Editorial | | von Stefan Stiletto
Ein bisschen Zuversicht, ein bisschen Magie und ein wenig Grauen
Januar 2025
Zwei Perlen der letztjährigen Festivalsaison sind nun endlich im Kino zu sehen. Wir stellen die Filme über Herzklopfen und Herzschmerz vor, widmen uns körperlichen Transformationsprozessen ganz unterschiedlicher Natur und aktuellen Animationsfilmen, die mit ganz altmodischen Techniken erzählen.

Nein, wir beugen uns nicht dem Pessimismus. Wir erzählen jetzt erst einmal über Mut und Zuversicht, auch wenn der Weg dorthin nicht so leicht ist. Der schöne Jugendfilm „Young Hearts“, bei der Berlinale im vergangenen Jahr mit einer Lobenden Erwähnung bei Generation Kplus (!) bedacht, läuft nun endlich im regulären Kino. Holger Twele hat den sensiblen Film über ein Coming-out und die erste Liebe zweier 14-jähriger Jungs zueinander, in dem wahrhaftige Gefühle oberste Priorität haben, schon anlässlich der Festivalpremiere bei uns besprochen.
Auch der Cannes-Jahrgang vom letzten Jahr hinterlässt gerade seine Spuren. „Wilder Diamant“ war 2024 einer der Wettbewerbsfilme des A-Festivals. Seit Dezember ist der Jugendfilm über eine junge Frau, die unbedingt in einer Reality-TV-Show mitwirken will, auch in Deutschland zu sehen. In diesem geht es neben Gefühlen viel um die Oberfläche. Der Körper als Selbstoptimierungswerkzeug, als Selbstverwirklichungsfolie – ein Film, der beim Zugucken auch wehtut, aber sehr sehenswert ist. Barbara Felsmann hat ihn sich für das Kinder- und Jugendfilmportal angesehen.
Verhext...
Körpertransformationen ganz anderer Art gibt es auch – Achtung! – in einem Kinderfilmklassiker. Nicolas Roegs „Hexen hexen“ aus dem Jahr 1990 erscheint Ende Januar zum ersten Mal auf Blu-ray. Das heißt: Die Verwandlung der von Angelica Huston gespielten Oberhexe können Kinder jetzt auch hochauflösend sehen. Auf VHS dürfte das damals, vermutlich noch dazu im falschen Bildformat, alles ein bisschen verwaschen und unscharf gewesen sein. Aber auf aktuellen Fernsehern und Beamern könnte der Film damit vielleicht wieder das Schockpotenzial erreichen, das er schon vor 35 Jahren im Kino hatte. Body Horror für Kinder – für solche, die damit umgehen können. Wir werfen einen Blick auf die Verwandlungsszene in unserer magischen Momente-Rubrik.

… und bezaubernd
Magisch ist immer wieder, wenn eigentlich unbewegte Bilder auf der Leinwand zum Leben erwachen. Und als Meister dieser Magie haben sich die Künstler*innen aus dem britischen Aardman-Studio erwiesen. Jetzt haben sie uns mit „Vergeltung mit Flügeln“ einen neuen „Wallace und Gromit“-Film geschenkt (Für die Menschen in Großbritannien war’s qua BBC-Ausstrahlung übrigens tatsächlich ein Weihnachtsgeschenk!), mit der gewohnt hohen Schlagzahl an Bild- und Wortwitzen und einem Wiedersehen mit einem altbekannten Huhn.
Ein Faible für altmodische Animationen hat auch Michel Gondry, der französische Musikvideokünstler, der 2015 mit „Mikro & Sprit“ sogar mal einen skurrilen Jugendfilm gedreht hat. Zu dessen neuem Legetrickfilm „Maya, donne-moi un titre“ haben wir zwar noch keine Kritik. Aber Sie können ihn demnächst im Generation-Programm der Berlinale entdecken. Über das berichten wir dann wieder in unserem Pinnwand-Format. Lassen Sie sich überraschen!