Knerten und die Seeschlange
Auf DVD: Wie schade. Der sprechende Stock ist vom imaginären Freund zum Störenfried geworden.
„Mein Freund Knerten“ von Åsleik Engmark aus dem Jahr 2009 war ein wunderbarer Kinderfilm. Eine Zeitreise in die 1960-Jahre, die mit viel Herz eine Geschichte über den kleinen Lillebror erzählt, der sich nach dem Umzug der Familie aufs Land einen Holzzweig zum Freund aussucht – und für den dieser Zweig namens Knerten dann lebendig wird.
Mittlerweile ist Lillebror fast acht Jahre alt und schleppt im fünften Teil Knerten immer noch mit sich herum. Unsichtbare Freund*innen, die nur in der Fantasie der Kinder leben, sollen hier keinesfalls in Frage gestellt werden, können sie für Kinder doch wichtige Begleiter*innen und eine emotionale Stütze sein. Knerten ist das aber nicht! Er ist ein Quengler, der Lillebror unter Druck setzt, als der sich in seinen Ferien mit dem Nachbarmädchen Eddy anfreundet und mit ihr dem Geheimnis der Seeschlange auf den Grund gehen will. Knerten stellt Lillebror vor die Wahl: Eddy oder er. Als Lillebror weiterhin mit Eddy spielt, verstummt Knerten und wird zu dem, was er wirklich ist: ein Ast ohne Eigenschaften. Einen kurzen Moment kann man hoffen, damit den Zweig endlich los zu sein. Aber dem ist natürlich nicht so.
Alles, was die Figur Knerten einmal ausgemacht und als Imagination des sprechenden Spielkameraden bedeutet hat, ist mit diesem Film endgültig verraten. Sie dient lediglich noch dazu, eine weitere Story zu erzählen, die so wirkt, als sei sie aus vielen Ideen zusammengeschustert worden. Da gibt es einen Hund, der gesucht wird, einen Seeschlangenforscher, der ein bisschen verrückt wirkt, den Wunsch, dass Lillebror schwimmen lernt und Eddys unzählige Geschichten über ihren Vater. All diese losen Fäden werden nicht verknüpft oder im Falle des abwesenden Vaters aufgelöst, sondern nur punktuell beleuchtet. Von dem ausgefeilten stimmungsvollen Setting des ersten Films sind lediglich bunte Kopfbedeckungen und knallige Rucksäcke geblieben, so als erinnere man sich vage an eine Idee, die man aber nicht mehr gewissenhaft verfolgen will. Nach fünf Filmen sollten die Filmemacher*innen sich davon nun endlich verabschieden und Lillebror von Knerten befreien.
Katrin Hoffmann
Knerten og sjøormen - Norwegen 2020, Regie: Tove Undheim, Homevideostart: 28.05.2021, FSK: ab , Empfehlung: ab 5 Jahren, Laufzeit: 72 Min. Buch: Tove Undheim, nach der Vorlage von Anne-Cath Vestly. Kamera: Lukasz Zamaro. Musik: Erik Johannessen. Schnitt: Margrete Vinnem. Produktion: Paradox. Anbieter: Polyband. Darsteller*innen: Filip Mathias Eide (Lillebror), Mia Ålvik (Eddy), Espen Petrus Andersen Lervaag (Seeschlangenforscher) u. a.
Altersempfehlung 3-5 Jahre
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