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Ich sehe was 2024-8: In der Schule

Charismatische Rebell*innen in Lehrfabriken

Lehrer*innen im Kinder- und Jugendfilm

von Denis Sasse

Manchmal sind Lehrer*innen in Kinder- und Jugendfilmen ungemein fies. Aber manchmal sind sie auch einfach nur großartig und inspirierend. Und zwar genau dann, wenn sie sich nicht an die Regeln der Institution Schule halten, sondern vielmehr ihrem Bauchgefühl folgen, sich selbst einbringen, zuhören und es schaffen, dass es zwischen ihnen und ihren Schüler*innen klickt.

Filmstill aus Der Club der toten Dichter
"Der Club der toten Dichter" (c) Warner Bros.

Innerhalb der Filmgeschichte und insbesondere in Kinder- und Jugendfilmen wird die Institution Schule immer wieder als Motiv für strikte, scheinbar unveränderliche Reglements herangezogen. Sie ist ein Ort, dem sich Schüler*innen ergeben müssen. In ihrer filmischen Darstellung wirkt die Institution der Individualität entgegen, die von den Jugendlichen eingefordert wird, und lässt diejenigen fallen, die nicht im vorgegebenen System funktionieren wollen. Die Schule wird so zu einem Ort, den die Schüler*innen bekämpfen und an dem sie sich gegen Anforderungen behaupten müssen, die wenig mit ihren eigenen Lebenswelten zu tun haben. Manchmal erfahren sie hierbei jedoch Unterstützung durch ambitionierte Lehrer*innen, die sich gegen das eigene pädagogische System stellen und hierdurch zu filmischen Sympathieträger*innen werden. Wie gelingt ihnen das nur? Was unterscheidet ihren Unterricht von dem Gewohnten? Wie schaffen sie es, ihre Schützlinge davon zu überzeugen, dass Schule auch anders funktionieren kann?

Gegen die Lehrplan-Gehorsamkeit

Sicherlich nicht durch Phrasen wie „Zuerst müssen wir sie brechen, bevor wir sie unterrichten können“. So nämlich lautet die Devise der Crunchem Hall- Grundschule, die von der Direktorin Agatha Knüppelkuh in der Roald Dahl-Adaption „Matilda: The Musical“ (Matthew Warchus, 2022) vertreten wird. Die Schule ist hier ein dystopischer Ort der Tristesse, in düsteren, hauptsächlich grauen Farbtönen in Szene gesetzt. Es wird Disziplin und Ordnung verlangt, der Sportplatz gleicht einem militärischen Trainingslager, der Pausenhof hält die Kinder durch eine gefängnisähnliche Umzäunung in Schach. Inmitten dieser demotivierenden Umgebung wirkt das bunte Klassenzimmer von Miss Honey wie eine Lernoase, in der sich die Pädagogin mit einem Gespür für die individuellen Stärken ihrer Schüler*innen ihre eigene kleine Welt erschaffen hat. Als sie das besondere Talent der jungen Matilda erkennt, muss sie sich über die Schulordnung hinwegsetzen, da diese keine Sonderbehandlungen zulässt, keine individuelle Förderung in der Befolgung des Kollektivgedankens vorgesehen ist. Hiermit rebelliert Miss Honey gegen ein System, welches filmisch immer wieder mit ebensolchen Regeln, mit dem pädagogischen Gehorsam und der Verpflichtung einhergeht, Lehrplänen zu gehorchen, die vermeintlich von Bildungsausschüssen entwickelt wurden, die dem Schulalltag ferner nicht sein könnten - oder aber eben von einer kinderhassenden Direktorin Knüppelkuh, die sich eigentlich nur ein ruhiges Leben fernab von Kindergeschrei und Lehrbetrieb wünscht.

Es werden Anforderungen auferlegt, Leistungsdruck geschürt, es müssen Erwartungen erfüllt werden, um exzellente Schüler*innen in dieser Lehr-Fabrik zu produzieren, die als Aushängeschilder einer natürlich ehrwürdigen Institution die Tradition ebendieser aufrechterhalten sollen. Individualität jedoch wird dabei hintangestellt. Nicht nur die gute Miss Honey, sondern all ihre filmischen Kolleg*innen, finden sich in einem diktatorischen Umfeld und patriarchalen System wieder, das durch ein uraltes, der Gesellschaft innewohnendes Herrschaftskonzept geprägt ist. Dieses ist mit einer „Es war schon immer so!“-Attitüde versehen, verschreibt sich entsprechend starr und unveränderlich der Disziplin und fordert Konformität und Gehorsam ein.

Filmstill aus Matilda: The Musical
"Matilda: The Musical" (c) Netflix

In „Matilda: The Musical“ wird irgendwann gegen diese vereinheitlichten Lernstrukturen rebelliert. Ein erstes Kind steigt auf seinen Tisch und buchstabiert ein Wort bewusst falsch, ein zweites Kind folgt, irgendwann blickt die ganze Klasse von oben auf eine empörte Direktorin Knüppelkuh hinab. Das Durchbrechen von Regeln wird zur Befreiung der eigenen individuellen Perspektive auf die Dinge, Miss Honey übernimmt Crunchem Hall, benennt sie in „Die große freundliche Schule“ um und verändert den zuvor gefürchteten Ort in ein farbenfrohes Lernparadies. Worte können die Welt verändern, das zeigen nicht nur die Buchstabier-Revolte und die institutionelle Neubenennung der Schuleinrichtung durch Miss Honey, so lehrt es nämlich auch Robin Williams als Lehrer John Keating in „Der Club der toten Dichter“ (Peter Weir, 1989). Er animiert die jungen Männer seiner Schulinstitution dazu, auf die Tische zu steigen, um die Dinge ständig auf eine andere Art und Weise neu zu betrachten, verschiedene Perspektiven auf die Welt zu ergründen und den eigenen Leidenschaften zu folgen.

Die Vermittlung von Leidenschaft

John Keating unterrichtet englische Literatur an der konservativen Welton Academy. Er trennt sich von wissenschaftlichen Methoden, die laut Lehrbuch dazu in der Lage sind, die Qualität von Poesie zu messen, lässt seine Klasse die Seiten ebenjenes Buches herausreißen und beginnt ihren Ungehorsam zu entfachen, um zugleich selbstständiges Handeln und freies Denken zu fördern. Dieser wunderbar passionierte Pädagoge lehrt die Jugendlichen, ihre Individualität zu leben und sich mehr zutrauen zu dürfen, als sie es durch ihre Eltern und das Kollegium vermittelt bekommen. Keating nimmt seine Schützlinge ernst, bereitet sie auf ein Leben vor, in dem sie nicht einfach nur funktionieren müssen, sondern sich selbst verwirklichen sollen. Hierfür trennt er sich von den Vorgaben der Schule und sagt sich von seiner institutionellen Rolle als Lehrer los. Er zeigt von der englischen Literatur ausgehend Möglichkeiten und Wege auf, um dem Leben zu begegnen. Seine Worte stehen in keinem Lehrbuch. Er gibt den Jugendlichen Einblicke in seine persönliche Lebenswelt und inspiriert sie hierdurch, ihre eigenen Stimmen zu finden, mutig zu sein, miteinander eine Leidenschaft für ebenjene Künste zu entwickeln, denen all die Antworten auf die Fragen innewohnen, die sich die Jugendlichen im Laufe des Erwachsenwerdens stellen.

Das macht aus Keating einen Passeur, eine Begrifflichkeit, die durch den französischen Filmtheoretiker Alain Bergala geprägt ist. Dieser betont ebenjene Loslösung der Lehrperson von ihrer institutionell zugeordneten Statusrolle, um Schüler*innen, als Fährmann oder -frau, in individuellen Prozessen von einem zum anderen Ufer zu begleiten, ihre Unlust in Enthusiasmus umzuwandeln. Passeure handeln als Vermittler*innen einer Leidenschaft, die Lehrstunde wird als Initiationsritus betrachtet, bei dem Begeisterung und Neugier gefördert und nicht abgetötet werden sollen. Dies gelingt Robin Williams in seiner Darstellung des Lehrers Keating, wenn er in seinen Schützlingen ebenjene intrinsische Motivation und Wissbegierde weckt, sich über die Anforderungen und Erwartungen ihrer Eltern und der Institution Schule hinaus mit den eigenen Leidenschaften und Wünschen auseinanderzusetzen.

Das Leben lehren

Keating trennt sich als Lehrperson nicht nur von seiner vorgegebenen Rolle, er führt die Jugendlichen auch aus der Institution hinaus. Zuerst nur aus dem Klassenzimmer in den Flur, später in den Hof der Schule, wo Wände und Mauern den freien Geist nicht mehr begrenzen können. „Wenn du Poesie lesen kannst, dann kannst du alles lesen“, so könnte es dieser wundervoll sympathische Lehrer formuliert haben, wenn du Poesie verstehst, dann wirst du auch das Leben dort draußen verstehen und deine Perspektiven erkennen. Diese Worte stammen allerdings nicht von Keating, sondern von seiner Kollegin Louanne Johnson, Englischlehrerin an einer High School in East Palo Alto, gespielt von Michelle Pfeiffer in „Dangerous Minds - Wilde Gedanken“ (John N. Smith, 1995). Sie begegnet hier keinen von Disziplin und Gehorsam geprägten Schüler*innen, sondern vom System aufgegebenen Jugendlichen, die als Ausgestoßene der Hölle bezeichnet werden. Mit solcherlei Stempel versehen, schwindet das Selbstwertgefühl und der Glaube an sich selbst, ohne Unterstützung und Halt versinken diese Teenager*innen im „Gangsta’s Paradise“, so benennt es jedenfalls Rapper Coolios Soundtrack zum Film. Sie werden von der Schulinstitution missachtet, verrotten chancenlos, ohne irgendwelche Perspektiven aufgezeigt zu bekommen. Als Verkörperungen des Teufels werden auch die Schüler*innen in „Junge Dornen“ (James Clavell, 1967) bezeichnet, erhalten mit Sidney Poitier als Mark Thackeray einen Lehrer, der seine Teufelsbande kurzerhand zu Erwachsenen ernennt. Mit diesem Kunstgriff hebt er die Schüler*innen aus ihren institutionellen Rollen und macht sie darauf aufmerksam, dass sie nicht nur im Klassenraum, sondern auch in einer Gemeinschaft beziehungsweise Gesellschaft leben. Er lässt die Schulbücher beiseite legen und ermöglicht es seinen Schüler*innen, jedes Thema zu diskutieren, welches als wichtig erachtet wird, beantwortet daraufhin Fragen zum Mannsein, zum Frausein, zur Ehe oder zum Kochen, blickt über ihren Status als Jugendliche hinaus, gestaltet seinen Unterricht als allumfassende Lehre vom Leben und welche Perspektiven dieses für sie bereithält.

Ebenso wie John Keating seine Schüler*innen in die Freiheit geleitet, traut Mark Thackeray seiner Problemklasse einen Besuch im Museum zu. Sein Glaube an die Jugendlichen ruft Dankbarkeit ihm gegenüber hervor. Louanne Johnson ergeht es ähnlich. Sie muss anfangs Schikanierungen und Widerstand ertragen, gewinnt aber auch das Vertrauen ihrer Klasse, weil sie sich nicht an die Vorgaben ihrer Schule hält und an ihren unkonventionellen Methoden festhält. Bei ihr bekommen alle von Beginn an Bestnoten, niemand muss sich hocharbeiten, sich aber oben halten. Hierdurch gibt die Lehrerin ihren Schützlingen die Perspektive eines guten Schulabschlusses, damit einhergehend eine Chance, dem vermeintlichen Gangsta’s Paradise zu entkommen, Stigmatisierungen hinter sich zu lassen, ein Leben zu leben, welches ihnen zuvor abgesprochen worden ist. In ihrem Belohnungssystem führt sie die Jugendlichen ebenso aus dem Schulraum hinaus, bringt sie in ein nobles Restaurant und in einen Freizeitpark, besucht mit ihnen eine Bibliothek, zeigt im Verlauf dieser Exkursionen ins Leben, dass sie alle immer eine Wahl haben, den vor ihnen liegenden Weg selbst zu bestimmen, und verwandelt damit ihre Lernverweigerung in lebendige Diskussionen, entfacht ihre Begeisterung für ebenjene Perspektiven, die sich durch den Unterricht auf einmal manifestieren.

Filmstill aus Freedom Writers
"Freedom Writers" (c) Universal

Loslösung von den Institutionen

Auch Anne Guéguen gelingt es in „Die Schüler der Madame Anne“ (Marie-Castille Mention-Schaar 2014), als ambitionierte Lehrerin für Erdkunde und Geschichte die Jugendlichen an einem Gymnasium im Pariser Vorort Créteil zu motivieren, obwohl das Kollegium den Schüler*innen das Unterrichten der Klasse und die Vorbereitung auf das Abitur als Zeitverschwendung betrachtet wird. Eine Haltung, die auch von der Englischlehrerin Erin Gruwell in „Freedom Writers“ (Richard LaGravenese 2007) wahrgenommen wird, deren Kolleg*innen schlicht darauf hoffen, dass die undisziplinierten Jugendlichen einfach irgendwann nicht mehr in der Schule erscheinen und somit vom Unterricht ausgeschlossen werden können. Beide Lehrerinnen weigern sich, dieses Vorgehen mitzumachen. Stattdessen versuchen sie, das Verhalten ihrer Schüler*innen zu verstehen und sie nicht vorschnell aufzugeben. In beiden Filmen bekommen die Lehrerinnen Hilfestellung durch Anne Franks Tagebuch, durch das sie nicht nur Anteilnahme und Gemeinschaft lehren, sondern auch Einblicke in die persönlichen Lebenswelten der Jugendlichen erhalten. Somit werden auch hier jegliche Rollenbegrenzungen aufgebrochen, die normalerweise durch die Institution Schule auferlegt werden. In „Freedom Writers“ sollen die Heranwachsenden, allesamt selbst bereits Opfer von Gewalt und Verbrechen und Zeug*innen von Anschlägen auf geliebte Personen in ihrem Umfeld, in Anlehnung an Anne Franks Tagebuch ihre alltäglichen Wahrnehmungen aufschreiben. Beeindruckt von der Schullektüre lädt Erin Gruwell für ihre Klasse schließlich mehrere jüdische Holocaust-Überlebende ein, macht einen Ausflug in das Museum of Tolerance in Los Angeles und schafft so ein Verständnis sowohl füreinander als auch für ein Miteinander. Die Lehrerin bittet ihre Schüler*innen letztendlich darum, ihre Tagebucheinträge umzuformulieren, fasst diese zusammen und veröffentlicht „The Freedom Writers Diary“ – ebenjenes 1999 erschienene Buch, welches der Film adaptiert hat.

Madame Annes Klasse soll sich derweil in „Die Schüler der Madame Anne“ mit Kindern und Jugendlichen als Opfer der Konzentrationslager des Nationalsozialismus beschäftigen, wofür die Lehrerin ihre Schüler*innen zu einem landesweiten Schulwettbewerb anmeldet. Zuerst zeigen diese sich verunsichert und wissen nicht, wie sie ihre Emotionen diesbezüglich aufarbeiten und darstellen können. Die Lehrerin trennt sich auch hier von der Institution, lässt den Notendruck fallen und fordert ihre Schüler*innen auf, offen und ehrlich als Jugendliche zu sprechen, mit ihren eigenen Worten und befreit von ihrer zugeteilten Statusrolle. Auch sie erhalten die Möglichkeit, eine Unterhaltung mit einem Holocaust Überlebenden zu führen, besuchen die Pariser Shoah-Gedenkstätte und suchen sich interessiert immer mehr Hintergrundinformationen aus ihren jeweiligen Lebenswelten zusammen, aus Filmen, Comics und natürlich auch aus dem Tagebuch von Anne Frank. Das Projekt von Madame Anne führt dazu, dass die Schüler*innen lernen, ihr Leben neu zu betrachten. Ebenso gewinnt aber auch Madame Anne als Lehrerin ein Verständnis für ihre Schüler*innen und für die Dinge, die ihren Alltag bestimmen, welche Lebenswelten auf sie einwirken, was sie alles mit in den Schulraum hineinbringen, zugleich aber aufgrund der an sie getragenen Anforderungen ausblenden müssen. Anne Guéguen gelingt es, diese beiden Welten kurzzeitig zusammenzubringen und hierdurch ein beiderseitiges Verständnis füreinander zu schaffen.

Frischer Wind von außen

Denn darum geht es oder sollte es gehen. Verstehen, Perspektiven schaffen und Orientierung bieten, auf Fragen eingehen, damit sich die Schüler*innen irgendwann selbst im Leben zurechtfinden können. Ein Leben, das nicht immer diszipliniert und geordnet abläuft, so wie es schulische Strukturen gerne vorleben würden, sondern ein Leben, das durchaus chaotisch und unvorhersehbar verlaufen kann und geprägt ist von einem Durcheinander von Ereignissen und Emotionen.

Vielleicht sind es deshalb auch filmische Chaoten wie Zeki Müller in den „Fack Ju Göhte“-Filmen (Bora Dağtekin, 2013-2017) oder Dewey Finn in „School of Rock“ (Richard Linklater, 2003), die als Lebenskünstler einen Draht zu ihren Schüler*innen aufbauen, ihnen durch ihre Erfahrungen außerhalb der Schule viel besser Orientierungsmöglichkeiten anbieten können. Dewey Finn, passionierter Rockmusiker, bringt durch das Verrücken der Tische in seinem Klassenraum erst einmal ebenjenes Chaos in die Schule hinein, sieht sich mit Ablehnung gegenüber seines experimentellen Unterrichts konfrontiert, bevor er mit den Schüler*innen einen Roadtrip zu einem Band-Contest macht, wo sie, von der Leidenschaft ihres Lehrers infiziert, auf der Bühne (des Lebens) selbst zu kleinen Performer*innen werden, die irgendwann das Leben schon rocken werden. Señor Laerte dos Santos, eigentlich Violinist, versetzt als Aushilfslehrer mit Geldsorgen in „Das Orchester - Die Violinen von São Paulo“ (Sergio Machado, 2015) seine Musikklasse auf den Sportplatz, bringt den Jugendlichen aus der Favela fehlende Grundlagen im Verständnis von Musik bei, nimmt ihnen ihre Haltungsprobleme beim Spielen der Instrumente, arbeitet an ihrer Konzentrationsschwäche und legt damit ebenso ein Fundament für ihr Verhalten in ihren persönlichen Alltagswelten: Verstand, Haltung und Konzentration, eine gute Ausrüstung und Orientierung für das Leben nach der Schule.

Filmstill aus School of Rock
"School of Rock" (c) Universal

Wahrhaftigkeit und Inspiration

Die Schule als Institution genießt durch Traditionsbewusstsein und Regelkonformität einen antagonistischen Status in filmisch-fiktionalen Welten, wird durch Restriktionen eines Möglichkeitsraumes definiert, der eigentlich individuelle und flexible Gestaltungsoptionen für die Persönlichkeitskonstitution der Schüler*innen bereithalten sollte. In diesen Raum treten einzelgängerische Lehrpersonen als passionierte Fährmänner und -frauen hinein, positionieren sich außerhalb der gesellschaftlichen Ordnung des Mikrokosmos Schule, verweigern sich den dieser innewohnenden Strukturen und werden somit zu rebellischen Regelbrecher*innen, die wiederum ebenjene Verbindung zu den Schüler*innen und dem Publikum aufbauen, die sie zu Sympathieträger*innen innerhalb der Erzählung werden lassen.

Sie setzen Prozesse des Nachdenkens in Gang und wecken das Interesse an individuellen Leidenschaften. Sie zeigen Perspektiven für Lebenswege auf, verweisen auf verschiedenste Möglichkeiten, die eigenen Wünsche und Hoffnungen zu verfolgen und bestenfalls auch zu verwirklichen. Sie gewähren sich selbst Einblicke in das Leben ihrer Schüler*innen, entwickeln hieraus ein tieferes Verständnis für ihre persönlichen Gedanken und Probleme, schaffen es hierdurch, ihnen die Orientierung zu bieten, nach der sie verlangen. Sie geben Ausblicke auf ein Leben nach der Schule, geleiten sie aus den Klassenräumen in das Leben hinaus.

Diese filmischen Lehrpersonen sind wahrhaftige Fürsprecher*innen von Leidenschaften und Individualität, bieten Inspiration und Freiräume, sind Passeure, zu denen man aufschauen möchte, wie sie dort oben auf ihren Lehrpulten stehen, an ihren Steuerrädern der Bildung und sich gegen die heftigen Gegenwellen der Institution Schule zur Wehr setzen. Diesen Menschen und ihren schlauen Worten möchte man nur allzu gerne mit den bewundernden Worten „O Captain! My Captain!“ begegnen.

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