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Wenn du König wärst

Neuinterpretation der König Artus-Sage. Vier Kinder retten auf den Spuren der Tafelritter die Welt - im Hier und Jetzt.

Manche Filme kann man beim derzeitigen Überangebot trotz des Major-Filmverleihs auf den ersten Blick übersehen, zumal dann, wenn die Werbung sich nicht eindeutig auf eine Zielgruppe festlegt. Zu diesen Filmen zählt „Wenn du König wärst“, ein Abenteuer- und Fantasyfilm für Kinder ab 12 Jahren vor der Folie der bekannten König Artus-Sage, des magischen Schwerts Excalibur und des Zauberers Merlin. Ein Film, der trotz des historischen Bezugs ausnahmslos in der Gegenwart spielt und in dem obendrein noch gerade einmal zwölfjährige Protagonist*innen aus einer normalen Schule zu den neuen Rittern der Tafelrunde werden. Sie sind trotz ihres jungen Alters dazu auserkoren, die traditionellen Werte dieser edlen Gemeinschaft zu verteidigen und den bevorstehenden Untergang des britischen Imperiums zu verhindern – im Jahr 2019. Klingt das schon reichlich schräg, weist der Film für ein in erster Linie junges Publikum zumindest zwischen den Zeilen und Bildern konkrete politische Bezüge auf, indem er ohne Namensnennungen unverblümte Kritik an der gegenwärtigen Brexit-Führungsriege übt, amüsante Seitenhiebe auf die Ernährungsgewohnheiten der Briten austeilt und am Ende gar die „Fridays for Future“-Bewegung um Greta Thunberg in einen anregenden gesellschaftlichen Kontext stellt. Es geht schließlich um nichts anderes als um die Zukunft der jetzigen und der folgenden Generationen.

In ihrer Schule werden der zwölfjährige Alex und sein langjähriger bester Freund Bedders ständig von ihren älteren Mitschülern Lance und Kaye schikaniert, die sich für etwas Besseres halten. Als Alex wieder einmal von den beiden verfolgt wird, flüchtet er sich in ein Abbruchhaus, stürzt von einer Kante in die Tiefe und entdeckt in einem alten Steinblock ein Schwert mit einer lateinischen Inschrift, das er mühelos herausziehen kann. Durch ein Buch über die König Artus-Sage glaubt er nach langem Zögern tatsächlich, das magische Schwert von König Artus in Händen zu halten. Als zukünftigen König sieht er sich freilich nicht, selbst wenn er seinen Freund Bedders spaßhaft gleich zum Ritter schlägt. Seine Einstellung ändert sich mit dem neuen Mitschüler Merlin, der über offensichtliche Zauberkräfte verfügt und Alex auf seine künftige Mission vorbereitet. Morgana, die böse Halbschwester von König Artus, konnte sich aus der Unterwelt befreien und bereitet nun den Untergang der Welt vor. Es liegt allein an Alex, diese Katastrophe zu verhindern. Ausgerechnet in Lance(lot) und Kaye findet er entscheidende Mitstreiter. Gemeinsam machen sich die vier ungleichen „Ritter“ auf den Weg zu einer Insel, auf der sie den Eingang zur Unterwelt vermuten und auf der Alex seinen Vater, der die Familie schon vor langer Zeit verlassen hat, zum letzten Mal gesehen hatte. Unterdessen versuchen Morgana und ihre feuerspeiende Reiterschwadron, Zwietracht unter die jungen Ritter der Tafelrunde zu streuen.

Mit knapp über zwei Stunden ist der Film leider eindeutig zu lang geraten, selbst wenn die Spannung tatsächlich bis zum Schluss trägt und der Film nach einem vermeintlichen ersten Happy End noch einmal richtig in Fahrt kommt. Mit seiner ausgeklügelten Trick- und Pyrotechnik steht der Film bekannten Fantasyfilmen wie etwa „Harry Potter“ in nichts nach, wobei die Kampf- und Verfolgungsszenen so lebensnah inszeniert wurden, dass sie ganz junge Zuschauer*innen noch überfordern könnten. Andererseits unterhält der Film mit zahlreichen humorvollen Anspielungen, etwa wenn Merlin seine magischen Zutaten Käferblut, gemahlene Tierknochen und Biberurin ausgerechnet in einem Fastfoodrestaurant entdeckt. Und auch wenn die Mission der vier Kinder mit ihren in Cornwall erworbenen Ritterrüstungen immer wieder mit augenzwinkerndem Humor durchsetzt ist, werden die moralisch-ethischen Fragestellungen, Solidarität und Vertrauen, aber auch die Suche nach dem verschollenen Vater mit gebührendem Ernst verhandelt. Wie gut diese Mischung bei der jungen Generation ankommt, zeigt das Votum der FBW Jugendfilmjury, die diesen Film mit 4,5 von 5 möglichen Sternen auszeichnete, weil er – mit der Anspielung auf Fridays for Future – zeige, „wozu Kinder heutzutage in der Lage sind, wenn es um schulfrei oder unsere Zukunft geht.“

Holger Twele

© Fox
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Spielfilm

The Kid Who Would Be King - Großbritannien 2019, Regie: Joe Cornish, Kinostart: 18.04.2019, FSK: ab , Laufzeit: Min., Buch: , Kamera: , Schnitt: , MusikLaufzeit: 120 Min. Buch: Joe Cornish. Kamera: Bill Pope. Musik: Electric Wave Bureau. Schnitt: Jonathan Amos, Paul Machliss. Produktion: Nira Park, Tim Bevan, Eric Fellner. Verleih: Fox. Darsteller*innen: Louis Ashbourne Serkis (Alex), Dean Chaumoo (Bedders), Tom Taylor (Lance), Rhianna Dorris (Kaye), Angus Imrie (Merlin als Jugendlicher), Rebecca Ferguson (Morgana), Patrick Stewart (Merlin als Erwachsener) u. a. : , Produktion: , Verleih: , Besetzung:

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