aufgrund der Familientradition porträtiert wurden, Mouna ist die taffe Geschäftsfrau und ihre Töchter selbstbewusste und unabhängige Mädchen. Trotzdem handelt es sich hier nicht ausschließlich um einen Mädchenfilm, sondern vor allem um eine schwungvolle Komödie, die von Culture Clash und detektivischem Spürsinn erzählt.

Katrin Hoffmann

 

© KiKA
8+
Spielfilm

Jackie & Oopjen - Niederlande 2020, Regie: Annemarie van de Mond, Homevideostart: 19.11.2021, FSK: keine FSK-Prüfung, Empfehlung: ab 8 Jahren, Laufzeit: 90 Min. Buch: Myranda Jongeling. Kamera: Lex Brand. Musik: Paleis van Boem. Schnitt: Jessica de Konig. Produktion: Column Film, Fiction Valley. Darsteller*innen: Frouke Verheijde (Jackie), Sarah Bannier (Oopjen), Karina Smulders (Mutter Mouna), Saar van Aken (Piek) u. a.

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