Editorial | | von Stefan Stiletto
Emotionen!
Juli 2024

So viel Gefühl war selten: Emotionen bei Fußballfilmen mit Kindern und Jugendlichen, bei Filmen übers Lieben und Selbstsein, bei Geschichten über körperliche Mutationen, bei Animationsfilmen über vermenschlichte Emotionen in jugendlichen Köpfen.
„Der Ball ist rund. Das Spiel dauert 90 Minuten. So viel ist schon mal klar.“ Na? Welcher Film? „Lola rennt“ natürlich, der nun schon 26 Jahre auf dem Buckel und eigentlich gar nichts mit Fußball zu tun hat, dafür aber unglaublich verspielt und immer noch sehenswert ist. Nein, eine neue Kritik dazu haben wir nicht. Und ja, wir haben das 25-jährige Jubiläum dieses ziemlich besonderen Jugendfilms im letzten Jahr verpasst. Dafür nehmen wir das Viertelfinalspiel der deutschen Nationalmannschaft pünktlich zum Anlass, um einen Blick darauf zu werfen, wie es eigentlich um Fußball im Kinder- und Jugendfilm steht. Rochus Wolff hat einen schönen Blick auf manche dieser Sportfilme geworfen und dabei unter anderem aufgedröselt, wie sehr diese doch bislang auch von Geschlechterklischees durchdrungen waren. Mädchenfußball geht nur mit Romanze? Das scheint sich glücklicherweise endlich zu ändern.
Leben - Lieben - Selbstsein
Wo wir gerade bei Gender-Fragen sind: Haben Sie schon unser neues Themendossier „Gender & Lieben“ entdeckt? Da finden sie eine Menge Filme, die einfach frei übers Leben und Lieben und Selbstsein erzählen. Der Pride-Month ist zwar auch schon wieder vorbei. Aber ans Herz legen möchten wir Ihnen trotzdem in diesem Zusammenhang die Beobachtungen, nochmal von Rochus Wolff, über jüngere High-School-Filme, die ziemlich frech und queer geworden sind – so wie „Bottoms“, bei uns rezensiert von Kirsten Loose – und die peinlich-derben Jungs-Klamotten des frühen Jahrtausends endgültig in die filmische Mottenkiste schicken.
Erwachsenwerden ist der Horror
Von Fußball zu Queerness – das war ja wohl eine überfällige Überleitung. Wir können auch noch von Fußball zu Horror überleiten, denn es soll ja manche Menschen geben, die von Fußballspielen im Fernsehen nicht so angetan sind und das Ganze ziemlich gruselig finden. Und gruselig ist sicher auch der Body Horror, den Christopher Diekhaus im Jugendfilm unter die Lupe genommen hat. Schreckliche Bilder für das Erwachsenwerden finden Filme wie „Animalia“ und „Blue My Mind“ und fangen damit auf ihre eigene Art und Weise jugendliche Gefühlswelten in all ihrer auch widersprüchlichen Vielfalt ein.
Wer steht an der Kommandozentrale?
Vielfältige Emotionen gibt es dann auch nicht nur im Horrorfilm (oder beim Sehen von ebendiesen) oder auf dem Rasen, sondern auch in „Alles steht Kopf 2“. Esther Kaufmann hat ihn besprochen und erzählt Ihnen, was passiert, wenn an der Kommandozentrale im Kopf plötzlich Zweifel, Neid, Peinlichkeit und Langeweile das Heft in die Hand nehmen. Und fürs Fußballgucken erinnern wir uns nochmal an die Erkenntnis des ersten „Alles steht Kopf“: Dass Kummer und Freude manchmal ganz eng mit einander verwoben sind.