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Die Schwimmerinnen

Zwei selbstbewusste junge Frauen und eine Entscheidung, die Leben rettete: Wir müssen fliehen. Nach der wahren Geschichte von Yusra und Sara Mardini.

Die 17-jährige Athletin Yusra träumt davon, an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Doch nach der Bombardierung ihrer Schwimmhalle im Jahr 2015 steht für sie und ihre Schwester Sara, 20, auch Leistungsschwimmerin, fest: Sie müssen aus Syrien flüchten. Als der Motor ihres Schlauchbootes beim Überqueren des Meeres von der Türkei nach Griechenland versagt, springen sie ins Wasser und ziehen das Boot stundenlang bis ans Ufer. So retten sie ihre eigenen und die Leben von 18 weiteren Menschen. Nach einer gefährlichen Odyssee durch Europa schaffen sie es endlich nach Berlin. Während Yusra sich durch hartes Training, unterstützt von ihrem Coach Sven, für das Refugee Olympic Team in Rio qualifiziert, geht Sara nachts feiern und beschließt, nach Lesbos zurückzukehren, um dort humanitäre Hilfe zu leisten. Die walisisch-ägyptische Regisseurin Sally El Hosaini erzählt in ihrem kraftvollen und berührenden Spielfilm „Die Schwimmerinnen“ (2022) die wahre Geschichte der Mardini-Schwestern, die mit ihrer mutigen Tat im Mittelmeer weltweit Schlagzeilen machten.

Sara und Yusra sind selbstbewusste junge Frauen und genießen viele Freiheiten in ihrer Familie und im erfrischend liberal porträtierten Damaskus. Doch mit Beginn des Kriegs erleben sie öfter sexuelle Belästigung durch Rebellen und Soldaten, in einer Szene im Bus sogar körperlich. Der Film kulturalisiert diese Übergriffe nicht, sondern verortet und verurteilt sie als frauenfeindliche männliche Gewalt. Krieg und Flucht machen Frauen überall zu doppelten Opfern, wie durch die versuchte Vergewaltigung von Yusra durch einen Schmuggler in Ungarn deutlich wird. Dank Saras Hilfe kann sie ihrem Angreifer in letzter Sekunde entkommen. Beide Frauen erleiden schwere Traumata auf ihrem Fluchtweg.

Die Konkurrenz und Anspannung zwischen den Schwestern, die ihr Vater durch die Bevorzugung der leistungsstarken und disziplinierten Yusra erzeugte, wandelt sich allmählich in Verständnis und gegenseitigen Support: Sara nimmt sich Yusras Kritik, sie würde nichts aus ihrem Leben machen, zu Herzen; und Yusra wiederum wird von Sara in Rio an das Schicksal von Tausenden anderen Geflüchteten erinnert, die nicht so viel Glück hatten wie sie. Yusra solle nicht nur für sich selbst, sondern für sie alle schwimmen. Trotz seines Fokus auf die Erfolgsgeschichte der zwei Schwestern vergisst der Film nicht, auch anderen geflüchteten Menschen Namen, Gesichter und eine Stimme zu geben.

Es bietet sich geradezu an „Die Schwimmerinnen“ in Kombination mit dem Dokumentarfilm „Sara Mardini - Gegen den Strom“ (2022) der kanadisch-jüdisch-chinesischen Regisseurin Charly Wai Feldman zu schauen. Beide Filme stehen in intersektional feministischer, also auch antirassistischer, Solidarität mit Sara und Yusra und allen Geflüchteten. Die unbegrenzte Empathie der Regisseurinnen, die selber Migrationsbiographien haben, ist deutlich zu spüren. Sie idealisieren die jungen Frauen nicht, sondern zeigen ihre Stärken wie auch Schwächen, ihre Power und zugleich ihre Verletzbarkeit. Yusra und Sara haben komplexe und manchmal auch ambivalente Persönlichkeiten, was sie für das Publikum noch nahbarer und nachvollziehbarer macht. In beiden Filmen werden Grenzen in emanzipatorischer Weise überschritten und radikale Veränderungen angestoßen: vom globalen Süden nach Europa, von rassistischer Migrationspolitik zur Anwendung von Menschenrechten, von sexistischer Unterdrückung zu feministischer Selbstbestimmung und nicht zuletzt von diskriminierenden Stereotypen zu empowernden Gegenbildern.

Canan Turan


Übrigens: „Die Schwimmerinnen“ und andere tolle Filme sind Teil des Themendossiers „Migration“. Werfen Sie doch mal einen Blick rein.

© Laura Radford/Netflix
16+
Spielfilm

THE SWIMMERS - Großbritannien/USA 2022, Regie: Sally El Hosaini, Homevideostart: 23.11.2022, FSK: ab 16, Empfehlung: ab 16 Jahren, Laufzeit: 134 Min., Buch: Jack Thorne, Sally El Hosaini, Kamera: Christopher Ross, Schnitt: Iain Kitching, Musik: Steven Price, Produktion: AZ Celtic Films/Working Title Films, Verleih: Netflix Deutschland, Besetzung: Manal Issa (Sarah Mardini)· Nathalie Issa (Yusra Mardini), Ahmed Malek (Nizar), Matthias Schweighöfer (Sven Spannekrebs), Ali Suliman (Ezzat Mardini)

Themen

#Migration

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