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Der König der Löwen

(Fast) alles gleich, und doch alles anders: Die Neuauflage des Zeichentrickklassikers beeindruckt vor allem in technischer Hinsicht.

Der gleichnamige Zeichentrick-Filmklassiker aus dem Jahr 1994 gilt als Meisterwerk, Filmsongs wie „Can You Feel the Love Tonight“ oder „Hakuna Matata“ traten danach ihren Siegeszug auf der ganzen Welt an. Ein Vierteljahrhundert später wagte man sich im Hause Disney dennoch an eine Neuverfilmung der Geschichte, wohl getreu der dort vermittelten Botschaft: „Es ist nie zu spät, etwas zu ändern“.

Die Geschichte um den kleinen Löwenjungen Simba, der später als König der Löwen in die Fußstapfen seines Vaters Mufasa treten soll, durch die üblen Machenschaften seines machtgierigen Onkels Skar aber seinen Vater verliert und aus Schuldgefühlen für Jahre ins Exil geht, wurde unverändert beibehalten. Lediglich die Hyänen, die Skar zu seinen Handlangern macht, um selbst den Thron besteigen zu können, sind in der Neuauflage deutlich raffgieriger, gefährlicher und insgesamt abstoßender geworden. Was die neue Bearbeitung des Stoffes auszeichnet und insofern sehenswert macht, ist die komplett neue Technik der Animation.

Die nach realen Vorbildern entstandene afrikanische Landschaft und die auch in ihren Bewegungen vollkommen lebensecht wirkenden Tiere sind so fotorealistisch gestaltet, dass man gar nicht glauben mag, dass alles ausnahmslos mit digitaler Tricktechnik animiert wurde, es sich aber auch nicht um einen herkömmlichen CGI-Animationsfilm handelt. Während dort die Kamera im Computer selbst virtuell nachgeahmt wird, begab sich das Filmteam bei diesem Film in den erst grob skizzierten Virtual-Reality-Bereich und drehte darin mit echten Kameras und eigens verlegten Kameraschienen das ganze Geschehen, bevor diese Aufnahmen in der weiteren Produktionsphase mit lebensecht wirkenden Tieren ausgestaltet wurden. Auf diese Weise verschwinden die Grenzen zwischen den einzelnen Gattungen Spiel-, Animations- und Dokumentarfilm komplett.

Die eingängige und universell verständliche Umsetzung der Story kann mit der überragende Technik allerdings nicht ganz mithalten. Da irritiert es schon gewaltig, wenn die in freier Wildbahn lebenden fotorealistischen Tiere allzu sehr vermenschlicht und dazu noch in ein simples Gut-Böse-Schema gepresst werden. Oder wenn Simba im Exil zwar keine Säugetiere mehr jagt, Schnecken und Insekten aber weiterhin mit Genuss verspeist. Da wird die gleiche Hierarchie bemüht, in der sich der Mensch als „höchstentwickeltes“ Lebewesen das Recht nimmt, alle anderen Tiere nach Belieben zu töten und zu verspeisen. So schön der Wiedererkennungswert der alten Blockbuster-Songs zusammen mit einigen neu komponierten auch sein mag: Wenn die „echt wirkenden“ Tiere dann nicht nur menschlich sprechen, sondern auch noch zu singen anfangen, wirkt das im Unterschied zu einem Zeichentrickfilm doch eher befremdlich und stark gewöhnungsbedürftig.

Holger Twele

© Walt Disney
8+
Animation

The Lion King - USA 2019, Regie: Jon Favreau, Kinostart: 18.07.2019, FSK: ab 6, Empfehlung: ab 8 Jahren, Laufzeit: 118 Min. Buch: Jeff Nathanson, auf Basis des Drehbuchs von Irene Mecchi, Jonathan Roberts und Linda Woolverton aus dem Jahr 1994. Kamera: Caleb Deschanel. Musik: Hans Zimmer. Schnitt: Mark Livolski, Adam Gerstel. Produktion: Julie Taymor, Tom Peitzman, Thomas Schumacher, John Bartnicki. Verleih: Walt Disney.

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