Lenas Hof
Auf ZDFtivi und im KiKA: Auf Lenas Hof leben Haus- und Stalltiere trotz aller Eigenarten friedvoll miteinander und verstehen sich ganz ohne Worte.
Statt Worten Filmbilder sprechen lassen, dieser Herausforderung haben sich schon verschiedenste TV-Serien für Kinder mit Erfolg gestellt. Etwa die Knetanimationsserie „Pingu“ des schweizerischen Regisseurs Otmar Gutmann oder auch „Shaun das Schaf“ aus dem Hause Aardman. War schon in „Wallace und Gromit“ das Sprechen nur dem menschlichen Part vorbehalten, so verständigen sich die Schafe im kultigen Spin-Off einzig mit „Mähs“.
Und so ist es auch in „Lenas Hof“, der Serie, die einen Bauernhof mitten im Wald zum Schauplatz hat. Hier leben Hund, Katze und Mäuse, eine Kuh, ein Schwein, die Hühner mit Hahn und Küken, aber auch ein Fuchs, ein Eichhörnchen, Insekten, Schnecken und andere Tiere kommen zu Besuch und bestreiten ihren Part in den knapp 5-minütigen Geschichten. Jede Episode hat andere Charaktere zur Hauptfigur. Die Bäuerin Lena ist eine große stattliche Frau, sehr gutmütig und allen Lebewesen freundlich zugewandt. Die gefühlvolle und optimistische Hofbesitzerin wirkt auf den ersten Blick ungelenk, wenn sie mit ihrer kleinen Ukulele die „Ode an die Freude“ erklingen lässt. Doch damit spielt sie sich gleich in die Herzen der Hofbewohner und Zuschauenden. Die gefühlsbetonte, einfühlsame Frau hat das Herz am rechten Fleck und ist absolut nicht auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Visualisiert werden die Episoden mit einem pointierten Zeichenstil: Mit klaren Linien, zarten Pastelltönen und fantasievoll ausgearbeiteten, feinarrangierten Details fordet dieser zum Entdecken, Hinsehen und Verstehen auf. Die Handlung wird von klassischer Musik untermalt. So verleihen Werke großer Meister wie Beethoven, Tschaikowski, Rachmaninow sowie Chopin den Figuren ein charakteristisches Leitmotiv. Gelassene, freudige oder spannende Stimmungen entstehen durch Einspielungen der Werke von Rimski-Korsakow, Brahms, Händel, Ravel und vielen anderen.
Die Unterschiede der Hofbewohner sind groß, jedes Tier hat seine eigene Lebensweise, bringt Interessen, Stärken, Schwächen und Vorlieben mit. Die Regisseurin und Drehbuchautorin Elena Walf zeigt in den unaufgeregten und herzerwärmenden Geschichten, wie einfach es ist, alle so anzunehmen, wie sie sind. Es gelingt der Protagonistin Lena auf ganz selbstverständliche Weise, so dass sie mit ihrer Art Vorbild für andere ist. Als Hofbesitzerin weiß sie: Es müssen nicht immer die großen Taten sein, die zählen. Doch manchmal möchte man sie schützen vor ihrem eigenen Idyll. Denn geht es um den Verkauf ihrer Ernte, wird sie regelmäßig vom schlitzohrigen Großhändler übers Ohr gehauen. Für junge Kinder ist leicht erkennbar, dass hier jemand unehrliche Geschäfte macht.
Das Zusammenleben der Hofgemeinschaft zeigt zwischenmenschliche Probleme, die durch einen Transfer in die Tierwelt auch für Kinder leicht verständlich sind. Durchaus möglich, dass die Serie für das eine oder andere Kind auch Elemente des Modelllernens anbietet. Sich durch neue Umgebungen herausgefordert zu fühlen, Situationen als leicht fremd zu erleben, sich aber auch durch positive Erfahrung damit arrangieren zu können –so könnten Kinder beispielsweise den Einstieg in die Kindertagesstätte erleben. Eine neue Erfahrung, die leichter zu bewältigen ist, wenn der Blick auf andere unvoreingenommen ist und wenn es eine liebevolle Person gibt, die einen stärkt. Wieder einmal zeigt sich, dass Film nicht unbedingt Dialoge braucht. Gesten und Handlungen sprechen für sich. Der Verzicht auf Sprache lädt dazu ein, sich intensiv beobachtend von der Bildsprache leiten zu lassen. Immer wieder unterstützt der Film die Jüngsten mit Bildeinblendungen, ähnlich einer Sprechblase, um Gedanken sichtbar und nachvollziehbar zu machen.
„Lenas Hof“ ist eine rundum wohltuende und altersgerechte, visuelle wie akustische Herausforderung für Kinder, bildhaftes und musikalisches Erzählen zu entdecken.
Kristin Langer
Lenas Hof - Deutschland 2024-2025, Regie: Elena Walf, Homevideostart: 26.03.2025, FSK: keine FSK-Prüfung, Empfehlung: ab 4 Jahren, Laufzeit: 5 Min./Episode, Buch: Varvara Kuznetsova, Simon Thummert, Elena Walf, Animatic und Design: Elena Walf, Musik: Nicolai Krepart, Produktion: Studio Film Bilder/ Minya Film & Animation Stimmen: Nathalie Imboden, Yuri Tsvetaev, Elena Walf, Luis Schöffend u.a.

