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Sketch

Im Kino: Die Monsterzeichnungen eines trauernden Mädchens erwachen in diesem gruseligen, lustigen und berührenden Familienfilm zum Leben.

Sehr oft wenden sich im Horrorkino innere Vorgänge – beispielsweise Schuldgefühle oder Ängste – nach außen und nehmen die Gestalt unheimlicher Figuren an. Filmemacher Seth Worley wandelt dieses bekannte Genremotiv in seinem Regiedebüt „Sketch“ auf pfiffige Weise ab. Im Mittelpunkt stehen hier die kleine Amber und ihre Familie. Seit dem Tod ihrer Mutter malt das kreative Mädchen keine freudigen Bilder mehr. In ihren bunten Zeichnungen tauchen nun fast ausschließlich seltsame Fantasiegeschöpfe auf, denen Amber brutale Eigenschaften zuschreibt. Auf manchen Skizzen ist zu sehen, wie die Wesen ihren ungeliebten Mitschüler Bowman attackieren.

Ambers Bruder Jack, der ebenso wie sie unter der Abwesenheit der Mutter leidet, macht eines Tages eine erstaunliche Entdeckung: Ein Teich in der Nähe ihres Zuhauses hat magische Fähigkeiten, kann etwa kaputte Dinge wieder reparieren. Als er eines Morgens davonschleicht, um die Asche der Verstorbenen in das Gewässer zu kippen und sie so vielleicht zurückzuholen, wird er von seiner kleinen Schwester überrascht. Zwar kann Amber ihn von seinem Vorhaben abbringen, bei der Diskussion fällt jedoch ihr geliebtes Malbuch in den Teich. Mit fatalen Folgen! Schon bald werden die gezeichneten Monster lebendig und verbreiten in der Stadt Angst und Schrecken.

Ein wenig erinnert „Sketch“ an die gruseligen Fantasy-Filme „Before I Wake“ (Mike Flanagan, 2016) und „Sieben Minuten nach Mitternacht“ (Juan Antonio Bayona, 2016). Beide handeln von jungen Protagonisten, die sich mit Trauer und Tod beziehungsweise Verlustängsten auseinandersetzen müssen. Seth Worley findet jedoch in seinem Debüt, zu dem er auch das Drehbuch schrieb, einen ganz eigenen Weg, um von unterdrücktem Schmerz und tiefsitzender Verunsicherung zu erzählen.

In Ambers Familie klafft eine große Lücke. Viel gesprochen wird über die Mutter leider nicht. Vater Taylor hat sogar alle Bilder, die an seine Ehefrau erinnern könnten, von den Wänden genommen. Dass die negativen Gefühle auf irgendeine Weise Ausdruck finden müssen, ist beim Blick auf Ambers Kunstwerke unübersehbar. Was sie belastet, was sie bewegt, drückt sie in ihren düsteren Zeichnungen aus – und ist damit in ihrer Trauerbewältigung weiter als ihr Bruder und ihr Dad.

Zu einer kleinen Perle wird „Sketch“ vor allem deshalb, weil der Regisseur das familiäre Drama mit viel Situationskomik, pointierten Dialogen, augenzwinkernden Gruseleinlagen und amüsanten Effekten verbindet. Die animierten Monster sehen bewusst comichaft und unfertig aus. Genauso wie auf Ambers Bildern eben. Punktabzüge gibt es lediglich für das etwas actionlastige Finale, das die zwischenmenschlichen Aspekte manchmal aus den Augen verliert. Insgesamt überzeugt der Film dennoch mit Witz, Lebendigkeit und Einfallsreichtum. Umso erstaunlicher, dass „Sketch“ ausgerechnet von den berüchtigten Angel Studios in die Kinos gebracht wurde. Jener Produktions- und Verleihfirma, die eigentlich für erzkonservative, mit viel christlichem Pathos aufgeladene Geschichten steht.

Christopher Diekhaus

© Kinostar
12+
Spielfilm

USA 2024, Regie: Seth Worley, Kinostart: 21.08.2025, FSK: ab 12, Empfehlung: ab 12 Jahren, Laufzeit: 93 Min., Buch: Seth Worley, Kamera: Megan Stacey, Musik: Cody Fry, Ton: John Villarosa, Schnitt: Seth Worley, Produktion: Steve Taylor, Tony Hale, Dusty Brown, Katelyn Botsch, Kevin Downes, Daryl Lefever, Verleih: Kinostar, Besetzung: Bianca Belle (Amber), Kue Lawrence (Jack), Tony Hale (Taylor), D’Arcy Carden (Liz), Kalon Cox (Bowman) u. a.

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