Ich sehe was 2022-4: Krieg im Kinder- und Kindheitsfilm
Über dieses Dossier
Solange Kriege nicht in unmittelbarer Nähe stattfinden oder schon lange vergangen sind, lassen sie sich leicht ausblenden und verdrängen. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 allerdings ist der Krieg auch für Kinder in Europa ein Thema, das die Nachrichten bestimmt. Er prägt unsere Alltagserfahrungen. Wir können ihm nicht mehr ausweichen. Daran knüpft eine zwar nicht neue, aber wichtige medienpädagogische Frage an: Wie kann man Kindern über Kriege erzählen?
In dieser Ausgabe von #ich sehe was widmen wir uns aus diesem Anlass Kriegsfilmen, in denen Kinder oder Kindheit eine Rolle spielen. Schon die Unterscheidung zwischen Kinderfilm und Kindheitsfilm ist dabei von Bedeutung – darauf verweist etwa Christian Exner in seinem Beitrag und wirft einen Blick darauf, wie Filmklassiker Kinder im Krieg zeigen und wie hingegen moderne Kinderfilme das Thema angehen. Konkret mit dramaturgischen Fragen beschäftigt sich unterdessen Rüdiger Hillmer. In seinem Text beleuchtet er, wie es Filmen und Serien gelingen kann, für ein junges Publikum über Kriege zu erzählen und welcher Stellenwert dabei unter anderem Gattungen, Abstraktion, Authentizität und Auswertungsfragen zukommt. Klaus-Dieter Felsmann wiederum blickt zurück auf zwei Antikriegsfilme – welch geschichtliche Ironie – aus der Sowjetunion. Sowohl „Komm und sieh‟ als auch „Iwans Kindheit‟ stellen Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt und zeigen eindrucksvoll die verheerenden Folgen der Kriegserfahrungen auf ihre Psyche und ihr Verhalten. Als Mahnmale gegen den Krieg sind beide längst zu Filmklassikern geworden. Verweise zu Kritiken der vorgestellten Filme laden abschließend zu erstmaligen oder wiederholten Sichtungen ein.
Wird das Thema Krieg in den kommenden Jahren auch vermehrt in europäischen Filmen für Kinder und Jugendliche anzutreffen sein? Die Beobachtungen unserer Autoren jedenfalls machen deutlich, dass die Auseinandersetzung mit Kriegen auch im Kinder- und Jugendkino wichtig – und möglich – ist.