Ich sehe was 2025-9: Filme gegen Rechts!

Über dieses Dossier

Filmstill aus Je suis Karl
"Je suis Karl" (c) Pandora, Tom Trabow

Wirft der junge Mann auf dem Bild da gerade nur aus purer Freude seine allerliebsten Herzenswünsche zum Publikum? Oder verteilt er, verpackt in eine schöne Hülle und umgedeutete Schlagwörter, sein Gift? In „Je suis Karl“ ist es eindeutig. Der Film von Christian Schwochow aus dem Jahr 2021 erzählt über Strategien, Look und Auftreten der neuen Rechtsextremist*innen, die nichts mehr verbindet mit den glatzköpfigen Schlägertrupps aus vergangenen Jahrzehnten. Die Zeiten haben sich geändert, besser sind sie nicht geworden; was den politischen und gesellschaftlichen Drift nach Rechtsaußen angeht, wohl eher sogar das Gegenteil.

Die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus hat schon seit Jahrzehnten im Jugendfilm ihren Platz – in dezidiert politischen Filmen, die sowohl pädagogisch als auch aufrüttelnd sein wollten. Holger Twele wirft in seinem Hintergrundartikel einen Blick zurück auf die letzten 25 Jahre. Dass die vorgestellten Filme meist aus Deutschland kommen, verwundert nicht. Wobei gerade der Vergleich mit Filmen aus den USA oder aus Großbritannien auch sichtbar macht, wo es unterschiedliche Sicht- und Herangehensweisen gibt, sowohl erzählerisch als auch inszenatorisch. Eine Konstante vieler Filme ist dabei – sicherlich auch ein Erbe der NS-Propagandistin Leni Riefenstahl – der Umgang mit Körperlichkeit. Dass Jugendfilme sich für den Körper interessieren, ist nicht neu. In diesem Kontext sind die Körper aber nicht nur Selbstzweck, sondern Botschaften, sowohl für Eingeweihte als auch für Außenstehende. Rochus Wolff hat sich intensiver mit den Körpern und den Körperbildern in Filmen mit jugendlichen Rechtsextremist*innen beschäftigt und führt vor Augen, wie sehr die Versuchung der schönen Körper auch in kritisch gemeinten Filmen oft die Oberhand gewinnt.

Bei der Behandlung von Körperlichkeit gehen wir mit der Lupe ins Thema. Wenn wir dagegen den Blick auf Totalitarismus etwas weiten, dann erleben wir ihn auch als überraschend präsent in den Symbolwelten des populären Kinos. Viele Fantasy- und Science-Fiction-Filme erzählen von jugendlichen Protagonist*innen, die in dystopischen Gesellschaften leben und gegen den Druck totalitärer Systeme rebellieren. Die erfundenen Welten dienen als subtile Erinnerung und als Mahnung. Und die Hoffnung auf Widerstand, ihr Engagement für eine bessere – und das heißt ganz deutlich: eine gerechte, empathische, vielfältige Welt – liegt auf den Schultern der jungen Menschen. Denis Sasse ist in diese Welten eingetaucht und arbeitet dabei auch heraus, dass die Hoffnung auf Veränderung und der Kampf gegen den Totalitarismus auch mit Verlusten und Verletzungen verbunden ist. Lohnenswert, ja notwendig, bleibt er dennoch.

Und schließlich: Was gemeint ist, wenn in politischen Zusammenhängen über Rechtspopulismus, Rechtsradikale, Rechtsextreme oder Neonazis gesprochen wird, das klärt Josef Lederle. Er steckt das Feld ab, in dem sich die Themen und Plots unserer vorgestellten Filme bewegen. Gestützt auf Informationsquellen der Bundeszentrale für politische Bildung nimmt er Begriffsbestimmungen vor und zeigt Tendenzen der „Neuen Rechten“ auf.

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