Light Light Light
Im Salzgeber Club: Mariia und Mimi verlieben sich und alles ist voller Licht – wären da nicht Tschernobyl, die Eltern und die Dunkelheit im Leben.
Am Anfang ist alles ganz einfach: Mariia verliebt sich in Mimi, die Neue in der Klasse. Und Mimi erwidert die Gefühle. Sommer in Finnland, nur wenige Monate nach dem folgenschweren Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl in der Sowjetunion. Das Jahr 1986 gibt auch den Soundtrack zu dieser bittersüßen Liebesgeschichte der beiden 15-jährigen Mädchen. Sie tauschen Küsse, treffen sich am See, ignorieren Verbote, einmal hauen sie auch ab, aus der langweiligen Kleinstadt irgendwo im Nirgendwo, wo es nur Wald und sonst nichts gibt.
Der Coming-of-Age Film basiert auf dem finnischen Bestseller von Vilja-Tuulia Huotarinen. In Zeitsprüngen erinnert sich die erwachsene Mariia an diese wichtige Zeit in ihrem Leben. Als alles scheinbar einfach war, die Gefühle explodieren konnten und dann doch plötzlich viele Hindernisse auftauchten. Die wildere Mimi kommt aus einer anderen Schicht. Zuhause kümmert sich niemand um sie und sie trägt ein schweres Paket aus der Vergangenheit. Mutterlos, die Oma ist zwar lieb und ihr einziger Halt, aber auch sehr alt, ihre Onkel sehen nur fern. Der Vater lebt woanders, er will sie nicht bei sich haben. Die zurückhaltende Mariia wird umsorgt, aber ihre Mutter hat Krebs und will den Kontakt zur undurchsichtigen Mimi verbieten, mit dem Bruder gibt es immer nur Zoff. In ihrem Zimmer zeichnet Mariia ihre eigene Radioshow auf, nur hier kann sie über ihre Gefühle reden, macht sich Gedanken über das Leben, die atomare Verseuchung, und alles, was sie bewegt. Der dunkle finnische Wald ist ein wiederkehrendes Bild, das Leben ist ganz und gar nicht einfach.
In den Momenten, in denen die beiden Mädchen zu zweit sind, ist alles leicht und voller Licht. Dafür findet Filmemacherin Inari Niemi traumverlorene Bilder. Immer sind die beiden draußen, da sind sie frei und unbeschwert. Blicke, Gesten, Berührungen, alles das wirkt wahrhaftig und schwerelos. Wäre da nicht die Realität. Und vielleicht ja auch die radioaktive Strahlung. Wie überlebt man einen Unglücksfall? Und: Kann man jemanden retten, der nicht gerettet werden will? Woher kommt der Lebenswille, schwierige Zeiten zu überstehen? Das Dunkle ist nicht fassbar, das macht es umso schwieriger.
Der warmherzige und berührende Film über eine erste große Liebe ist voller 80er-Jahre-Feeling. Im Soundtrack singen vor allem weibliche Popstars, bestimmt kein Zufall. Männer, Jungs spielen in Mariias und Mimis Kosmos keine Rolle, sie glänzen wie Mimis Vater durch Abwesenheit, Ignoranz oder gar Ablehnung. Nur Boy Georges Queer-Hymne „Run Away“ begleitet Szenen der größten Nähe, offenbart gleichzeitig die Zerrissenheit, die durch das Außen in das Innenleben der beiden Heldinnen eindringt. Wegrennen, das wäre schön. Denn Träume gibt es viele, von einem anderen Leben in einer leuchtenden Zukunft.
Christiane Radeke
Valoa valoa valoa - Finnland 2023, Regie: Inari Niemi, Homevideostart: 07.11.2024, FSK: ab 12, Empfehlung: ab 13 Jahren, Laufzeit: 91 Min., Buch: Juuli Niemi, nach dem Roman von Vilja-Tuulia Huotarinen, Kamera: Sari Aaltonen, Musik: Joel Melasniemi, Ton: Mikko Mäkelä, Schnitt: Hanna Kuirinlahti, Produktion: Oskari Huttu, Lucy Loves Drama, Verleih: Salzgeber, Besetzung: Rebekka Bear (Mariia), Anni Iikkanen (Mimi), Laura Birn (Mariia erwachsen), Pirjo Lonka (Äiti) Anna-Leena Sipilä (Tante)




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