Artikel > Interviews

Interviews | | von Ulrike Seyffarth

„Es macht mir Freude, die Lebenswirklichkeiten jugendlicher Menschen kennenzulernen.‟

Interview mit Joya Thome

Mit ihrem Debütfilm „Königin von Niendorf‟ hat Joya Thome 2017 ein Ausrufezeichen gesetzt und einen Kinderfilm gedreht, der so ganz anders war als alles, was sonst in diesem Bereich in Deutschland entsteht. Danach folgte kein weiterer Independentfilm, sondern opulentes Kino: die Realfilmadaption „Lauras Stern‟, die nach der pandemieverzögerten Kinoauswertung im Dezember 2021 nun auch für das Heimkino veröffentlicht wurde. Und die Weltpremiere ihres Dokumentarfilms „One in a Million‟ beim Kinderfilmfest München Ende Juni ist bereits angekündigt. Ulrike Seyffarth hat sich für das Kinder- und Jugendfilmportal mit Joya Thome unterhalten, über die Magie eigener Geschichten auf der Leinwand, schwierige Rahmenbedingungen, Geschlechterrollen im Filmgeschäft und ihr großes Interesse für die Jugendphase.

Szenenfoto Königin von Niendorf
"Königin von Niendorf" (c) UCM.ONE

„Königin von Niendorf“ war 2017 dein Spielfilmdebüt, nach eigenem Drehbuch in der Brandenburgischen Sommerlandschaft gedreht, ohne jegliche Filmförderung mit einem Budget von 20.000 Euro. Der Kontrast zu „Lauras Stern“ könnte kaum größer sein: Eine Adaption der erfolgreichen Marke „Lauras Stern“ für den Major Warner, überwiegend als Studiodreh in Köln mit aufwändigen Special- und Visual Effects und mit einem Budget in Höhe von 6,5 Millionen Euro.

Auch wenn das Budget ins Auge springt, ist das gar nicht der krasseste Unterschied. Man muss immer mit einem bestimmten Budget umgehen, man hat immer Begrenzungen. Der größte Unterschied ist, dass ich bei „Lauras Stern“ nicht an der Entwicklung der Geschichte beteiligt war. Wenn man wie bei „Königin von Niendorf“ von Grund auf die Idee aus sich heraus entwickelt und umgesetzt hat, dann ist das nochmal eine andere Faszination, wenn das dann plötzlich auf der Leinwand ist; das ist surreal und auch magisch. „Lauras Stern“ ist ein ganz anderer Ansatz, bei dem ich versuche, die Idee von anderen Leuten zum Leben zu erwecken und neu zu interpretieren. Ich stelle mir das ein bisschen vor wie beim Theater, wo man auch ständig alte Stücke neu inszeniert und es einfach darum geht, wie man der Umsetzung eine besondere eigene Note geben kann.

Im Prinzip war „Lauras Stern“ auch ein Remake des gleichnamigen Animationsfilms von Piet de Rycker und Thilo Graf Rothkirch aus dem Jahr 2004.

Stimmt. Das war von Anfang an die Prämisse, die an mich herangetragen wurde: Dass es ein Remake des Animationsfilms ist und ob ich Lust hätte, das als Realfilm zu inszenieren. Deswegen war ich gar nicht in den Prozess involviert, wie man überhaupt auf die Idee gekommen ist. Als es darum ging, das umzusetzen, dachte ich, ich kann das und ich sehe da etwas, was mich interessiert und woraus schöne Kinobilder entstehen können.

Wie zufrieden bist du mit dem Ergebnis? Trägt der Film gewissermaßen deine Handschrift?

Was heißt „Handschrift“? Wenn man genau hinschaut, ist da in gewissen Situationen und Entscheidungen natürlich ganz stark meine Art zu arbeiten zu erkennen. Aber das ist unter der Oberfläche versteckt, weil „Lauras Stern“ ein ganz anderes Gesamtpaket ist als „Königin von Niendorf“. Natürlich gibt es Entscheidungen, die von vornherein festgelegt waren. Ich habe mich entschieden, in diesem Rahmen zu inszenieren, auch wenn es Teilbereiche gab, die ich lieber ein bisschen anders gemacht hätte. Es waren auch superschwierige Umstände, aber ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Am Ende ist es ein Film geworden, der viele Leute berührt und Spaß macht.

Hinter den Kulissen von Lauras Stern
"Lauras Stern" (c) Warner

Ist mit den schwierigen Umständen die Pandemie gemeint?

Nicht beim Dreh zum Glück, das wäre der Horror gewesen! Aber bei der Postproduktion – und die war ein Jahr sehr intensiv – mussten wir alles online machen und das ist natürlich schwieriger, als wenn man zusammensitzen kann. Die ganze Animation, die ganze Entwicklung des Sterns und all das ist online passiert, mit verschiedenen Programmen und Kommunikationstechniken.

Aber das meinte ich nicht mit Schwierigkeiten, sondern dass wir immer noch ein begrenztes Budget dafür hatten, dass wir mit einer Achtjährigen gedreht haben –Emilia Kowalski als Laura –, die nur drei Stunden am Tag arbeiten darf, was wir total streng eingehalten haben. Mit nur drei Stunden für die in fast jeder Szene präsente Hauptfigur kann man nicht so wahnsinnig viel machen. Das sind harte Rahmenbedingungen gewesen. Auch mit den VFX-Sachen, die man vordenken muss, damit das funktioniert und man im Budget bleibt. Man kann am Set Dinge falsch machen und diese in der Postproduktion korrigieren, aber das kostet dann Geld. Es ist mein Anspruch, im Budget zu bleiben, und darüber freut sich natürlich auch die Produktion!

Du arbeitest ja auch mit anderen Formaten, etwa den Web- und TV-Serien „Druck“ und „Just Push Abuba“, und du hast einen Dokumentarfilm gedreht, auf den wir gleich noch kommen. Erfreulicherweise bewegst du dich dabei hauptsächlich im Kinder- und Jugendfilmbereich. Was macht für dich den Reiz am Kinderfilm aus?

Das ist eine schwierige Frage. Vor allem ist der Begriff „Kinderfilm“ sehr verkürzt, es sind auch Jugendstoffe, die mich interessieren. Auch wenn „Königin von Niendorf“ eine noch junge Darstellerin hatte, war es für mich doch eher ein Jugend- oder Coming-of-Age-Film, das ist mehr mein Fokus. Da ist „Lauras Stern“ ein bisschen ein Ausreißer. Deshalb kann ich eher antworten auf „Warum Jugendfilme?“: Die ehrlichste Antwort ist, dass ich mich sehr für das Leben von jugendlichen Menschen interessiere. Es macht mir einfach Freude, deren Lebenswirklichkeiten kennenzulernen, zu sehen, wie die sich verändern, was jede einzelne Person in diesem Alter erlebt und erfährt. Ich höre da unglaublich gerne zu und erzähle in meinen Filmen gerne Geschichten über diese Zeit. Es ist spannend, zum Beispiel weil man mit Sechzehn teilweise schon ziemlich erwachsen ist und supererwachsene Gedanken hat, aber trotzdem alles zum ersten Mal erlebt. Etwa wenn man eine ganz enge Freundschaft erlebt oder das Gefühl hat, verloren zu sein, nicht zu wissen, wohin man gehört. All die großen Gefühle, die ja später im Leben auch weiter auftreten – und teils auch bei kleinen Kindern schon da sind, wie bei Laura – all das passiert in der Jugend unterm Vergrößerungsglas. Sich zum ersten Mal verlieben fühlt sich nochmal so viel größer und dramatischer an als dann vielleicht später. Das finde ich krass interessant. Auch, wie schnell man sich entwickelt und verändert in so einer Phase, in der vieles noch möglich erscheint. Es ist mein Interesse an dieser Phase im Leben. Ich sehe dann überall Geschichten vor mir.

Wie findest du den Kontakt zu Jugendlichen?

Wenn man das Interesse hat, dann passiert das fast automatisch. Zum Beispiel hänge ich bei großen Familienfeiern am Ende immer mit den vierzehnjährigen Mädchen ab und frage, wie es so in deren Leben aussieht, ganz banal. Ich habe mich früher sehr für Kinder- und Jugendcasting interessiert und habe unter anderem für „Notes of Berlin“ das Kindercasting gemacht. So habe ich auch Lisa Moell kennengelernt, die später dann die „Königin von Niendorf“ gespielt hat. Dann waren wir viel auf Festivals mit ihr, das heißt ich hatte super viel Kontakt mit ihr auch nach dem Dreh. Ich habe sie beim Aufwachsen beobachtet, habe durch sie auch ganz viel über die Lebenswirklichkeit von jungen Menschen gelernt, weil ich ja auch nicht in so einer Rolle war wie eine Lehrerin oder wie Eltern. Dadurch, dass wir als Team in einem Boot saßen, hat man nochmal eine andere Augenhöhe und erzählt sich ganz andere Sachen. Ich habe über sie auch viel über die ganze Social Media-Welt mitbekommen, was letzten Endes auch für den neuen Film eine Inspiration war. Jetzt habe ich den Dokumentarfilm „One in a Million‟ gemacht, in dem ich vier Jahre lang Menschen beim Aufwachsen begleitet habe. Und natürlich haben mir auch diese Personen wieder die Welt von Jugendlichen nähergebracht. Sie sind vor unseren Augen groß geworden und wir durften sie dabei mit der Kamera begleiten, das ist schon toll.

Hinter den Kulissen von Lauras Stern
"Lauras Stern" (c) Warner

„One in a Million“ erzählt von der virtuellen Beziehung zwischen zwei Mädchen in der Welt der sozialen Medien, der Kunstturnerin und Influencerin Whitney aus Georgia in den USA und Yara im norddeutschen Neumünster, die ihr Fan ist. Wie bist du auf diese beiden und ihre Geschichte gestoßen?

Die grundlegende Geschichte haben Philipp Wunderlich, Lydia Richter und ich uns ausgedacht, als wir zusammen bei einem Festival mit „Königin von Niendorf“ waren – das war ja auch das Team des Films [Philipp Wunderlich: Drehbuch mit Joya Thome, Lydia Richter: Kamera]. Wir haben die Geschichte grob skizziert, da uns die Welt des Social Media-Ruhms für junge Menschen sehr fasziniert hat. Ich habe angefangen zu recherchieren, mich im Internet umzugucken, wer da eigentlich so ist – die sind ja präsent, die kann man ja finden. Ich habe begonnen, Leute anzuschreiben und mit ganz vielen Skype-Interviews geführt um herauszufinden, was die zu erzählen haben, was ihre Geschichten sind und was uns daran vielleicht interessieren könnte. Durch diesen Castingprozess hat sich auch das Treatment weiterentwickelt.

Mit einer Treatmentförderung vom BKM und dem Kuratorium junger deutscher Film konnten wir Recherchedrehs in den USA machen, wo wir mehrere Influencerinnen, Mädchen im Alter zwischen zwölf und fünfzehn zum Probedreh und Kennenlernen getroffen haben. Dann gab es einen kleinen Umweg im Konzept … Nach den Probedrehs dachten wir dann, oh Gott, wir wollten mit denen allen drehen! Wir sind dann aber doch schnell wieder zu dem ursprünglichen Konzept der Fan–Influencerin-Beziehung zurückgekehrt, zu dieser Symbiose, die wir spannend fanden und in ein Kinoerlebnis holen wollten. Ich bin total glücklich, dass wir uns für Whitney entschieden haben. Wir wussten die ganze Zeit, da schlummert noch eine besondere Geschichte in ihr, was sich dann auch als wahr herausgestellt hat – und was am Anfang, als sie dreizehn, vierzehn war, noch nicht so klar zu erkennen war. Jetzt mit fünfzehn, sechzehn hat sich viel in ihrem Leben getan. Dann habe ich die ganzen Fanpages von Whitney durchforstet. Das war schwieriger, weil die natürlich nicht so präsent sind wie die Influencerinnen. Ich habe die so professionell und seriös wie möglich auf Instagram angeschrieben, immer direkt gesagt, was wir vorhaben und dass mich ihre Eltern bei Interesse kontaktieren können. Die kannten uns oft praktischerweise auch schon, weil wir in Whitneys Youtube-Videos bei den Probedrehs aufgetaucht waren.

Wir kamen sehr schnell auf Yara aus Neumünster, die sich auch als totaler Glücksgriff herausgestellt hat. Man weiß ja nicht, wie die sich entwickeln und ob das eine spannende Geschichte ist, wenn man sie mehrere Jahre begleitet. Sie hat sich von einem recht schüchternen Mädchen, das sich kaum getraut hat, auf andere Menschen zuzugehen, gewandelt und ist total aufgeblüht.

Über welchen Zeitraum hat das Filmprojekt stattgefunden?

2018 haben wir erste Recherche-Drehs mit der BKM/Kuratorium-Förderung gemacht. Aufgehört haben wir im August 2021.

Dann habt Ihr auch hierbei noch die Pandemie mitgenommen?

Das war fürs Projekt einerseits gut, da durch den langen Drehzeitraum Yara und Whitney wirklich vor unseren Augen groß geworden sind und wir diese spannende Zeit einfangen konnten, aber natürlich war die psychische Belastung ziemlich heftig. Wir hatten viele Drehs, nicht wie bei einem Spielfilm einen am Stück. Die ganze Pandemie hindurch haben wir immer wieder gedreht. Das war gerade in Bezug auf unseren USA-Dreh ein Horror, weil wir nie wussten, wann wir da wieder hinkonnten. Als wir endlich in die USA kamen, haben wir uns selber mit Corona angesteckt und unser halber Dreh, für den wir so gekämpft hatten, konnte nicht stattfinden. Das war schon eine ganz große Herausforderung, in Pandemiezeiten einen Dokumentarfilm zu drehen.

Ihr habt im kleinen Team gedreht?

Ja, Lydia Richter hat Kamera gemacht, Philipp Wunderlich den Ton und ich. Wir waren also immer zu dritt unterwegs, das war superschön, weil wir das ja auch zu dritt entwickelt hatten. Wir haben uns auch den Credit „created by“ gegeben, was es eigentlich nur bei Serien gibt, aber wir fanden das treffend, weil wir die ganze Zeit zusammengearbeitet haben.

Szenenfoto Königin von Niendorf
"Königin von Niendorf" (c) UCM.ONE

Das war das Team auch schon bei „Königin von Niendorf“. Wie habt ihr euch gefunden?

Philipp habe ich in der Uni kennengelernt, ich habe ja Erziehungs- und Sozialwissenschaften studiert. Lydia kenne ich im weitesten Sinne über die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin, an der sie studiert hat. Sie wurde mir von einer Kamerafrau empfohlen, mit der ich mal einen Kurzfilm gemacht hatte und die dann bei „Königin von Niendorf“ nicht konnte. Seitdem sind wir drei zusammengewachsen, wir waren bei „Königin von Niendorf“ alle erstmals an einem langen Film beteiligt – super viele Leute haben da Dinge zum ersten Mal gemacht. Philipp und ich haben zusammen das Drehbuch geschrieben und auch die Produktion umgesetzt. Lydia hatte damals noch nicht mitgeschrieben, aber es war klar, dass wir das nächste Projekt von Grund auf zusammen gestalten wollten.

Auch ohne Filmstudium war dir Film aufgrund deines Vaters Rudolf Thome sehr vertraut, du hast unter anderem in einigen seiner Filme mitgewirkt.

Der Grund, warum ich nicht Film studiert habe, war auch, dass ich immer den Kontakt zur „anderen Welt“ haben wollte. Film ist ja schon eine eigene Bubble … ich wollte einfach eine andere Auseinandersetzung mit der Welt kennenlernen. Das hat mir gut getan. Ich glaube, ich hätte sonst auch nicht so viel Kinderfilm gemacht. An den Filmunis wird das Thema Kinderfilm, glaube ich, nicht so groß geschrieben, eher fast schon abwertend behandelt.

Dazu kommt, dass es Filmemacherinnen nicht nur in Deutschland schwer haben und weitaus seltener engagiert werden als ihre männlichen Kollegen. Kannst du etwas über deine Arbeit in der Männerdomäne Regie sagen?

Ich würde sagen, dass sich da schon ein bisschen was verändert hat. Es ist schon mehr auf dem Tisch, dass es auch Frauen gibt, die Filme machen und dass das auch okay ist …

Woher kommt diese Veränderung deiner Meinung nach?

„Pro Quote Film“ ist da sicherlich mit ein Grund und auch, diese ganzen Statistiken mal auf den Tisch zu knallen. Immer wieder gehen Produktionsfirmen auf mich und andere Kolleginnen zu und sagen, wir wollen explizit eine Frau haben, oft: eine junge Frau. „Nachwuchs und weiblich“ ist „in“, ein Trend. Ältere Kolleginnen bemerken diesen Trend nämlich weniger. Natürlich schlägt sich das nicht in allen Bereichen nieder, aber ich spüre dieses Schlagwort. Viele haben mitbekommen, dass es vielleicht auch uncool ist, wenn nur weiße Männer hinter der Kamera stehen. Es ist etwas mehr im Bewusstsein verankert, dass es auch viele Frauen gibt, die tolle Regiearbeiten machen können. Nichtsdestotrotz gibt es noch viel zu tun. Regie ist nach wie vor eine Männerdomäne.

Hinter den Kulissen von Lauras Stern
"Lauras Stern" (c) Warner

Ist es im Kinderfilmbereich für Regisseurinnen leichter, Fuß zu fassen?

Ich werde auch für andere Sachen angefragt als für Kinderfilme, aber man kann ja nie sagen, wie es anders wäre als Mann. Würde man mir anders begegnen? Bei „Lauras Stern“ war ich 29 Jahre alt. Im MMC-Studio in Köln, wo wir hauptsächlich gedreht haben, bin ich in ein Getriebe reingekommen mit erfahrenen Leuten, die schon tausendmal am Set standen, die das alle seit ganz vielen Jahren machen. Nicht wie meine Freunde aus Berlin, mit denen ich „Königin von Niendorf“ gemacht habe. Zwar nicht in meinem Team, aber bei anderen, die von außen für ein paar Tage dazu kamen, da habe ich ab und zu schon eine leichte Verwunderung wahrgenommen darüber, dass ich die Regisseurin bin. Ich lächle das dann halt weg, bleibe sachlich und mache meinen Job gut. Ich merke schon, dass ich manchmal mehr dafür kämpfen muss, ernst genommen zu werden. Wie gesagt, nicht in meinem Team! Aber in meiner Laufbahn ist mir das schon begegnet, auf Grund meines Alters und vielleicht auch Geschlechts, das weiß ich nicht. Aber schon so dass ich denke, ein älterer Regisseur wäre nicht so behandelt oder hinterfragt worden. Ich habe aber vor allem sehr viele gute Erfahrungen gemacht, deshalb ist das schwer zu sagen. Deswegen gibt’s zum Glück ja Statistiken, die ganz klar diese Ungleichheiten benennen. Übrigens gerade bei Kamerafrauen, da sind wir noch ganz am Anfang. Ich drehe ja vor allem mit Kamerafrauen, bei „Lauras Stern“ zum Beispiel mit Daniela Knapp, da kriege ich viel mit und denke, in welchem Jahrhundert leben wir? Das ist noch viel krasser als bei Regie.

Gibt es schon ein nächstes Projekt?

Gedanklich bin ich in vielen neuen Projekten und Themen, an denen ich arbeite und schreibe. Aber das ist alles noch sehr in den Kinderschuhen. Ich bin in einer Phase zu überlegen, in welche Richtung ich gehen möchte, da habe ich tausend Ideen. Bis vor ein paar Jahren habe ich immer Film und quasi nebenbei mein Studium gemacht. Seit ein paar Jahren kann ich vom Filmemachen leben, was eine tolle und wichtige Erfahrung ist. Aber ich habe dann nichts anderes mehr gemacht. Das ging auch alles sehr wild und schnell zu mit dem ständigen Drehen. In der Pandemie war das nochmal erhöhter Stress.

Jetzt habe ich das Bedürfnis, den Blick zu weiten und auch andere Sachen in meinem Leben zu machen. Für meine Geschichten und die Art, wie ich arbeite, brauche ich diesen Blick in die Realität mit echten Menschen, brauche ich Zeit, um meine eigenen Geschichten weiterzuentwickeln. Wenn ich am laufenden Band drehe, dann habe ich keine Inspiration und es macht keinen Spaß zu schreiben. Ich finde es gerade ganz gut, dass ich mir die Zeit nehmen kann, mich auf die Entwicklung von neuen Ideen zu konzentrieren.

Zurück