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High School

Auf Amazon Freevee: Kleine Zeitreise zurück in die 1990er. Mit streitenden Zwillingen, Identitätskrisen, Küssen, Partys und Grunge.

Seit dem Sommer ist nichts mehr so, wie es früher war. Zuvor waren Tegan, ihre Zwillingsschwester Sara und ihre gemeinsame Freundin Phoebe unzertrennlich. Nun ist Tegan nicht mehr erwünscht, wenn Phoebe und Sara sich treffen, und der Wechsel an eine neue Schule macht die Sache auch nicht einfacher. Sara unterdessen hat noch ganz andere Probleme. Sie ist verliebt in Phoebe, aber Phoebe hat einfach nicht den Mut, sich zu ihrer Beziehung zu bekennen.

Eine Menge Veränderung liegt in der kurzweiligen, charmanten Serie in der Luft, ebenso wie eine Menge Grunge- und Alternative-Musik. Es ist Herbst 1994, Tegan und Sara sind 15 Jahre alt, die Smashing Pumpkins singen „Tonight“, die Violent Femmes zählen in „Kiss Off“, auf den Plakaten über Tegans Bett lebt der Geist von Nirvana-Frontmann Kurt Cobain fort, der sich im April 1994 das Leben genommen hat. Und manchmal hört man auch mit den Eltern gemeinsam Bruce Springsteen. Ohnehin geht es hier viel um Musik, als Tegan und Sara auf dem Dachboden eine Gitarre vom Freund ihrer Mutter finden und fortan beginnen, selbst Songs zu schreiben und zu singen – und damit einen neuen Weg finden, ihre Gefühle auszudrücken.

Die Geschichte, die abwechselnd aus der Sichtweise mehrerer Figuren erzählt wird, vor allem von Tegan und Sara, aber auch von ihren Freundinnen und gelegentlich auch ihrer Mutter oder deren Freund, ist nicht frei erfunden. Sie basiert vielmehr auf dem Leben der beiden kanadischen Musikerinnen Tegan and Sara, die auch am Drehbuch mitgewirkt haben und hier ihre Schulzeit noch einmal Revue passieren lassen.

„High School“ ist keine laute Serie, sondern eher leise und unaufgeregt. Sie folgt Tegan und Sara zu Partys, auf denen zum ersten Mal mit Drogen experimentiert wird, zeigt die Beziehung zu ihrer verständnisvollen jungen Mutter, die aber immer auch ein wachendes Auge auf ihre Töchter werfen will, weil sie weiß, wie sie selbst als Jugendliche war, erzählt über Coming-outs und die Hürden, die damit verbunden sind.

Insgesamt trifft die Serie, zu deren ausführenden Produzenten auch Brad Pitt zählt, den richtigen Ton und wirkt auch knapp 30 Jahre nach der Handlungszeit, einmal abgesehen von den Holzfällershirts, weder allzu fremd noch nostalgisch. Es macht Spaß, in die Welt der Geschwister einzutauchen und zu spüren, wie die Musik ihren Alltag prägt. Kleine Reibereien schlagen große Wellen, so wie das eben manchmal im richtigen Leben ist. So fühlt sich „High School“ insgesamt ziemlich echt an – und funktioniert vor allem auch, ohne die Karriere der Geschwister zu kennen, die zu dieser Zeit ihren Lauf nahm. Frustrierend ist nur das Ende, das eigentlich gar keins ist. Hier werden nur Konflikte zugespitzt und ins Leere laufen gelassen.

Stefan Stiletto

 

© Michelle Faye/Amazon Freevee
14+
Spielfilm

High School - USA 2022, Regie: Clea DuVall, Rebecca Asher, Homevideostart: 14.10.2022, FSK: ab 12, Empfehlung: ab 14 Jahren, Laufzeit: 8 x ca. 25 Min. Buch: Clea DuVall, Laura Kittrell, nach dem Buch „High School“ von Tegan und Sara Quin. Kamera: Samy Inayeh, Carolina Costa. Musik: Anna Waronker. Schnitt: Roderick Deogrades, D. Gillian Truster, Orlee Buium. Produzentin: Leslie Cowan. Produktion: Amazon Studios, Plan B Entertainment, Reuinion Pacific Entertainment. Anbieter: Amazon Freevee. Darsteller*innen: Railey Gilliland (Tegan Quin), Seazynn Gilliland (Sara Quin), Cobie Smulders (Simone Bates), Kyle Bornheimer (Patrick Twiley), Olivia Rouyre (Phoebe), Amanda Fix (Maya) u. a.

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