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Editorial | | von Stefan Stiletto

Außergewöhnliche Kurzfilme – außergewöhnliche Held*innen

Mai 2019

Fast zehn Jahre sind bereits vergangen, seitdem der erste „Grüffelo“-Film erschienen ist und ein mustergültiges Beispiel dafür geliefert hat, wie hochwertiges und ungemein spannendes Filmvergnügen für Kindergartenkinder aussehen kann. Perfekt übersetzt der Kurzfilm überdies die Geschichte und Gestaltung der Bilderbuchvorlage von Julia Donaldson und Axel Scheffler – und reichert sie um weitere Ebenen an. In den kommenden Tagen wird auf dem Animationsfilmfestival in Annecy der neueste Streich des Studios Magic Light Pictures zu sehen sein – die Donaldson/Scheffler-Verfilmung „Zog“. Wir nehmen das zum Anlass, unseren Schwerpunkt zu Filmen für jüngste Zuschauer*innen zu vertiefen und werfen in einem Hintergrundtext einen Blick auf die bisherigen Adaptionen des Autorenduos.

Auch „Kommissar Gordon & Buffy“ verfolgt uns noch immer. In der Rubrik „Junge Held*innen“ porträtiert Katrin Hoffmann den ungewöhnlichen Protagonisten dieses Zeichentrickfilms, der eigentlich gar nicht jung ist und gerade deshalb im Kinderkino eine Sonderstellung einnimmt. Warum? Weil wir mit dieser Reihe unbedingt ein paar Filmfiguren vorstellen möchten, die uns im Gedächtnis geblieben sind. Und schließlich sind es gerade interessante Figuren, die für Kinder und Jugendliche zu biografischen Begleiter*innen werden können.

Außergewöhnlich ist auch die Protagonistin von „Fight Girl“. Am 5. Mai wurde die niederländisch-belgische Koproduktion von Kindern und Jugendlichen aus Europa mit dem EFA Young Audience Award ausgezeichnet und setzte sich gegen „Thilda & die beste Band der Welt“ und „Old Boys“ durch. Im Mittelpunkt steht eine Teenagerin, die eine enorme Wut in sich trägt, auch auf die Eltern, die sich getrennt haben, und im Kickboxen ein Ventil und Anerkennung findet.

Womit wir nun bei Trennungsgeschichten wären, die sich offenbar in diesem Monat häufen. Unser aktueller Filmtipp „Die kleinen Hexenjäger“ erzählt von einem Mädchen, das die neue Freundin des Vaters für eine Hexe hält. Warum sonst sollte er die Familie verlassen haben, wenn er nicht verhext worden ist? Lassen Sie sich nicht von dem ziemlich einfallslosen Filmplakat abschrecken. „Die kleinen Hexenjäger“ ist ein starker Film mit Fantasie, Witz und Herz. Aber vielleicht kann man über Scheidungsgeschichten auch am besten erzählen, indem man sich in die Vorstellungswelt der betroffenen Kinder begibt. Das hat schon „Karo und der liebe Gott“ gemacht – und der wird ab dem 16. Mai im Kino wiederaufgeführt.

 

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