Kritiken > Filmkritik
Kritiken > Altersempfehlung 14-18 Jahre > September & July

September & July

Im Kino: Zwei Schwestern – unzertrennlich und gefangen in ihrer eigenen Welt, in der Liebe sich zunehmend in Grausamkeit verwandelt.

Seit September und July denken können, sind sie unzertrennlich. Auch für Mutter Sheela, die die beiden gern als Zwillingspaar in hübschen oder wilden Kleidern für ihre Ausstellungen fotografiert. Dabei sind die Schwestern grundverschieden. Die gerade mal 10 Monate ältere, selbstbewusste September scheint vor nichts Angst zu haben, wird schnell wütend und braust auf, kümmert sich aber liebevoll um die etwas verträumte und schüchterne July. Die beiden leben in einer Fantasiewelt, zu der weder die Mutter, noch Gleichaltrige Zugang haben. So kommunizieren sie mit Tierlauten und Pfeiftönen oder ziehen Fratzen, was ihre Umgebung nicht versteht. Und sie spielen das Spiel „September sagt“. Dabei denkt sich September schwierige, aber auch erniedrigende Mutproben aus, die July bestehen muss. Tatsächlich strengt sich July an, um alles zu erfüllen: Zuerst isst sie nichts mehr, was rot ist, bis sie sich schließlich sogar mit dem Messer in den Hals ritzt. Immer übergriffiger und gefährlicher werden die Aufgaben der älteren Schwester. Eines Tages nimmt September ihr sogar das Versprechen ab, dass July auch sterbe, wenn sie mal stirbt.

In der Schule treten sie genauso als unzertrennliches, merkwürdiges Paar auf und werden gemobbt. Doch während September darauf mit unberechenbarer Gewalt reagiert und so den anderen Angst einjagt, weiß July sich nicht, zu wehren, und ist auf die Hilfe ihrer Schwester angewiesen. Als July durch ein gemeines Video im Netz bloßgestellt wird, rastet September aus und muss die Schule verlassen. Sheela zieht mit ihren Töchtern in ein einsames Haus an die irische Küste. Dort hat sie mit schweren Depressionen zu tun, so dass die Mädchen auf sich allein gestellt sind. Die Tage verbringen sie mit ihren Spielen, in die Schule gehen sie nicht. Allmählich spitzt sich die Situation zu, denn immer mehr fühlt sich July unter Druck gesetzt. Vor allem, als sie am Strand dem gleichaltrigen John näherkommt.

Schon die Romanvorlage „Sisters“ der britischen Autorin Daisy Johnson wurde mehrfach ausgezeichnet und stieß auf großes Interesse. So auch in Deutschland, wo das Buch unter dem Titel „Die Schwestern“ erschien. Nun hat die französische Schauspielerin und Regisseurin Ariane Labed den Stoff verfilmt und wurde mit ihrem Kinodebüt gleich zu den Filmfestspielen nach Cannes eingeladen und anschließend zu zahlreichen anderen internationalen Festivals.

Ihr Film ist ein ganz besonderes Porträt einer komplizierten, im Prinzip toxischen Schwesternbeziehung. Besonders deshalb, weil die Geschichte nicht eindeutig und direkt erzählt wird, sondern mit vielen Andeutungen und Dunkelstellen. Relativ schnell beschleicht uns das Gefühl, dass in dieser auf den ersten Blick so liebevollen Familie etwas nicht stimmt, wir bekommen so eine Ahnung, dass Verletzungen aus der Vergangenheit nicht verwunden sind und dass die enge Beziehung der Schwestern inzwischen bedrohliche Züge angenommen hat. Bis zum Schluss lässt der Film offen, was damals in der Schule passiert ist, bevor Sheela mit ihren Töchtern plötzlich von Oxford an die irische Küste gezogen ist. Als es dann in einer Rückblende ganz kurz gezeigt, eigentlich nur angedeutet wird, kehrt sich die Geschichte noch einmal auf eine verblüffende Weise um, aber auch wieder ohne eine eindeutige Erklärung zu geben. Spannung bleibt also bis zuletzt, wofür auch der atmosphärisch dichte Sound von Johnnie Burn, ausgezeichnet mit dem Oscar für seine Arbeit an „The Zone of Interest“ (Jonathan Glazer, 2023), beiträgt.

Barbara Felsmann

© MUBI
16+
Spielfilm

September Says - Frankreich, Irland, Deutschland, Großbritannien, Griechenland 2024, Regie: Ariane Labed, Kinostart: 06.03.2025, FSK: ab 16, Empfehlung: ab 16 Jahren, Laufzeit: 100 Min., Buch: Ariane Labed nach dem Roman „Die Schwestern“ von Daisy Johnson, Kamera: Balthazar Lab, Musik: Johnnie Burn, Schnitt: Bettina Böhler, Produktion: BBC Film, Cry Baby, Verleih: MUBI, Mit: Pascale Kann (September), Mia Tharia (July), Rakee Thakrar (Sheela), Cal O’Driscoll (John), Niamh Moriarty (Jennifer) u. a.

September & July - September & July - September & July -

Altersempfehlung 14-18 Jahre

» Wenn das Licht zerbricht

» Toxic

» Julie bleibt still

» Mit der Faust in die Welt schlagen

» Simon of the Mountain

» Baby

» I Like Movies

» September & July

» Heartless

» Veras Verlangen

» Bird

» Christy

» Könige des Sommers

» Gotteskinder

» In my skin (Staffel 1)

» Eine Erklärung für Alles

» Unsichtbar

» Wilder Diamant

» Über uns von uns

» Hungry

» Spirit in the Blood

» Blitz

» Mein ewiger Sommer

» Tandem – In welcher Sprache träumst du?

» Made in Germany

» Der schöne Sommer

» Samia

» A Good Girl's Guide To Murder

» Ein neues Leben

» Tiger

» Nicht eine mehr

» Gasoline Rainbow

» Dead Boy Detectives

» Boy

» Our Eternal Summer

» Berlin Bytch Love

» Mein Sommer mit Irène

» Ellbogen

» Norwegian Dream

» Maboroshi

» Animalia

» How To Have Sex

» Die Sirene

» Reservation Dogs – Season 3

» Dead Girls Dancing

» Elaha

» Bottoms

» Forever

» Tori & Lokita

» Sorcery

» Nackt über Berlin

» Sex Education – Staffel 4

» L‘amour du monde – Sehnsucht nach der Welt

» Water Lilies

» Boyz

» Fanfic

» Suzume

» The Ordinaries

» Sara Mardini – Gegen den Strom

» Sonne und Beton

» We Will Not Fade Away

» Girls Girls Girls

» Wann wird es endlich wieder so wie es nie war

» Die Fabelmans

» Reservation Dogs – Season 2

» Kalle Kosmonaut

» Goodbye, Don Glees!

» Sonne

» Wednesday

» Die Schwimmerinnen

» Beautiful Beings

» High School

» The Sleeping Beast

» Märzengrund

» Sing a Bit of Harmony

» Stranger Things 4

» North Hollywood

» Belle

» Nico

» 1 Meter 20

» Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann

» Kind Hearts

» Soul of a Beast

» Platzspitzbaby – Meine Mutter, ihre Drogen und ich

» Lingui – Heilige Bande

» Reservation Dogs

» Dear Future Children

» Happiness

» Everbody’s Talking About Jamie

» Sex Education – Staffel 3

» Je suis Karl

» Ein nasser Hund

» Räuberhände

» CODA

» Freda

» Lola und das Meer

» Sommer 85

» Frühling in Paris

» Sweet Tooth

» Shadow Game

» Things We Dare Not Do

» Invincible

» Fighter

» Ninjababy

» Une colonie

» We are who we are

» Moxie. Zeit, zurückzuschlagen

» Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (2021)

» Jugend

» Port Authority

» Stichtag

» Sechzehn Stunden Ewigkeit

» Eighth Grade

» Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht

» Wildherz – Auf der Reise zu mir selbst

» Und morgen die ganze Welt

» Lovecut

» Grand Army

» Zombi Child

» Mein etwas anderer Florida Sommer

» Milla Meets Moses

» Niemals Selten Manchmal Immer

» Futur Drei

» Nackte Tiere

» Mulan (2020)

» Yalda

» Normal People

» Gretel & Hänsel

» All die verdammt perfekten Tage

» Sunburned

» Weathering With You – Das Mädchen, das die Sonne berührte

» I’m no longer here

» Home Before Dark

» Monos – Zwischen Himmel und Hölle

» Away – Vom Finden des Glücks

» Sommerkrieg

» Acasă, My Home

» Scheme Birds

» All Day and a Night

» Children Of The Sea

» Giant Little Ones

» I Am Not Okay With This

» Sweet Thing

» Jumbo

» Notre-Dame du Nil

» Little Women

» Crescendo

» Auerhaus

» Ich habe meinen Körper verloren

» Liz und der blaue Vogel

» Nevrland

» Zwischen uns die Mauer

» Harajuku

» Systemsprenger

» Ein leichtes Mädchen

» Paranza: Der Clan der Kinder

» Don’t Give a Fox

» Stranger Things 3

» Drei Schritte zu dir

» Orangentage

» Roads

» The Sun is also a Star

» mid90s

» The Hate U Give

» Stupid Young Heart

» Der verlorene Sohn

» Rekonstruktion Utøya

» Club der roten Bänder – Wie alles begann

» Raus

» Verlorene

» Yuli

» Mary Shelley

» Mellow Mud

» Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot

» Fünf Dinge, die ich nicht verstehe

» Schwimmen

» Blue My Mind

» Girl

» Schmeißt die Schlampe in den Fluss

» Winterfliegen

» Ava

» Der wilde Planet

» I Kill Giants

» Genesis

» Letztendlich sind wir dem Universum egal

» 303

» Love, Simon

» Your Name

» Mustang

» Bande de Filles

» Persepolis

» Fucking Åmål