Heartless
Auf Sooner: Tamara erlebt einen Teenager-Sommer im brasilianischen Fischerdorf mit ihrer Clique – und verliebt sich in Außenseiterin Heartless.
In „Heartless“ geht es um den klassischen letzten Jugendsommer in vertrauter Umgebung und mit der eigenen Clique. Hier ist es die privilegierte Tamara, die bald studieren soll und die letzten Tage mit ihren bunt zusammengewürfelten Freund*innen an der brasilianischen Küste genießt. Dabei verliebt sie sich in die geheimnisvolle Außenseiterin mit Spitznamen Heartless und muss feststellen, dass die Dorfgemeinschaft sehr erdrückend ist, sobald man aus der Reihe tanzt.
Was „Heartless“ ins Zentrum seiner Erzählweise rückt, ist die Leidenschaft in all ihren Formen – der Film seziert die vielfältigen Gefühle der verschiedenen Jugendlichen und schwankt zwischen homosexueller Anziehung und bedingungsloser Freundschaft bis hin zu Gewalt und Kriminalität als ganz normalem Teil des Dorfalltags. Denn so eng die Clique auch zusammenhält, wenn einer von ihnen angegriffen wird, so deutlich wird auch der soziale Unterschied: Während Tamara und ihr Bruder eher wohlhabend und behütet aufwachsen, stammen die arme Fischerstochter Heartless und die anderen Freund*innen aus ärmlicheren Verhältnissen und saßen zum Teil schon im Gefängnis.
Leider lässt sich nicht nachvollziehen, was diese Clique genau zusammenhält, da die Background-Story völlig fehlt und der Film stattdessen übermütige Aktionen wie das Einbrechen und verwaiste Ferienvillen zeigt, die eigentlich gar nicht zu der in anderen Szenen wieder vorsichtigen Tamara passen. Generell erzählt der Film sehr langsam und viele Szenen scheinen willkürlich, so dass man bis zum Ende nicht genau weiß, worum es eigentlich geht. Positiv formuliert funktioniert der Film wie eine Art Büffet, das einem umfassende Einblicke in zwei Mädchenrealitäten Brasiliens gewährt, negativ formuliert wird die Dramaturgie dadurch teilweise wirklich zäh. Das Mitreißende fehlt streckenweise.
Heartless fällt als Figur in jedem Falle aus der Reihe. Mit am meisten erfahren wir über sie, wenn sie ihrem Vater hilft, dessen Fischfang auszuliefern und ihn bei dieser harten Arbeit begleiten möchte. Der eigentliche Star des Films ist aber die Kulisse des Dorfes – mit Traumstränden und Lost Place Charme, peppig- bunt und trostlos-gewittrig zugleich. So überzeugen vor allem die visuellen Bilder, die zum Teil auch wirklich ungewöhnlich komponierte Traumsequenzen aufweisen. Der Film mäandert aber von der Handlung her gefühlt ziellos vor sich hin: Er hat krasse Szenen, die aber folgenlos bleiben. Er macht viele Themen auf und verfolgt keins so richtig, er verliert sich in Stimmungsbildern und Atmosphäre, während die meisten Figuren außer der titelgebenden Heartless blass bleiben. So bleibt man mit einem zwiespältigen Gefühl zurück – man ist durchaus intensiv in die Welt eingetaucht, aber ohne wirklich zu wissen, was man dort eigentlich erleben sollte.
Esther Kaufmann
Sem Coração - Brasilien, Frankreich, Italien 2023, Regie: Nara Normande, Tião, Homevideostart: 01.03.2025, FSK: keine FSK-Prüfung, Empfehlung: ab 16 Jahren, Laufzeit: 95 Min., Buch: Nara Normande, Tião, Kamera: Evgenia Alexandrova, Musik: Tratenwald, Besetzung: Maya de Vicq (Tamara), Eduarda Samara (Sem Coração), Erom Cordeiro (Edu), Ian Boechat (Vitinho), Kaique Brito (Binho) u. a.




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