Leben ist jetzt – Die Real Life Guys
Im Kino: Auf YouTube begeisterten die Mickenbecker-Zwillinge Millionen junger Leute. Nun erzählt ein Spielfilm ihre dramatische Lebensgeschichte.
Mit einem selbstgebastelten U-Boot in einen See abtauchen, mit motorisierten Bobbycars einen Feldweg hinuntersausen, in zwei Tagen eine Achterbahn errichten oder eine Badewanne zu einem Flugobjekt umbauen. Mit solchen spektakulären Aktionen und waghalsigen Stunts gewannen die hessischen Zwillingsbrüder Philipp und Johannes Mickenbecker auf ihrem YouTube-Kanal „The Real Life Guys“ schnell Aufmerksamkeit und Millionen Follower. 2016 gründeten sie den Kanal mit ihrer jüngeren Schwester Elli, nachdem die Ärzte bei Philipp Lymphdrüsenkrebs gefunden hatten. Mit dieser Diagnose wollten sich die Geschwister nicht abfinden, vielmehr beschlossen sie, das Leben im Hier und Jetzt zu feiern, solange es für Philipp noch möglich war. Zugleich wollten sie mit ihren Videos junge Leute ermutigen, sich in die freie Natur zu wagen und sich in Abenteuer zu stürzen.
Der biographische Spielfilm rückt die Beziehung der Brüder in den Mittelpunkt und erzählt weitgehend aus ihrer Perspektive. Zugleich bettet er ihr Verhältnis, das wegen der Folgen der Krankheit nicht konfliktfrei bleibt, in die familiären Bindungen und die engen Freundschaften in der Clique ein. Der Zusammenhalt der Familie sowie die Solidarität der Freund*innen geben den Geschwistern eine verlässliche emotionale Basis. „Leben ist jetzt“ startet mit den Streichen der halbwüchsigen Jungs in der Schule und endet mit einem Ausflug der Freundesclique zu einem Berg in Island, kurz bevor Philipp im Jahr 2021 mit nur 23 Jahren stirbt.
Das Coming-of-Age-Drama lässt zuweilen einfließen, dass die Geschwister aus einer Familie mit einem starken christlichen Glauben kommen. Deutlich wird auch, dass der Todkranke in der Religion Trost und Halt findet. Die Krebserkrankung ist allerdings nicht der einzige Schicksalsschlag, der die Familie Mickenbender trifft. 2018 kommt Elli, die als Off-Erzählerin in den Film einführt und bei den meisten Aktionen der Brüder dabei war, kurz vor ihrem 19. Geburtstag bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Diese tragischen Ereignisse machen den Film vor allem in der zweiten Hälfte sehr emotional, aber keineswegs rührselig.
Dabei hilft insbesondere der lakonische Umgang des Films mit den schweren Themen Sterben und Tod. Als Philipp und seine Geschwister erkennen, dass die Zeit auf der Erde für jeden Menschen endlich ist, stecken sie nicht den Kopf in den Sand und verfallen in Lethargie. Sie zeigen der Sterblichkeit vielmehr die Stirn und machen das Beste aus der Lage, indem sie sich neuen Challenges stellen.
In ästhetischer Hinsicht versucht das Regieduo erfolgreich, an die Sehgewohnheiten der jungen Generation anzuknüpfen und lehnt sich dabei an den Stil der Mickenbecker-Videos an: durch schnelle Schnitte, eine wilde Kameraführung und eine dynamische Filmmusik mit vielen Songs. Zusätzlich geben viele Ausschnitte aus den originalen Abenteuervideos des YouTube-Kanals dem Spielfilm authentisches Flair und bezeugen die Lebensfreude, Kreativität und Experimentierlust der Geschwister.
Auf der formalen Ebene zeigt der Film einige Schwächen, so wirken die jungen Hauptdarsteller*innen manchmal etwas steif, die Dialoge wollen zu viel erklären, die Partysequenzen ufern schon mal aus und die Kontrastmontagen zwischen enthusiastischen und tieftraurigen Szenen erscheinen manchmal zu plakativ. Insgesamt aber überwiegen die Stärken des Films, nicht zuletzt durch die jungen Identifikationsfiguren und die hoffnungsfrohe Botschaft, die der Filmtitel vermittelt: Das Leben findet jetzt statt, verpasse es nicht.
Reinhard Kleber
Deutschland 2025, Regie: Maria-Anna Westholzer, Stefan Westerwelle, Kinostart: 16.01.2025, FSK: ab 0, Empfehlung: ab 10 Jahren, Laufzeit: 99 Min., Buch: Toks Körner, Lynda Bartnik, Sven Fockner, Kamera: Martin Schlecht, Musik: Andrej Melita, Schnitt: Diana Motus, Produktion: Lieblingsfilm GmbH, Real Life Film, Verleih: Paramount Pictures, Besetzung: Richard Fuchs (Philipp Mickenbecker), Anton Fuchs (Johannes Mickenbecker), Kya-Celina Barucki (Elli Mickenbecker), Victoria Mayer (Renate Mickenbecker), Alexander Hörbe (Thomas Mickenbecker), u. a.





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