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Editorial | | von Stefan Stiletto

Kino zuhause - und ein TV-Star im Festivalgeschäft

Februar 2021

Wie generiert man online schnell viele Klicks? Ganz einfach: Man schreibt über Sex. Das machen wir jetzt auch mal. Denn um Sex geht es in „Yes, God, Yes‟. Oder genauer: Es geht um das Verbot von Sex, denn Körperlichkeit und Lust sind in der konservativen religiösen Welt, in der die jugendliche Protagonistin aufwächst, tabu. Ein Drama ist der kurzweilige Debütfilm von Karen Maine zum Glück nicht geworden, sondern eine sympathische Komödie. Weil der Kinostart gestrichen wurde, lässt sie sich nun via Streaming oder klassisch auf DVD und Blu-ray zu Hause entdecken und ist schon aufgrund des komischen Talents der Hauptdarstellerin einen Blick wert.

Ein echtes Highlight hat unterdessen Netflix neu im Programm. Knapp drei Jahre nach der Uraufführung beim Sundance Filmfestival ist dort „Eighth Grade‟ zu sehen. Authentisch und humorvoll erzählt der Coming-of-Age-Film über eine Jugendliche, die als Vloggerin weitaus selbstbewusster ist als im doch recht steinigen Alltag. Grund genug, noch einmal auf unsere Kritik zu verweisen, die Holger Twele schon anlässlich der deutschen Premiere beim Filmfest München 2019 geschrieben hat.

Auch MUBI, der Streamingdienst für Filmbegeisterte, wartet in diesem Monat (zeitlich begrenzt) noch mit zwei absolut sehenswerten Produktionen auf, die nach ihren Festivalpremieren wieder vom Radar verschwunden sind: die Langzeitdokumentation „Jugend‟ von Sébastien Lifshitz sowie „Kuessipan‟ von Myriam Verreault über zwei Freundinnen in einer kanadischen First-Nations-Community.

Eine Ahnung von Kino bringt Ihnen der Festivalbericht von Reinhard Kleber über Jugendfilme auf dem kürzlich zu Ende gegangenen Festival Max Ophüls Preis. Sicher, das Festival fand nur digital statt. Aber vielleicht sind die gezeigten Filme ja in baldiger Zukunft doch noch im Kino zu sehen.

Den Sprung ins Kino hat Tobias Krell alias Checker Tobi schon hinter sich. Die Kinodoku „Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten‟, die erste Adaption der beliebten KiKA-Wissenssendung, hat uns schon vor zwei Jahren mit ihrer schönen Mischung aus Leichtigkeit, Unterhaltung und Tiefgang außerordentlich gut gefallen. Nun taucht Tobias Krell in die Kinderfilmfestivalszene ein – und zwar nicht nur als Moderator, sondern als neuer Leiter des Kinderfilmfests München. Wir können uns gut vorstellen, dass in Zukunft allein Krells Bekanntheit einige Kinder mehr zum Filmfest locken wird. Und wir sind gespannt, welche Ausrichtung Krell dem Programm geben wird. Zweifellos ist es eine frohe Botschaft für eine Kinokultur, die sich mit der Power eines bekannten und inhaltlich allseits geschätzten Kinderfilm- und TV-Spezialisten für den hoffentlich baldigen Neustart präpariert.

 

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