Weihnachten der Tiere
Im Kino: Wunderbar warme Katastrophen! 5 Kurzfilme erzählen davon, wie der Weihnachtsalltag von und mit Tieren durcheinandergewirbelt wird.
Der Klimawandel macht auch vor dem Weihnachtsmann nicht halt: Die Eisscholle, auf dem seine Hütte steht, schmilzt, bricht und versinkt schließlich im Polarmeer. Und das kurz vor Weihnachten! Der Weihnachtsmann ist außer sich: „Katastrophe!“ Gut, dass er in Storch, Fuchs und Wal treue Freunde hat, die ihm helfen wollen, Geschenke, Schlitten und, ja, Weihnachten zu retten. So aufregend die Geschichte klingt, so wunderbar freundlich erzählt sie Filmemacherin Caroline Attia Larivière im Episodenfilm „Weihnachten der Tiere“. Die Figuren erscheinen – in der flächig gefärbten Animation – als schrullig-lustige Gesellen und lächeln trotz der immer wieder beschworenen Katastrophe.
Wie der Titel vermuten lässt, berichten auch die weiteren, ebenfalls animierten Episoden vom Weihnachtsfest und stellen Tierfiguren oder Begegnungen mit Tieren in den Mittelpunkt. Und weil sie von unterschiedlichen Regisseur*innen gefertigt wurden, unterscheiden sie sich auch in ihrer Machart.
Vor mit Aquarell- und Tuschepinseln gemalten Hintergründen schildert Ceylan Beyoğlu in „Das erste Weihnachten der kleinen Civciv“, wie ein Hahn kurz vor dem Fest krank wird und ein Küken daraufhin mit allen Kräften versucht, die Tradition hochzuhalten.
„Der allerletzte Weihnachtsbaum“ von Olesya Shchukina erinnert an Scherenschnitt-Collagen und berichtet von einem Mädchen und seiner beschäftigten Mutter, die es vor lauter flackernder Bildschirme versäumt, einen Weihnachtsbaum zu besorgen. In Haruna Kishis „Der geheimnisvolle Tanuki“ treffen zwei Geschwister beim Holzsammeln auf ein mysteriöses Tier, was im Stil japanischer Zeichentrickserien umgesetzt ist. „Das große Fest der Tiere“ von Camille Alméras schließlich begleitet – in von Blautönen dominierten Ansichten – die Tiere des Waldes auf ihrer Reise zu den Polarlichtern.
Gerade die Vielfalt der Mal- und Zeichenstile zeichnet „Weihnachten der Tiere“ aus, was auch schon dem ganz jungen Publikum auffallen wird, für das der Film einen idealen Einstieg in die Welt des Kinos bietet. Die etwa 10-minütigen Trickfilme sind gerade für die kleinsten Zuschauer*innen in ihrer Länge überschaubar und die Spannungsbögen dem Alter der Zielgruppe angepasst. Die Geschichten erzählen von Sonderfällen und Abweichungen vom weihnachtlichen Alltag und zeigen, wie die Figuren damit umzugehen lernen – auf für Kinder immer nachvollziehbare und unaufgeregte Weise.
In den Pausen zwischen den Episoden sorgen kurze poetische Sequenzen mit funkelnden Sternen auf schwarzer Leinwand für eine Pause im Kopf der kleinen Kinozuschauer*innen. Dabei sind sie wie auch die einzelnen Episoden mit beschwingten Kompositionen von Filmmusiker Pablo Pico unterlegt, der auch den Soundtrack zu Filmen wie „Die fabelhafte Reise der Marona“ (Anca Damian, 2020) und „Sirocco und das Königreich der Winde“ (Benoît Chieux, 2023) verantwortete. Die Musik gibt dem Film eine unbeschwerte Färbung und stimmt mit ihren Variationen klassischer Musikstücke – besonders in den Zwischenspielen – auch auf der Tonebene auf Weihnachten ein.
Darüber hinaus erzählen die Kurzfilme der preisgekrönten Filmemacher*innen aus aller Welt von unterschiedlichen Kulturen und Traditionen: Da tauchen Weihnachtsmänner auf, aber auch fabelhafte Fantasiewesen wie der Tanuki aus japanischen Geschichten, der gerne Streiche spielt und sich verwandeln kann. Die Figuren – Tiere wie Menschen – schmücken Christbäume und verspeisen die süße Suppe Shiruko, ebenfalls ein Brauch aus Japan. Aber ganz egal wo und wie das Fest in „Weihnachten der Tiere“ gefeiert wird, eine Sache ist überall gleich: Die Figuren kümmern sich umeinander. Das verbindet nicht nur die einzelnen Episoden untereinander, das betont dann auch nochmal, dass es an Weihnachten vor allem ums Zusammensein geht. Und dazu passt natürlich auch hervorragend, dass man sich diesen Familienfilm mit ganz kleinen Kindern ebenso wie mit größeren und erwachsen gewordenen Kindern ansehen kann.
Verena Schmöller
Le grand Noël des animaux - Frankreich, Deutschland 2024, Regie: Caroline Attia, Ceylan Beyoğlu, Olesya Schchukina, Haruna Kishi, Camille Alméras, Natalia Chernysheva, Kinostart: 21.11.2024, FSK: ab 0, Empfehlung: ab 4 Jahren, Laufzeit: 68 Min., Musik: Pablo Pico, Produktion: Les Valseurs, Luftkind, ARTE France Cinéma, Verleih: Luftkind.
Altersempfehlung 3-5 Jahre
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