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Der freundliche Spider-Man aus der Nachbarschaft

Auf Disney+: Wenn Spider-Man mal wieder durch die Hochhausschluchten saust! Die neue Animationsserie von Marvel überrascht.

An Geschichten über den ikonischen Superhelden Spider-Man mangelt es keineswegs. Braucht es da wirklich noch eine weitere Variante? Eigentlich nicht! Und doch macht Jeff Trammells „Der freundliche Spider-Man aus der Nachbarschaft“ ordentlich Laune. Das zumindest lässt sich nach Sichtung der ersten 5 von insgesamt 10 Folgen sagen, die Disney häppchenweise an den Start bringen wird.

Ursprüngliche Pläne, die neue Serie eng an die Hauptzeitlinie der Marvel-Reihe zu binden, verwarfen Schöpfer Trammell und sein Team recht schnell, um sich nicht unnötig einzuschränken. „Der freundliche Spider-Man aus der Nachbarschaft“ spielt auf einer alternativen Zeitachse vor und während der Ereignisse aus dem Blockbuster „The First Avenger: Civil War“ (Anthony Russo & Joe Russo, 2016) und nutzt das im Marvel-Kosmos inzwischen etablierte Konzept des Multiversums.

Während der Wissenschaftscrack Peter Parker etwas nervös seinem ersten Tag an der Midtown High School entgegenblickt, taucht aus einer anderen Dimension plötzlich der mit einem Monster ringende Superheld Dr. Strange auf. Die wilde Kreatur richtet Chaos und Verwüstung an. Als Peters neue Mitschülerin Nico Minoru in Gefahr gerät, wirft sich der Teenager dazwischen und sorgt für die nötige Ablenkung. Strange kann das Geschöpf bändigen und wieder in sein eigenes Universum mitnehmen. Vor dem Schließen des Portals seilt sich allerdings eine kleine Spinne in Peters Welt ab. Was kommt, ist unschwer zu erraten: Er wird von ihr gebissen, besitzt auf einmal Superkräfte und nimmt es fortan mit New Yorks Kriminellen auf. Seine Identität als Helfer in der Not kann er zunächst erfolgreich verbergen. Doch dann kommt der milliardenschwere Firmeninhaber Norman Osborn hinter sein Geheimnis und bietet sich als Mentor an.

Soll er sich mit dem Tech-Guru zusammentun? Oder besser keine Verpflichtungen eingehen? Weiterhin den selbstgemachten, nicht perfekten, aber trotzdem zweckdienlichen Anzug tragen? Peter steht vor einer schweren Entscheidung, die mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen in den USA eine brisante Note bekommt: Ist der wohlwollend auftretende Osborn vielleicht eine Art Elon Musk? Will er wirklich nur der Menschheit beziehungsweise seine Heimatstadt New York dienen? Die Rolle der Mahnerin hat in der Serie Peters Freundin Nico inne. Womöglich berechtigterweise, denn irgendwie bleibt dieser Norman Osborn schwer zu fassen. Dass er im Hintergrund eigene Pläne verfolgt, ist durchaus denkbar.

Abseits dieser interessanten Frage streift „Der freundliche Spider-Man aus der Nachbarschaft“ auch andere Themen mit starkem Realitätsbezug. So gibt es beispielsweise immer wieder Szenen, in denen das diverse Figurenensemble Rassismus ausgesetzt ist. 

Im Zentrum der Serie stehen aber natürlich Peters Weg zum Superhelden und der Spagat, den er zwischen „normalem“ Teenie-Schulalltag und seiner geheimen Existenz als Retter hinbekommen muss. Letzteres spielte bereits in den Tom-Holland-Filmen und den beiden Animationsarbeiten um Miles Morales eine große Rolle. Ermüdend ist Trammells Auffrischung jedoch schon deshalb nicht, weil die wichtigsten Charaktere vernünftig ausgearbeitet sind und typische Highschool-Klischees aufgebrochen werden. So ist Peter beispielsweise in die etwas ältere Pearl, seine frühere Babysitterin, verschossen. Die allerdings bandelt mit Lonnie, dem Quarterback der Football-Mannschaft, an. So weit, so stereotyp. Große emotionale Dramen bleiben trotzdem aus. Denn schnell stellt Peter fest, dass sein „Widersacher“ ein total netter Kerl ist, der ähnlich selbstlos denkt und handelt wie er selbst. Gleichwohl: Lonnies Hilfsbereitschaft, so viel sei verraten, bringt ihn in eine Lage, die ihn irgendwann doch noch zu einem echten Kontrahenten von Spider-Man machen könnte.

Was nach den ersten 5 Episoden auffällt: Ein paar Nebencharaktere geraten zwischendurch aus dem Blick. Das gilt etwa für Peters kürzlich verwitwete Tante May, mit der er zusammenwohnt. Ein bisschen mehr Raum hätte auch die coole Nico bekommen dürfen. Als loyale, zugewandte, ehrliche und erfrischend schlagfertige Freundin bleibt sie dennoch im Gedächtnis.

Actiontechnisch hat „Der freundliche Spider-Man aus der Nachbarschaft“ einiges zu bieten. In jeder Folge trifft der Titelheld auf Gegenspieler*innen und liefert sich mit ihnen wilde Verfolgungsjagden und Kämpfe in den Straßenschluchten des Big Apples – ungewöhnliche Perspektiven inbegriffen. Besonders schön ist die Optik der Serie, die sich an den alten Spider-Man-Vorlagen orientiert und mithilfe der sogenannten Cel-Shading-Technik entstand. Bei diesem Verfahren erhalten Animationen, die auf einem digitalen 3D-Modell basieren, einen Look, als wären sie von Hand gezeichnet. Im Ergebnis wirkt es so, als würden wir mit Peter durch einen zum Leben erwachten Comic spazieren. Ähnlich war es schon in den Miles-Morales-Abenteuern. Jeff Trammell und seine kreativen Mitstreiter*innen schaffen es aber, sich mit ihrem Stil von den beiden Kinowerken abzuheben.

Christopher Diekhaus

© Disney+
12+
Animation

Your Friendly Neighborhood Spider-Man - USA 2025, Serien-Idee: Mel Zwyer, Liza Singer, Stu Livingston u. a., Homevideostart: 29.01.2025, FSK: ab 6, Empfehlung: ab 12 Jahren, Laufzeit: 10 Episoden à 26-30 Min., Buch: Jeff Trammell (Schöpfer), Charlie Neuner u. a., nach den Comics von Stan Lee und Steve Ditko, Musik: Leo Birenberg, Zach Robinson, Schnitt: Alexander Wu, Hannah Long, Produktion: Kevin Feige, Brad Winderbaum, Louis D’Esposito, Dana Vasquez-Eberhardt, Jeff Trammell, Verleih: Disney+

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