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Editorial | | von Stefan Stiletto

Nur eine kleine Flaute

Juni 2023

Filmstill aus Peter Pan & Wendy
"Peter Pan & Wendy" (c) Disney+

Gerade erst hat der Sommer so richtig losgelegt – und schon ist im Kinderkino flaute. Dabei sprechen wir noch gar nicht über die Kinomüdigkeit der Zuschauer*innen, sondern erst einmal über das Angebot. Mit „Winski und das Unsichtbarkeitspulver“ und „Oink“ sind vor kurzem zwei Festivalerfolge an den Start gegangen, einer vom „Schlingel“, einer von der „Berlinale“. Doch ansonsten sticht kaum etwas hervor im Kinoprogramm. Gleich zwei neue Disney-Realfilm-Adaptionen wurden innerhalb weniger Wochen veröffentlicht. Für Aufsehen hat dabei „Arielle, die Meerjungfrau“ aufgrund der Besetzung gesorgt – warum das so ist, muss man 2023 allerdings nicht wirklich verstehen. Über „Peter Pan & Wendy“ hingegen wurde gar nicht gesprochen. Die Auswertung an der Kinokasse hat man sich hier gleich gespart und den Film zu Disney+ verschoben. Darüber sollte man vielleicht schon mal sprechen. Immerhin hat David Lowery hier Regie geführt, der mit seinen bisherigen, ganz unterschiedlichen Filmen immer wieder bewiesen hat, dass er große Kinobilder mit wunderbaren Lichtstimmungen machen kann. Wie diese neue Peter-Pan-Adaption sich zu anderen Verfilmungen des Stoffs verhält, beleuchtet bei uns Christopher Diekhaus.

Lenken wir den Blick noch auf ein paar Nebenschauplätze. Zum Beispiel darauf, wie die Schule im Kino dargestellt wird. Den Anlass dazu bietet Ilker Çataks großartiger Film „Das Lehrerzimmer“. Der qualifiziert sich zwar nicht als Coming-of-Age-Film, besticht aber durch seine genauen Blicke auf den Mikrokosmos Schule. Holger Twele hat sich Schulfilme genauer angeschaut. Wo wir gerade beim Thema Schule sind: Wer Lust hat, sich mit Filmen zu beschäftigen, die kurz nach der Schulzeit spielen, dem möchten wir gerne den Hintergrundartikel von Christopher Diekhaus ans Herz legen, der diese für uns vor einiger Zeit mal unter die Lupe genommen hat. Grund dafür war damals übrigens die Literaturverfilmung „Räuberhände“, den ebenfalls Ilker Çatak inszeniert hat – und für dessen Romanvorlage Finn Ole Heinrich verantwortlich zeichnet, der 2005 mal ein Preisträger beim Deutschen Jugendvideopreis war.

„Video“? Klingt nach Medienfriedhof. Deshalb heißt der Wettbewerb, der in diesem Jahr zum 36. Mal vom Deutschen Kinder- und Jugendfilmzentrum ausgerichtet wird, heute auch Deutscher Jugendfilmpreis. Und wer in der Nähe von Augsburg wohnt, kann sich schon mal das Wochenende vom 16. bis zum 18. Juni 2023 vormerken. Denn dann findet das Bundes.Festival.Film dort statt – und präsentiert wieder spannende Werke von jungen Filmschaffenden, von denen man sich manche Namen merken sollte. Das Orakel des Kinder- und Jugendfilmportals prophezeit nämlich, dass wir in den nächsten Jahren über manche Namen im regulären Kinoprogramm wieder stolpern werden – so wie über ehemalige Preisträger*innen wie Julia von Heinz, Benjamin Quabeck, Tobias Wiemann, Axel Ranisch oder Joya Thome, die alle – was für ein Glück für uns – nach ihren Jugenderfolgen auch ein paar tolle Kinder- und Jugendfilme gedreht haben. „One in a Million“ von Joya Thome hatte übrigens erst im April seinen Kinostart nach einer erfolgreichen Festivaltournee. Aber jetzt folgen wir nicht weiter wilden Assoziationsströmen, damit Sie noch genug Zeit haben, sich nach dem Lesen der Texte im Kinder- und Jugendfilmportal auch ein paar Filme dazu anzuschauen.

 

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