To All The Boys I’ve Loved Before
Highschool-Komödie nach einem Jugendbuch: Ohne Ecken und Kanten, voller Stereotype und Ungereimtheiten, aber immens erfolgreich.
Lara Jean ist 16 Jahre alt, chaotisch und steht auf kitschige Liebesromane. In deren heile Welt fantasiert sie sich lieber hinein, als echte Erfahrungen zu sammeln – wobei ihr Liebeskummer nicht fremd ist. Jedes Mal, wenn sie unsterblich verliebt war, hat sie einen Liebesbrief verfasst ohne die Absicht, diesen jemals abzusenden. Fünf solcher Briefe liegen seit Jahren als gut gehütetes Geheimnis in einer Hutschachtel. Doch plötzlich sind die Briefe bei ihren Empfängern Josh, Kenny, Peter, Lucas und John gelandet! Lara Jean will um jeden Preis verhindern, dass Josh ihren alten Liebesbrief ernst nimmt, denn der ist bis vor kurzem der feste Freund ihrer großen Schwester Margot gewesen. Ein Ablenkungsmanöver mit Peter, dem angesagtesten Jungen der Schule, scheint eine gute Idee zu sein – und damit sind alle Voraussetzungen für unterhaltsame Verwicklungen und Missverständnisse erfüllt. Doch was eine witzige Highschool-Romanze im Stil einer Screwball-Komödie sein könnte, scheitert an vielen Unstimmigkeiten in der Dramaturgie von Plot und Figuren.
Lara Jean etwa wird als chaotisch und unordentlich eingeführt, ist aber immer top gestylt, geschminkt und frisiert. Obwohl sie eine Außenseiterin sein soll, die von kaum jemandem wahrgenommen wird, hat sie nicht nur eine beste Freundin, sondern tritt auch noch höchst selbstsicher auf. Sie ist attraktiv, flirty und taugt problemlos für den angesagtesten Typ Peter, um dessen abtrünnige Freundin Gen eifersüchtig zu machen. Viele andere Figuren wiederum verkommen zu bloßer Staffage, denen man ihre Gefühle nicht abnimmt und deren Hintergrundgeschichten wenig Einfluss auf ihren Charakter haben. Überhaupt wird viel behauptet und wenig gezeigt. Von Anfang an müssen die Figuren wortreich erklären, was warum wie passiert. Die wichtige dramaturgische Grundregel des „show, don’t tell“ wird weitestgehend ignoriert.
Das Hauptmanko des Films liegt jedoch in der furchtbar konstruierten Handlung. Auf Kosten der Logik werden künstlich krude Verwicklungen erdacht, weil es sonst keine Geschichte zu erzählen gäbe. So artifiziell wie der Plot ist das ganze Setting. Ausnahmslos alle Jugendlichen des Films scheinen privilegierte Sprösslinge reicher Leute zu sein, die durchgestylte Riesenvillen bewohnen, teure Autos fahren und sich alle selbstverständlich die Ski-Freizeit in einem Fünfsterne-Resort mit Whirlpool leisten können.
Mit viel gutem Willen könnte die Botschaft von „To All the Boys I’ve Loved Before“ lauten: Trau dich ins wahre Leben, verstecke deine Gefühle nicht in einer Hutschachtel. Doch der Film zeigt nicht das wahre Leben echter Menschen. Fragen zu Liebe, Freundschaft, Identitätsfindung werden gar nicht erst ernsthaft gestellt und Antworten jenseits oberflächlicher Klischees sucht man vergebens. „To All the Boys I’ve Loved Before“ ist eine leicht komsumierbare Highschool-Romanze ohne Kanten, ohne Tiefgang. Und es ist zu befürchten, dass genau dieser Umstand den Film zu einem der beliebtesten Titel auf der Netflix-Plattform macht.
Ulrike Seyffarth
To All The Boys I’ve Loved Before - USA 2018, Regie: Susan Johnson, Homevideostart: 17.08.2018, FSK: keine FSK-Prüfung, Empfehlung: ab 12 Jahren, Laufzeit: 99 Min. Buch: Sofia Alvarez, nach dem gleichnamigen Jugendbuch von Jenny Han. Kamera: Michael Fimognari. Musik: Joe Wong. Schnitt: Phillip J. Bartell, Joe Klotz. Produktion: Ace Entertainment, Awesomeness Films, Netflix Studios. Anbieter: Netflix. Darsteller*innen: Lana Condor (Lara Jean), Noah Centineo (Peter), Israel Broussard (Josh), Janel Parrish (Margot), Anna Cathcart (Kitty) u. a.
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