I Like Movies
Im Kino: Ganz schön eigen! In Chandler Levacks Debüt treffen wir auf einen 17-Jährigen, der Filme liebt und Leute vor den Kopf stößt.
Lawrence möchte unbedingt Filmemacher werden. Etwas anderes kommt für ihn gar nicht erst in Frage. Sein größter Traum: an der berühmten New York University studieren, an der auch seine meistgeliebten Regisseure ausgebildet wurden. Der 17-Jährige glaubt fest an sein Talent und daran, dass nur die NYU ihm die Möglichkeiten bietet, die er braucht, um sich zu einem herausragenden Filmemacher zu entwickeln. Um das teure Studium zu finanzieren, beginnt er, neben der Schule in der örtlichen Videothek zu arbeiten. Dort beginnt er eine zaghafte Freundschaft mit der Filialleiterin und früheren Schauspielerin Alana. Diese hat er auch bitter nötig, denn seinen eigentlichen besten Freund Matt stößt er vor den Kopf. Eigentlich sollten die beiden zusammen den Abschlussfilm für die High School drehen, doch Matt möchte Mitschülerin Lauren involvieren, in die er heimlich verliebt ist. Lawrence hält nichts von Lauren, und so kommt es zum Streit zwischen den beiden, der damit endet, dass Lawrence sich aus dem Projekt zurückzieht.
Lawrence ist weder der aufmerksamste Freund noch Mitarbeiter. Zu Beginn des Films hält er sich für der Weisheit letzter Schluss und ist so besessen von seinen Träumen, dass er kaum merkt, wie er andere mit seinem Verhalten verletzt.
Der Film besticht besonders durch seinen Mut, sowohl Lawrences Verhalten als auch die Tristesse seiner Heimatstadt ungeschönt zu inszenieren. Als Zuschauende schwanken wir ständig zwischen Verärgerung, Mitleid und Verständnis für den Teenager mit den viele Quirks und den großen Träumen. Mit steigendem Vergnügen beobachten wir, wie Lawrence im Verlauf der Handlung wächst und seinen Horizont zaghaft erweitern lässt. Dabei werden auch schwere Themen wie Depressionen und Gewalt angesprochen, die unser Bild von Lawrence ebenfalls Schritt für Schritt erweitern und aktualisieren.
Das Herz der Geschichte bildet die aufblühende Freundschaft mit der Filialleiterin Alana, die durch Lawrence erkennt, dass sie, trotz des Altersunterschieds, in einer ähnlichen Phase des Umbruchs steckt. Auch in Alanas Leben gibt es nämlich ein paar Entscheidungen, die es zu überdenken lohnt. Denn obwohl wir Lawrence wirklich einiges vorwerfen können: Mangelnder Mut gehört nicht dazu. Dies inspiriert Alana dazu, sich zu fragen, inwiefern sie sich von Angst leiten lässt und ob es an der Zeit ist, wieder mehr Mut zu wagen, um ihre lang gehegten Träume vielleicht doch noch zu erfüllen.
Kein einfacher, aber dennoch vergnüglicher Film mit eigenem Humor und viel Mut zur Hässlichkeit auf mehr als einer Ebene.
Len Klapdor
Kanada 2022, Regie: Chandler Levack, Kinostart: 27.03.2025, FSK: ab 12, Empfehlung: ab 14 Jahren, Laufzeit: 99 Min., Buch: Chandler Levack, Kamera: Rico Moran, Musik: Murray Lightburn, Schnitt: Simone Schmitt, Produktion: VHS Forever, Verleih: Camino Filmverleih, Besetzung: Isaiah Lehtinen (Lawrence), Romina D’Ugo (Alana), Percy Hynes White (Matt), Eden Cupid (Lauren), Krista Bridges (Lawrences Mutter Terri)



